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HUSUM Wind

Windkraft-Pionier

Husum 1989: Es regnet in eine Viehauktionshalle. Eimer werden aufgestellt. Tiere müssen diesmal nicht vor Feuchtigkeit geschützt werden. Heute geht es um etwas anderes. Eine Weltneuheit findet in genau dieser Halle statt: Die erste Messe, die ausschließlich Windenergie präsentiert. Zu den ersten „Husum Wind Energie“-Tagen treffen 20 Aussteller auf 10.000 Besucherinnen und Besucher.
34 Jahre später ist aus dem ursprüngliche Entwicklergeist einzelner Pioniere vermutlich DIE Messe für erneuerbare Energien geworden. Statt der Viehhalle gibt es nun ein Messegelände für internationale Gäste. Doch einige Begründer der deutschen Windbranche sind bis heute nicht aus der Energielandschaft wegzudenken.

Pionierdenken für die Erneuerbaren

Per Lind ist einer der Pioniere, die von Anfang an dabei waren. Als Geschäftsführer von Getproject plant, realisiert und betreibt er seit mitlerweile 25 Jahren Projekte der erneuerbaren Energien. Für ihn gab es beruflich bereits sehr früh nur einen Weg: „Die ersten zehn Jahre nach dem Studium habe ich für einen großen Dieselmotorhersteller gearbeitet und mit diesem überall auf der Welt Kraftwerke geplant und gebaut. Nach zehn Jahren ist es mir nicht gelungen, diese Firma in Richtung erneuerbarer Energien zu drücken. Da bin ich dann frustriert da weggegangen und in die klitzekleine Windenergiebranche eingestiegen.“ Klitzeklein waren auch noch die Messeauftritte der Windenergie vor der Husum Wind. Auf der Umweltmesse in Neumünster, Kongresse zu verschiedenen erneuerbaren Energien und der Hannover Messe gab es zwar bereits vereinzelte Windenergie-Stände, doch hier bestand noch alles auf Selbstmacher-Basis.
„Kurz nachdem ich in die Branche eingestiegen bin, war ich 1988 auf der Hannover Messe. Dort gab es nur ein paar Windkraftanlagen-Pioniere aus Schleswig-Holstein, unter anderem Horst Frees mit seiner Firma Windkraft-Zentrale. Auf dem Stand hatte er nur ein paar selbst gemachte Prospekte, die er für eine Mark verkaufte. Der Stand war mit Aufklebern „AUSVERKAUFT“ gepflastert“ , berichtet Per Lind.

Technik von damals, Themen von heute

Das Interesse an der Windenergie bestand also schon in dieser Zeit Ende der achtziger Jahre. Kein Wunder ist es daher, dass die Pioniere aus Schleswig-Holstein 1989 ihre eigene Messe bekommen. Mit Husum wurde ein Ort gewählt in dem die Windenergie aufgrund der guten Vorraussetzungen beheimatet ist. Dagegen war zumindet 1989 die Infrastruktur für eine Messe mit 10.000 Besucherinnen und Besuchern eher nicht dafür ausgelegt. Dennoch präsentieren insgesamt 20 Ausstellerunternehmen ihre Innovationen für die Nutzung der Windkraft. „In meiner Erinnerung war ich 1989 auch da. Ich war damals in Braunschweig für die kleine mittelständische Firma Ventis als Geschäftsführer tätig. Wir haben im April ’89 den Prototypen einer Windenergieanlage auf dem Firmengelände aufgestellt. Das war eine Auftragsentwicklung mit 20 Metern Rotordurchmesser, 100 Kilowatt Generatorleistung und 36 Metern Nabenhöhe. Das war damals eine große Anlage.“
Seitdem haben sich Windkraftanlagen und die begleitende Technik stark entwickelt. Die bewegenden Themen der Messe waren zu dieser Zeit wenig oder viel überraschend, jedoch sehr ähnlich wie heute: Wie geht es weiter? Wie sieht die politische Unterstützung aus? Wie überzeugt man die Bevölkerung von den Vorteilen gegenüber fossilen Energieträgern? Wo bauen? Wie groß bauen? Wie am besten bauen? Der vorherrschende Grund auf die Husum Wind zu kommen lag damals wie heute wohl darin, Kontakte zu knüpfen und zusammen die gemeinsame Vision zu gestalten.
1993 hatte Per Lind mit seiner ein Jahr zuvor gegründeten Firma GET den ersten richtigen Stand. Auf der Husum Wind lernte er auch seine spätere Frau kennen, die dort als Studentin arbeitete. Mit Getproject wurden bis heute 165 Megawatt (MW) Windkraft realisiert. In der Projektpipeline stehen für das 52 Mitarbeitende umfassende Kieler Unternehmen Windprojekte über weitere 1.000 MW. Dennoch blickt Per Lind nicht nur mit Zufriedenheit auf das Geschaffte: „Wenn ich 1986 gesehen hätte, dass das so lange dauern wird. Ob ich es dann genauso gemacht hätte: Das weiß ich nicht.“ fk