Waren Ihnen die bisherigen Windmessgeräte nicht gut genug? Ihr iSpin unterscheidet sich ja recht deutlich von anderen Anemometern.
Mit dem iSpin System ist man in der Lage, Windmessungen direkt vor dem Rotor durchzuführen. Wir messen mit iSpin tatsächlich den Wind da, wo er strömungsfrei auf die Anlage trifft, denn die Verwirbelungen hinter dem Rotor spielen dort vorne keine Rolle. Die drei Ultraschall-Sensoren werden dauerhaft auf dem Spinner installiert und liefern wesentlich genauere und umfangreichere Messdaten als die bisher üblichen Gondel-Anemometer. Wir können auf diese Weise Windrichtung und Windgeschwindigkeit, aber auch Turbulenzintensität und Leistungskurve genau vermessen.
Wirken sich die Verwirbelungen hinter dem Rotor denn so gravierend aus?
Verwirbelungen beeinträchtigen die Genauigkeit der Windmessungen – insbesondere bei der freien Windgeschwindigkeit und Windrichtung. Dadurch ist die Turbine möglicherweise nicht exakt zum Wind ausgerichtet, und es kommt zu Ertragsverlusten. Hinzu kommen auch erhöhte Lasten in den Anlagen, wenn die Ausrichtung zum Wind nicht stimmt. Da können wir helfen mit iSpin, denn die genauen Windmessdaten ermöglichen bessere Steuerung. Durch den Wegfall des Repowering-Bonus im Erneuerbare-Energien-Gesetz werden ältere Windturbinen künftig voraussichtlich nicht so schnell durch neue Anlagen ersetzt, sondern über die 20 Jahre Laufzeit hinaus betrieben werden. Die dafür erforderlichen Standsicherheitsgutachten sind schwerer zu bekommen, je mehr Lasten die Anlage aushalten muss.
Weniger Lasten heißt, die Anlage wird insgesamt mehr geschont, richtig?
Durch Reduzierung der Lasten spare ich bei der einen oder anderen Großkomponente richtig viel Geld.
Aber ist es für eine zehn Jahre alte Anlage nicht zu spät, sie noch durch das iSpin Spinner-Anemometer zu entlasten?
Bei einer Anlage, die 15 Jahre und älter ist, dürfte das Nachrüsten nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll sein. Bei Anlagen, die um die acht Jahre gelaufen sind, haben Sie auf jeden Fall noch einen Return of Investment, vor allem wenn bisher unentdeckte Gondelfehlausrichtung korrigiert wird. Und das ist häufig notwendig, denn mehr als die Hälfte aller mit iSpin vermessenen Anlagen hatten signifikante Gondelfehlausrichtungen. Der Einsatz von iSpin führt im Durchschnitt zu einer Ertragssteigerung von zwei Prozent im gesamten Windpark.
Wie sehen die bisherigen Messergebnisse aus?
Wir haben unsere Leistungskurven-Vermessungen mit herkömmlichen Anemometern auf einer Turbine und mit Windmessmasten verglichen. Demzufolge haben wir mit iSpin rund 30 Prozent weniger Streuung als mit anderen Messverfahren. Damit können wir eine sehr viel genauere Leistungskurve zu wesentlich geringeren Kosten anbieten. Mithilfe einer Vorher-Nachher-Leistungskurvenvermessung kann ich nachweisen, wie wirksam eine Optimierungsmaßnahme an einer Windenergieanlage war. Die meisten Kunden machen da nur einen Skalendatenvergleich. Doch der Vergleich hinkt, weil Ihnen die notwendige Position der Windenergieanlage fehlt. Zudem muss die richtige Windgeschwindigkeit verglichen werden. Das wird aber kaum gemacht, weil es sehr aufwändig ist. Mit unserem Messverfahren können wir dagegen genau sagen, in welchem Sektor welche Windgeschwindigkeit mit welcher Leistungskennlinie festgestellt wurde.
Es gibt ja viele unterschiedliche Anemometer vom Schalen- über das Kugel- bis zum Laseranemometer. Wie sind Sie auf die iSpin Messtechnologie gekommen?
Es gab mal vor 10 oder 15 Jahren so eine Art Drehanemometer an einer Stange vorn am Spinner. Aber das hatte zu viel Wartungsaufwand in den Lagern verursacht, die für die Bewegungsfreiheit des Stangenmessgerätes gegen das Rotieren sorgten. Dadurch dass wir uns mit dem Spinner drehen, sind wir aber völlig wartungsfrei. Das ist von der dänischen Universität entwickelt und 2008 zum Patent angemeldet worden. Romo Wind hat 2011 das Patent gekauft.
Kam das Patent vom Risø?
Genau. Risø ist auch noch mit Analysen beauftragt. Wir lassen dort gerade zum Thema Netzabschaltung durch den Netzbetreiber im EEG Paragraph 24 untersuchen, welchen Einfluss die iSpin Messmethode dort hätte. Bei Netzabschaltung findet ja eine Zwangsvergütung statt. Wenn wir eine höhere Windgeschwindigkeit nachweisen als das herkömmliche Anemometer, hat der Betreiber mehr Erträge, die er geltend machen kann – und damit auch einen besseren Profit. Aber das ist ein Thema, das noch nicht ausgereift ist. Das wollen wir jetzt in Absprache mit den Kunden erarbeiten.
Wofür könnte man die Messdaten noch nutzen?
Das iSpin System ist gemäß IEC 61.412.2 als alternatives Messinstrument zum Windmessmast zugelassen, das ist auch durch Windtunnel mit den ganzen Kalibrierungen nachgewiesen. Wir müssten jetzt nur einmal mit einem Windmessmast im Windsektor vermessen. Und dann können wir auch absolute Leistungskennlinien ausgeben. Wir messen auch mit Großkunden in Echtzeit, um festzustellen, was wir den Kunden zur Verfügung stellen können, um Condition Monitoring Systeme zu unterstützen. Es wird ja viel gemessen, aber man weiß meistens nicht: Steht die Gondel richtig im Wind? Wenn sie nicht richtig im Wind ausgerichtet ist, weiß ich nicht, ob die Lasten aus der Anlage selbst kommen oder durch eine Schräganströmung entstehen. Solange ich das nicht weiß, kann ich die Messergebnisse nicht sinnvoll verwerten. Wir sind darüber auch mit entsprechenden Messinstituten im Austausch.
Wie muss sich der Betreiber die Zusammenarbeit vorstellen? Was wird von Ihrem Haus unterstützt?
Wir unterstützen im gesamten Prozess der Windmess-Optimierung, von der Planung bis zur Installation. Der Hersteller muss erst mal bestätigen, dass er der Installation der iSpin Sensoren zustimmt, denn oft gibt es Serviceverträge, die bauliche Veränderungen beschränken. Und dann ist noch wichtig: Wie wird eine Fehlausrichtung einer Gondel behoben? Wir arbeiten unter anderem mit Availon zusammen. Im Prinzip ist es kein Problem, die Zustimmung des Herstellers zu bekommen.
Die Daten werden an uns über Funkkarten übertragen. Wir stellen den Kunden regelmäßig Windberichte mit Lösungsvorschlägen für etwaige Probleme zur Verfügung. Wir beraten Betreiber zudem durch unsere Windspezialisten. Wir richten uns da nach den Bedürfnissen des Kunden und sind immer neugierig auf Erfahrungen und offen für Gespräche.
Das Interview ist in gekürzter Form in der Dezember-Ausgabe unseres Magazins erschienen. Holen Sie sich das E-Paper, um weitere spannende Artikel zu lesen. (Nicole Weinhold)