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Kommentar zu Nuklearplänen der EU

Krieg der Atomlobby gegen Zukunftskurs

In Brüssel sorgt ein Papier für Furore, das die Förderung und Finanzierung der Atomkraft propagiert. Neue, "innovative" Minimeiler sollen entwickelt und gebaut werden. Als Vorwand dient der EU-Kommission die Reduzierung der Abhängigkeit von russischem Gas. Das ist Quatsch! Gas lässt sich nicht einfach durch Atomstrom ersetzen. 40 Prozent Erdgas der EU kommen aus Russland. Aber nur rund zehn Prozent des gesamten Gasverbrauchs der Deutschen dienen der Stromerzeugung. Die EU-Kommission muss schon erklären, was sie mit ihrem Papier für die Renaissance der Atomkraft bezweckt. Die ersten neuen Atommeiler sollen 2030 an Netz. Putin wird bis dahin kein Thema mehr sein.

Und auch das gern hervorgekramte zweite Argument, man müsse CO2-freie Technologien fördern, um den Klimazielen gerecht zu werden, steht auf tönernen Füßen. Wie Deutschland während der Pfingsttage gezeigt hat, ist die Versorgung mit 100 Prozent Regenerativstrom möglich. Zudem ist Atomenergie keine CO2-freie Stromquelle. Vor allem bei der Förderung von Uran entstehen klimaschädliche Treibhausgase. Eine Kilowattstunde verursacht dadurch im Durchschnitt 32 Gramm CO2. Alle Regenerativquellen erzeugen dagegen deutlich weniger CO2.

Wenn man bedenkt, dass 2016 das 30. Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl ist und fünf Jahre nach Fukushima, erscheinen die Spekulationen die EU-Kommission über den Ausbau der Atomkraft in Europa nicht nachvollziehbar. Völlig weltfremd und lernunfähig werden stattdessen die Interessen der Atomlobby verteidigt. Das Ganze wird auch noch gerechtfertigt mit Verpflichtungen aus der Europäischen Atomgemeinschaft Euratom. Im Euratom-Vertrag hatten sich die Unterzeichnerstaaten vor einer halben Ewigkeit - 1957 - dazu verpflichtet, die Entwicklung einer mächtigen Kernindustrie zu sichern. Artikel1: „Aufgabe der Atomgemeinschaft ist es, durch die Schaffung der für die schnelle Bildung und Entwicklung von Kernindustrien erforderlichen Voraussetzungen zur Hebung der Lebenshaltung in den Mitgliedstaaten und zur Entwicklung der Beziehungen mit den anderen Ländern beizutragen.“ Das war in einer Zeit, als man noch an "Duck and Cover" geglaubt hat. Gleichwohl, darauf beruft sich die EU-Kommission heute. Es ist an der Zeit, dass in Brüssel endlich frischer Wind weht. Ein Abschied von den alten Strippenziehern der Atomlobby ist dringend nötig. Wir können uns die Atomkraft wirtschaftlich und vor allem ökologisch nicht leisten. Die erneute Diskussion über das Thema ist Zeit- und Ressourcenverschwendung. Stattdessen sollte die Systemintegration der Erneuerbaren vorangetrieben werden. (Nicole Weinhold)