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Kommunen

Nordstrander Inselenergie: 100 Prozent Erneuerbare

Die Nordstrander Inselenergie ist ein Biogaskraftwerk, das 107 Haushalte mit Wärme versorgt, Strom je nach Bedarf erzeugt sowie mit überschüssiger Wärme Saatgut trocknet und kühlt. Fünf Millionen Euro sind in zwei Fermenter, Blockheizkraftwerke (BHKW) und Nahwärmenetze geflossen. Das System nutzt Energieressourcen so vollständig wie wenige andere.

Auf dem Hof unseres Lesers Karl-Volkert Meyer (Foto Kasten) müssen die Besucher den geschäftig herumkurvenden Traktoren ausweichen. Die Landmaschinen fahren Erde weg für den Sichtschutz des zweiten BHKW. „Das hier ist ein Projekt der kleinen Stellschrauben“, sagt Meyer. Mitinvestor Thorben Holsteiner lässt wissen: „Mit seinen neuen Mützen hat sich MT noch nicht auf die Insel getraut.“ Er spricht von den großvolumigen neuen Speicher-Abdeckungen des Anlagenzulieferers MT-Energie. Die Nordseewinde auf Nordstrand könnten größere Kappen verwehen.

Gülle und Gräser

Die drei Partner verfügen über alle Ressourcen für die Anlage. Joachim Maart ist Milchbauer. Er liefert den Großteil der Gülle, ein Drittel des Biomasse-Jahresbedarfs. Saatgutzüchter Meyer baut die Energiepflanzen an: Zu 55 Prozent vergärt die Anlage Mais, Getreide, Gräser und ein Hafer-Bohnen-Gemenge. Für dieses Mischverhältnis gewährt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein Vergütungs-Plus. Zudem trocknet überschüssige Wärme Saatkörner oder kühlt über eine Absorptionsanlage Saatkartoffeln. Holsteiner ist Chef der Maschinenringe Schleswig-Holstein Energie Pool (MEP), die auch die komplexe Steuerung entwickelt haben.

Das restliche Gärfutter ist Rindermist. Damit lassen sich die Gärprozesse steuern. Weitere Viehhalter liefern Mist kostenlos im Tausch gegen Gärsubstrate. Als Dung auf Wiesen verunreinigen die den Tierfuttergrünschnitt weniger als Gülle.

Aus den Blockheizkraftwerken erhalten die Kunden ihre Wärme garantiert um ein Viertel günstiger als aus einer Ölheizung. Der Strom fließt als EEG-Regelenergie.

Das Projekt in Zahlen

Karl-Volkert Meyer auf seinem Hof. - © Foto: MEP
Karl-Volkert Meyer auf seinem Hof.

Biogasanlage und BHKW: 730 kW elektrisch, 870 kW Wärme
Zwei Fermenter: je 1.503 m³
Gärproduktlager: 4.000 m³ (beheizt auf 43 Grad)
Nachgärer: 2.700 m³ (beheizt auf 43 Grad Celsius)
Standort: Nordstrand
Stromerzeugung pro Jahr: 4,4 Millionen Kilowattstunden
Wärmeversorgung: 107 Haushalte
Einsatzstoffe: 16 Tonnen Rindergülle, sechs Tonnen Mist, 28 Tonnen Silage aus Getreideganzpflanzen, Gras, Mais, Bohnen
Spitzentrumpf: Extra-Rohstoffvergütung, Flexibilitäts- und Managementprämie, Regelenergie-Preise
Gesamtkosten: rund fünf Millionen Euro
Steuerung: als Teil eines virtuellen Kraftwerks

(Tilman Weber)