Nicole Weinhold
Peter Wells, Onshore Wind Leader for Europe & SSA, GE Renewable Energy, und Vincent Schellings, General Manager Engineering & Product Management - Offshore Wind, GE Renewable Energy, sprechen im Interview über Technik, Offshore, Zulieferer und vieles mehr. Ein weiteres Interview zur Großturbine Haliade-X lesen Sie in unserer aktuellen Printausgabe 7/2018.
Weltweit ist der Preis für Windkraftanlagen um rund 20 Prozent eingebrochen, was heißt das für die Hersteller?
Peter Wells: Die Stromgestehungskosten sind gesunken. Der Grund, warum wir so massiv in neue Technologie investieren ist, dass wir auf allen drei Wertebenen arbeiten. Die Produktionsebene über die Lebenszeit eines Projektes beobachten, die Kosten der Turbine beobachten, die entstehenden Kosten beobachten. Es ist die Kombination dieser Dinge.
Wir müssen den gesamten Wertschöpfungsprozess eines Projektes beobachten. Der Turbinenpreis ist nur ein Element von allen. So wie die Preise sinken ist es gut. Offensichtlich liegen wir unsere Investitionen in Forschung und Entwicklung immer ein Stück vor dem Kostendruck, um sicher zu sein, dass wir ein gutes Geschäft machen.
Vincent Schellings: Wenn wir uns das Offshore-Geschäft ansehen, sind die Stromgestehungskosten dramatisch gefallen. Vor allem in Deutschland mit einem Ausschreibungsgebot von Null Cent. Einer der entscheidenden Punkt, dort hinzukommen, sind größere Turbinen. Aber wenn man kostengünstig größer bauen will, braucht man eine neue Technologie. Das ist im Wesentlichen, was wir mit Haliade-X machen. Wir entwickeln eine große Turbine, die es unseren Kunden erlaubt, weniger Anlagen zu installieren. Dadurch hat der Kunde weniger Fundamente, weniger Innerparkverkabelung, man hat eine schneller Installationszeit, was bedeutet, dass man während eines Sommers mehr schaffen kann. Man kann also in den Zeiten mit den besseren Wetterbedingungen arbeiten und muss weniger Risikoreserven vorhalten. Das Wichtigste ist Größe, aber die verlangt Technologie.
Welche Märkte sind für GE attraktiv?
Peter Wells: Meine Märkte sind Europa, Sub-Sahara und Afrika. Wenn ich an Europa denken, dann gibt es da unsere Kernmärkte, die groß sind und seit Jahren relativ stabil bei den Aufstellungszahlen. Deutschland ist so ein Markt, Frankreich auch. Dann gibt es Märkte in der Entwicklung, wir sehen zum Beispiel viele Aktivitäten in den Balkanstaaten und Ländern wie der Ukraine. Dort sind wir aktiv. Schweden, Norwegen und Finnland ebenfalls.
Wie steht es um Russland?
Peter Wells: Da sind wir nicht aktiv. Afrika ist interessant, Südafrika hat so etwas wie Aktionen initiiert. Dort wurde gerade ein Positionspapier veröffentlicht, wo sie ihren langfristigen Energiemix beschreiben. Wind und Solar werden unterstützt. Atomkraft wird beendet. Der Markt sieht also interessant aus. Und dann gibt es viele afrikanische Staaten, die sich für Windkraft interessieren: Äthiopien, Kenia, Sambia.
Vincent Schellings: Im Offshore-Geschäft sind weniger Länder aktiv, aber Großbritannien ist natürlich attraktiv, weil es der größte Offshore-Markt ist. Zudem haben jetzt auch die Niederlande und Deutschland sehr stabile Rahmenbedingungen, die Länder sind also auch interessant. Und außerhalb Europas, vor allem in den USA, gehen die Offshore-Aktivitäten zügig voran. Im Frühjahr waren die Ausschreibungen: Große Projekte – und wegen der Ergebnisse aus PPA-Perspektive werden mehr und mehr Staaten an der Ostküste ebenfalls Ausschreibungen machen.
Wie sieht es mit Zulieferern aus? Kann man an dieser Stelle Geld sparen?
Peter Wells: Die Anpassung der Zulieferkette ist als vielen Gründen wichtig. Zum Beispiel um einen Partner für Technologieentwicklung zu finden. Das andere sind langfristige Verträge und Mengenverträge, um bessere Preise zu erzielen. Aber man muss auch die Gesamtproblematik verstehen. Das ist ein wichtiger Teil unserer Strategie.
Wird Asien wichtiger?
Peter Wells: Ja. Und wir produzieren in China. Für Onshore-Wind haben wir eine Produktion in Shenyang. China ist ein toller Markt. Die Frage ist, wie man in diesem Markt relevant bleibt. Es gibt viele chinesische Hersteller, aber für GE läuft es trotzdem ganz gut. Wir haben ein gutes Gesundheitsvorsorgegeschäft, das den Markt versteht und wie man sich regional aufstellt. Die Lektion für uns ist: es mag ein komplizierter Markt sein, um dort Fuß zu fassen. Aber wir schaffen das und schauen nach China, nicht nur für Billigproduktion. Für uns ist es ein Markt wo wir verkaufen, installieren und Anlagen-Service machen. Thailand und Vietnam ebenfalls.