Vestas holt sich in Deutschland die Marktführung 2023 offenbar zurück, nachdem diese 2022 zwischenzeitlich verloren gegangen war. Was ist die Basis dafür?
Jens Kück: Wir sind stolz, im ersten Halbjahr 2023 Marktführer in Deutschland zu sein mit den meisten errichteten und auch den meisten genehmigten Anlagen. Einen grossen Anteil daran hat unsere Enventus-Plattform.
Ihre Anlagen sind mit 7,2 Megawatt Höchst-Nennleistung vermutlich erstmal die leistungsstärksten an Land. Werden Sie weiter nachlegen müssen oder wie sollten sie auf aktuelle Bedarfe ausgereifter Märkte wie Deutschland nun reagieren?
Jens Kück: Unsere V172-7.2 MW Windenergieanlage bietet durch ihre hohe Modularität und standortspezifische Konfiguration den optimierten Business Case für jeden Standort. Sie ist ausgelegt für variable Windbedingungen, optimierte Lösungen in Transport, Installation und Instandhaltung sowie zukunftsorientiertes Design für maximale Anpassungsfähigkeit. „Höher, schneller, weiter“ ist jedoch die falsche Message. Wir leiden unter zu kurzen Produktlebenszyklen und zu wenig Volumen verteilt auf zu viele unterschiedliche Varianten von Windenergieanlagen. Um besser skalieren zu können, brauchen wir mehr Ruhe auf der Technologieseite und legen den Fokus auf eine effizientere Abwicklung und Umsetzung von Projekten. Wir müssen bei der Erzeugung nicht günstiger werden, sondern brauchen mehr Volumen, um unsere Fabriken besser auszulasten. Wir brauchen einen besseren Netzausbau und ein Energiesystem welches zukunftsfähig ist, sprich mit einer volatilen Produktion von Strom gut umgehen kann. Das ist möglich. Um die Ausbauziele effizient und nachhaltig zu erreichen, müssen wir einerseits den Fokus von der Größe der einzelnen Anlage zur Skalierung der gesamten Lieferkette weiten und andererseits von den Kosten auf den Wert der Windenergie.
Bleibt Deutschland ein Schaufenster-Markt für andere Vestas-Märkte?
Jens Kück: Ganz klar: Ja! Deutschland ist für uns der mit Abstand wichtigste Markt in Europa und neben den USA für Vestas der zweitgrößte Markt weltweit. Viele unserer Produktinnovationen werden mit dem deutschen Markt im Sinn konzipiert. Wir beschäftigen mehr als 2.200 Mitarbeitende in Deutschland und haben neben dem operativen Geschäft auch einen Produktionsstandort sowie einen Standort für Forschung und Entwicklung. Vor allem aber lernen wir in Deutschland, wenn es um die Projektabwicklung geht. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern haben wir in Deutschland eine sehr kleine durchschnittliche Projektgröße, aber insgesamt sehr viele Projekte. Deutschland ist für uns der Treiber, um in der Realisierung von Projekten effizienter, digitaler und automatisierter zu werden. Das hilft nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden
