Messen sind Schaufenster für Produkte und Innovationen, für die Leistungsfähigkeit eines Wirtschaftszweiges. Mindestens ebenso aber sind sie Spiegel der aktuellen Situation und Stimmung. Das gilt mehr denn je für die Husum Windenergy 2010, die am 21. September ihre Pforten öffnet. Und die Stimmungslage der nationalen und internationalen Windindustrie befindet sich im Umbruch. Denn die Windenergie ist derzeit von einem nachhaltigen Wandel geprägt und hat zugleich die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise zu verkraften, erklärt der Geschäftsführer beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thorsten Herdan: „Da ist viel Bewegung drin.“
Bewegung, die unter anderem von den mit Macht auf den Markt drängenden Anlagenbauern aus Asien, allen voran aus China und Korea, erzeugt wird. Mit Sinowell und Goldwind hätten sich bereits zwei chinesische Hersteller unter die Top Fünf weltweit vorgearbeitet, erinnert Herdan und fragt: „Wie lange werden die noch in erster Linie auf dem asiatischen Markt unterwegs sein, wann kommt der Markteintritt in den USA, wann in Europa?“
Der Geschäftsführer der Messe, Hanno Fecke, erkennt, nicht zuletzt anhand der sich verändernden Ausstellerstruktur, folgenden Trend: „Automobilzulieferer suchen nach neuen Märkten und werden in der Windindustrie fündig.“ Besonders Unternehmen aus diesem Segment drängten derzeit auf die Messe, die in diesem Jahr ein Wachstum von 40 Prozent verzeichnet.
VDMA-Geschäftsführer Herdan weist auf einen weiteren wichtigen Aspekt hin. Deutschland, der Windenergiepionier, spiele mit seinem Acht-Prozent-Markt zwar immer noch eine bedeutende, aber nicht mehr die Hauptrolle in der von zunehmender Globalisierung geprägten Windwirtschaft. Deren Augenmerk gelte folgerichtig jetzt der Aufarbeitung der weltweiten Wirtschaftskrise. Denn auch wenn die Branche sich in der Krise als stabiler Posten erwiesen hat – unberührt geblieben ist sie von dieser nicht. Da hätten zum Beispiel Zulieferer Kapazitäten aufgebaut, die in der Krise nicht in dem geplanten Umfang abgerufen wurden. Herdan: „Wie künftig die Wertschöpfungsketten optimal gestaltet und genutzt werden, ist eine wichtige Frage, der wir uns stellen müssen. Dazu bietet die Husum Windenergy – die Windleitmesse für den europäischen Markt – eine hervorragende Plattform.“
Themen aus der Bundespolitik dürften zwar das mehrheitlich internationale Messepublikum weniger interessieren, wirken aber durchaus über Deutschlands Grenzen hinaus. Da ist einmal das Energiekonzept, das die Bundesregierung für diesen Herbst angekündigt hat. „Die Staatssekretäre Jochen Hohmann aus dem Bundeswirtschaftsministerium und Katherina Reiche aus dem Bundesumweltministerium werden dazu im Rahmen der Pressekonferenzen der Messe ganz bestimmt gefragt werden“, erwartet Fecke. Dass mit Norbert Röttgen (Umwelt) und Rainer Brüderle (Wirtschaft) erstmals gleich zwei Bundesminister die Schirmherrschaft übernommen haben, darf als Hinweis auf die Bedeutung gewertet werden, die man der Husum Windenergy auch in Berlin beimisst.
Zum Zweiten ist da die anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die sich die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag zum Jahresbeginn 2012 vorgenommen hat. Das bedeutet, diese Husum Windenergy ist die letzte vor der Novelle – ein Anlass also für die Branche, dieses Forum zu nutzen, um ihre Wünsche und Forderungen zu definieren. „Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der Windenergie“, so der Pressesprecher des Bundesverbandes Windenergie (BWE) Ulf Gerder. Als zentrale Anliegen nennt er den Vorrang bei der Netzeinspeisung und eine garantierte Vergütung für den Windstrom.
Thema bewegt
Kein eigentlich nationales Thema, aber eines, das die Windbranche hierzulande wegen der Gegebenheiten vor der eigenen Haustür in Nord- und Ostsee besonders bewegt, ist die Verfügbarkeit der Offshore-Technologie. Einerseits haben gerade die großen Energieversorger – von denen die meisten auch auf der Ausstellerliste der Husum Windenergy 2010 stehen – laut Messechef Fecke in den vergangenen Jahren sehr stark in den Offshore-Bereich investiert, entsprechende Unternehmen übernommen oder sind über das Thema Netz mit dem Thema Offshore konfrontiert worden. Und Bundesumweltminister Röttgen hat vor wenigen Wochen Bundesbürgschaften angekündigt und die Überzeugung geäußert, dass die Windenergie auf dem Meer nur Gewinner kenne.
Die Branche aber weiß nicht erst seit den technischen Problemen auf dem Testfeld Alpha Ventus um die Hemmnisse, die den Ausbau der Windenergie in Deutschland verzögern, ungeachtet der zahlreichen vorliegenden Baugenehmigungen; insgesamt 21 sind es nach Informationen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) zusätzlich zu Alpha Ventus in der Nordsee, drei in der Ostsee. „Das Thema Offshore wird sowohl technologisch als auch servicetechnisch diskutiert werden“, ist Fecke denn auch überzeugt.
Zu einem Stimmungsbild gehört auch das Rahmenprogramm rund um die Husum Windenergy 2010. Schließlich schreibt sich diese Messe von Beginn an auf die Fahnen, neben dem Geschäftlichen auch eine entspannte Atmosphäre zu pflegen – das besondere Husumer Flair eben. Die schon traditionelle Windwanderer-Party mit Live-Musik rund um den Husumer Hafen sowie das „Husum Windenergy Oktoberfest“ sind Beispiele dafür. Nicht umsonst wünscht der Geschäftsführer in seinem Grußwort den Ausstellern und Besuchern nicht nur „eine geschäftlich und persönlich erfolgreiche Husum Windenergy 2010“, sondern auch die „gewohnt fröhliche Stimmung“.