Katharina Garus
Airbus hat das Aus des größten Passagierflugzeugs der Welt verkündet, des A380. Die letzten Exemplare, die noch in den Auftragsbüchern stehen, werden noch gebaut, danach ist das Flugzeug Geschichte. Geschichte und ein Millionengrab. Denn in die Entwicklung des Riesenfliegers flossen 12 Milliarden Euro.
Doch was hatte Airbus einst zur Entwicklung des Giganten der Lüfte getrieben? Anfangs war es ein Streben nach mehr Wirtschaftlichkeit. So hoffte man, mit immer größeren Flugzeugen die Luftfahrt effizienter machen zu können. Doch bald spielte ein weiterer Aspekt eine nicht unwichtige Rolle: der Konkurrenzkampf mit dem US-Wettbewerber Boeing und seinem Jumbo-Jet 747, dem bis dato größten Passagierflugzeug der Welt. Es ging nicht mehr nur darum, die Luftfahrt voranzubringen, es ging auch darum, das größte Passagierflugzeug der Welt sein Eigen nennen zu können. Es ging ums Prestige.
Lehrstunde für die Windenergie
Und was hat das alles mit der Windenergie zu tun? Auch hier sehen wir im Streben nach mehr Wirtschaftlichkeit immer leistungsfähigere, immer größere Turbinen. Kein Jahr vergeht, in dem nicht ein anderer Hersteller die größte Windenergieanlage der Welt zu vermelden weiß – mal als bereits errichtet, mal als geplante Neuentwicklung.
Und in diesem Zusammenhang dürfen Siemens Gamesa, MHI Vestas und GE das Aus des A380 durchaus als Warnung verstehen. So lange das Immer-Größer der Turbinen der Wirtschaftlichkeit dient, die Kosten reduziert und die Effizienz der Technologie voranbringt, ist alles gut. Doch sobald ein Prestige-Kampf die bestimmende Motivation für Größenwachstum wird, wird es gefährlich. Denn dann kann es nur Verlierer geben.
Warum? Weil unendliches Größenwachstum, angetrieben aus endlichen Ressourcen, rein physikalisch nicht funktionieren kann. Deswegen gilt es zu erkennen, wann das Streben nach Größe seine gesunde Motivation verliert. Ich drücke die Daumen, dass das den Windenergieanlagenherstellern gelingt, wenn es dann soweit ist.