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Installationsprognose bis 2017

Windbranche erwartet zwei megastarke Jahre

Das Beratungsunternehmen Övermöhle Consult amp; Marketing GmbH führt seit 2001 jährlich eine Marktbefragung unter 140 deutschen Projektentwicklern zu geplanten Windprojekten in den nächsten zwei oder drei Jahren durch. Das Hamburger Unternehmen fokussiert sich auf Mittelfristprognosen und hat damit in den vergangenen Jahren nah an dem tatsächlichen Ergebnis gelegen. Bei den Windenergietagen von Spreewind und BWE Berlin-Brandenburg nannte Geschäftsführer Klaus Övermöhle gestern erste Zahlen aus der Studie, die Ende des Jahres veröffentlicht wird: „Nach unserer Prognose wird 2015 ein sehr gutes Jahr für die Windenergie an Land mit 3.600 MW Minimumziel, davon Repowering-Anlagen mit 150 MW.“ 2016 werde es marginal verringerte Aufstellungen geben mit 3.300 MW. Für 2017 geht er von dem Ziel der Bundesregierung von 2.500 MW aus. Hier sei auch die Frage, wie sich Ausschreibungen und Vergütungsabsenkung auswirken werden.

Ursachen für eine positive Entwicklung

Bezüglich der Verfügbarkeit von Windenergieanlagen auf dem Markt sagte er, die Wartezeit liege bei 9 bis 12 Monaten, die Anlagenpreise seien weiter stabil. Als Ursache für die positive Entwicklung nennt Övermöhle unter anderem neue Windeignungsgebiete. „Werden neue Flächen ausgewiesen, gibt es einen starken Zubau.“ In Schleswig-Holstein seien es bis zu 1,7 Prozent der Landesfläche. Weiterer Grund für die Weiterentwicklung seien höhere Türme und größere Rotorflächen: „Windschwächere Flächen können bebaut werden. Man kann aber nicht an jedem Standort Anlagen aufstellen.“ Sie bräuchten Minimum 6 m/s in Nabenhöhe, damit sich das Geschäft lohnt. Sonst bestehe die Gefahr einer Insolvenz.  

Erfolgreiche Jahre liegen hinter der Branche

„Die Entwicklung in der deutschen Windkraftinstallation war in den vergangenen vier Jahren sehr stark“, sagte Övermöhle. Jeweils habe es Zuwächse um rund 20 Prozent gegeben. „2011 war das Jahr der Fukushima-Katastrophe, da gab es eine Rückwärtsrolle bei der Atomkraft. Entsprechend ging es mit der Windkraftnutzung stark voran“, erinnerte er in einem Rückblick. Die Windbranche sei noch nicht alt: 1991 waren erst 108 Megawatt (MW) errichtet, am 30.6.2014 waren es 35.388 MW an Land und auf See noch einmal 628 MW. „Unsere Kunden konnten in den letzten Jahren gutes Geld verdienen und sind gut positioniert für die Zukunft.“ Er merkte aber auch kritisch an: „Es gibt Unternehmen, die visionäre Ziele haben, aber die Realitäten haben sie eingeholt. Einige sind sogar in Insolvenz gegangen, trotz guter Rahmenbedingungen, was tendenziell unverständlich ist.“

Kleiner Offshore-Planer erfolgreich

Övermöhle lobte im Zusammenhang mit den positiven Installationszahlen ausdrücklich die Leistung von Joachim Falkenhagen, dem es gelungen sei, als kleiner Betreiber einen großen Offshore-Windpark ans Netz zu bringen. Meerwind ist als erster Offshore-Windpark Schleswig-Holsteins gerade eingeweiht worden. Zwar steht als großer Investor Blackstone dahinter. „Dass ein Berliner Projektierer den ersten Offshore-Windpark ins Schleswig-Holstein ans Netz bringt – vor Eon und Co. –das ist eine Leistung!“

Windschwache Jahre und Repowering

Die Stromproduktion durch Windkraft kam Ende 2013 auf 8,5 Prozent des Bruttostromverbrauchs. Dieser Anteil sei nicht wirklich in den vergangenen zwei Jahren vorangekommen, weil Deutschland zwei schwache Windjahre erlebt hatten.

Zum Thema Repowering berichtete der Consultant, im ersten Halbjahr 2014 seien 74 MW abgebaut worden. Bisher wurden erst 1.594 Windenergieanlagen mit 865 MW repowert. „Ich gehe davon aus, dass das weiter zunehmen wird, weil die Anlagen immer älter werden“, so Övermöhle. Andererseits sei der Repowering-Bonus weggefallen.

USA: Niedrige fossile Preise machen Windkraft zu schaffen

Zur Situation im Ausland merkte der Consultant an, Länder wie Italien, Rumänien, aber auch der US-Markt seien zusammengebrochen. „Primärer Grund in den USA sind steuerliche Änderungen, aber dahinter stehen auch extrem niedrige Öl- und Gaspreise durch Fracking.“ Deutschland habe dagegen eine hohe Nachfrage trotz Vergütungsabsenkung. „Hauptgrund dafür sind niedrige Zinsen. Das ist dienlich.“ Investoren seien hierzulande unter anderem institutionelle Anleger, Stadtwerke, regionale Energieversorger, Energiegenossenschaften.

Abschließend merkte er an: „Ich finde es positiv, dass wir im neuen EEG einen Ausbaupfad haben von 2.500 MW an Land. Wir haben dadurch weitere Planungssicherheit bis 2016.“ Allerdings sei die Branche nach wie vor abhängig von politischen Entscheidungen. „Es soll keine Sicherheit geben, denn mit jeder Megawattstunde verdrängen wir die konventionellen Energien. Deshalb müssen wir mit dieser Verunsicherung leben“, folgerte er. Ab 2016 erwarte die Branche maximale Vergütungsabsenkungen von 1,2 Prozent - nicht pro Jahr, sondern pro Quartal. Das sei eine Herausforderung. Dennoch schloss er: „Ich bin persönlich überzeugt, dass es mit dem Windenergieausbau voran geht.“ (Nicole Weinhold)