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Kraftstoff Biomethan

Landwirt eröffnet eigene Bio-Tankstelle

Das Wendland ist nicht nur für ihre Proteste gegen Castortransporte nach Gorleben bekannt. 2006 wurde in Jameln von der Raiffeisen-Warengenossenschaft Jameln e.G. die erste Biogastankstelle Deutschlands in Betrieb genommen. Die jetzt eröffnete befindet sich knapp 10 Kilometer weiter nördlich in Dannenberg. Diese wird vom Landwirt und Biogasanlagenbetreiber Horst Seide betrieben, der das Biomethan für seine Tankstelle in unmittelbarer Nachbarschaft selbst erzeugt. Seine etwa ein Kilometer entfernte Biogasanlage produziert 700 Normkubikmeter Rohbiogas pro Stunde. Eine Hälfte wird verstromt, 350 Normkubikmeter werden zu Biomethan in Erdgasqualität per Aminwäsche aufbereitet.

Kraftstoff per Aminwäsche

Bei den Aminwäschen werden Schwefel und Kohlendioxid aus dem Rohbiogas über Amine herausgewaschen. Dann werden sie durch Erhitzen der Waschlösung aus dieser wieder gelöst, so dass das Amin für die nächsten Waschgänge zur Verfügung steht. Die Wärme für dieses Reinigungsstoff-Recycling stammt aus der Abwärme der Stromproduktion einer Biogasanlage – so auch bei Seide. Seide erzielt ein Biomethan mit einem Gehalt von 99,5 Prozent im Schnitt.

Seide will 500 Kunden

Die Aufbereitungsanlage stammt von der Dreyer und Bosse Kraftwerke GmbH aus Gorleben, die bis letztes Jahr im Bereich Biogas allein Blockheizkraftwerke baute und nun auch Aufbereitungsanlagen auf Basis der Aminwäsche konstruiert. Seide speist das aufbereitete Methan in eine angrenzende Erdgasleitung ein. Ein anderer Teil fließt zur Tankstelle. Dort wird das Gas verdichtet und in Hochdruckflaschen für den Tankbetrieb gespeichert. Der Kilopreis fürs Biomethan betrug zum Zeitpunkt der Eröffnung der Tankstelle 1,034 Euro. Mehr als 70 Kunden hat der Dannenberger in den ersten Tagen bereits akquiriert. Sein Ziel sind 500. Jameln hat derzeit etwa 200.

Der doppelt viel Wert

In Seides Biogasanlage werden nachwachsende Rohstoffe (NawaRos) sowie Pflanzenabfälle und Obstreste vergoren. Die einzelnen Fraktionen werden auseinander gerechnet, so dass an der Tankstelle ein Biomethan nur aus den biogenen Reststoffen angeboten wird. Das hat für den Betreiber einen Vorteil. Nach dem Biokraftstoffquotengesetz zählt ein Kraftstoff der so genannten zweiten Generation (produziert aus Nichtnahrungsmitteln) bei der Quotenerfüllung doppelt. Kraftstoffunternehmen sind verpflichtet, einen Anteil von 6,25 Prozent Biokraftstoffen an in Verkehr gebrachte Treibstoffe nachzuweisen. Gelingt ihnen das nicht, müssen sie Strafe zahlen. Eine Möglichkeit Deckungslücken zu füllen, ist von Biokraftstoffproduzenten die Biokraftstoffeigenschaften in Form von Zertifikaten zu kaufen und sie zur Quote zuzurechnen. Seides Zertifikate zählen doppelt. (Dittmar Koop)