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Husum New Energy

Kleinwindmekka

Die Herstellerbranche von Kleinwindturbinen lässt sich im Grunde in zwei Gruppen einteilen. Die ehrlichen Hersteller und die unehrlichen. Die unehrlichen werden den Endverbrauchern entgegen jeglicher physikalischer Möglichkeiten das Blaue vom Himmel versprechen. Ist die Anlage einmal für ein paar tausend Euro gekauft, funktioniert sie entweder gar nicht oder bleibt in ihren Erträgen völlig hinter den Versprechungen und Erwartungen zurück.

Um potenziellen Kunden etwas mehr Sicherheit zu geben, hat der Bundesverband Windenergie nun die Marktübersicht Kleinwindanlagen herausgebracht. Auf Anraten des Mitautors Uwe Hallenga, Betreiber des Informations-Portals www.kleinwindanlagen.de, sind sämtliche Leistungsangaben in der Marktübersicht zumindest rechnerisch auf ihre Plausibilität geprüft worden. Hersteller bei denen die Leistungsangabe für eine bestimmte Windgeschwindigkeit gar nicht stimmen konnte, bekamen eine Chance, ihre Daten zu überarbeiten. Viele haben das Angebot wahrgenommen, bei den übrigen wird auf die potenzielle Enttäuschung hingewiesen.

„Wir empfehlen unseren Kunden immer eine Windmessung an ihrem Standort durchzuführen, bevor sie sich für eine Anlage entscheiden“, sagt Roger Schneider, Geschäftsführer des Unternehmens RS-Energietechnik GmbH. Das Unternehmen vertreibt unter anderem Anlagen zwischen sechs und 100 Kilowatt Leistung des irischen Herstellers C amp;F. Die Windmessungen sollten bestenfalls nicht kürzer als ein halbes Jahr dauern – und möglichst genau am Standort und auf der Höhe des späteren Windrads durchgeführt werden. Die C amp;F-Anlagen empfiehlt Schneider in Deutschland erst ab einer Leistung von 16 Kilowatt – die kleineren würden sich eher in Märkten mit staatlicher Vergütung für die Windräder lohnen.

Der Vorteil der C amp;F-Turbinen: Sie haben bis 50 Kilowatt bereits das MCS-Zertifikat. Das ist in England nötig, um für den Strom aus den Kleinanlagen eine Einspeisevergütung zu erhalten. Den Kunden gibt es vor allem Sicherheit: Mit dem MCS-Label weisen die Hersteller nach, dass ihre Maschinen die versprochene Leistung bringen, außerdem ist der Schallpegel vermessen und die Anlagen haben eine gewisse Laufzeit nachgewiesen.

Auch das Unternehmen Uniwind aus Burg, Sachsen-Anhalt, will sich das Zertifikat in diesem Jahr besorgen. Dabei ist England nicht unbedingt der große Zielmarkt des jungen Herstellers. Aber wer informiert sei, würde auch in Deutschland Anlagen bevorzugen, die schon ein unabhängiges Zertifikat haben. „Von vielen wird so etwas auch außerhalb Großbritanniens gefordert. Ohne das MCS-Label ist es schwieriger die Anlagen zu verkaufen“, heißt es bei den Burgern. Uniwind hat aktuell gut 20 Turbinen verkauft. 2010 entstand die erste, mittlerweile gibt es die Produkte mit 9, 12, 15, 20 und 30 Kilowatt.

Das Labelling nach dem Vorbild MCS ist auch in Deutschland in aller Munde und die Branche versucht eines zu etablieren – allerdings versucht sie das schon seit mehreren Jahren. Laut Uwe Hallenga, dem Betreiber des Portals kleinwindanlagen.de – er hat sich in der Branche als unabhängiger Experte durchgesetzt – wären die Verantwortlichen mittlerweile aber auf einem guten Weg, so ein Label tatsächlich zu etablieren. Für die Industrie wäre das eine Chance, sich zu professionalisieren und den Kunden in Deutschland gäbe es beim Anlagenkauf mehr Sicherheit.

Bis es soweit ist, liefert Hallenga's Infoportal diverse Tipps für einen Kleinwindbetrieb ohne böse Überraschungen. Ein Tipp vom Kleinwindexperten vorab: Wer nicht nur beim Nachbarn mit der Maschine angeben, sondern möglichst viel Energie erzeugen will, sollte auf Maschinen mit vertikaler Achse verzichten. Sie haben generell einen schlechteren Wirkungsgrad als die klassischen Modelle mit horizontaler Achse. Zudem brauchen sie stärkere Türme, da sie sich nicht aus dem Wind drehen können – schnell kostet der Turm daher so viel Geld wie das Windrad selbst.

Denny Gille