Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Hauptstadt wenig vorbildlich

Berlin verschläft Windkraft-Ausbau

Die am 14. Juli neu gegründeten Berliner Stadtwerke hätten einen Windpark mit bis zu neun Anlagen der Multimegawatt-Klasse errichten können. Doch durch zu langes Warten hat nun ein anderer Windparkplaner für ein Nachbargebiet eine Genehmigung beantragt. Die gültigen Abstandsregeln führen dazu, dass weniger Anlagen aufgestellt werden können.

Was ist genau passiert? Die Potsdamer Notus Energy hat für den Bau eines Windparks – einen Genehmigungsantrag beim Landesamt für Umweltschutz in Groß Glienicke gestellt. Das Eckernförder Planungsbüro Plan 8, das als Projektentwickler für die Berliner Stadtwerke bei Stahnsdorf die Windturbinen für Berlin baut, muss sich darauf einstellen, dass die Anlagen auf dem Gebiet der Berliner Stadtgüter GmbH nahe dem Notus-Windpark in der Nachbarschaft nicht genehmigt werden. Zum einen könnten die Anlagen zu nahe zusammen stehen, zum anderen könnte auch der Schallpegel zu hoch werden.

Zu lange gezögert

Grundsätzlich war geplant, dass Plan 8 in den nächsten zwei bis drei Monaten den Genehmigungsantrag einreicht, dann nächstes Jahr im ersten Quartal die Genehmigung erhält und mit etwas Glück noch Ende 2015 die Windkraftanlagen errichtet. Das hänge am Ende an der Lieferzeit der geplanten Maschine, sagt Plan-8-Chef Dirk Jesaitis. Bisher hatte der Projektierer mit Enercon E-92 geplant. Nun sei alles hinfällig. „Durch die von Notus beantragten Anlagen müssen wir jetzt ganz von vorne anfangen und die Planungen ändern, Standorte verschieben oder gegebenenfalls auch streichen“, so Jesaitis. Was dabei am Ende herauskomme, wisse er noch nicht.

„Dabei haben wir immer darauf gedrängt, schnell zu Entscheidungen zu kommen, damit wir zügig den Genehmigungsantrag einreichen können.“ Er habe befürchtet, dass Notus auf den anderen privaten Flächen, die Notus angepachtet hat, ebenfalls einen Antrag einreicht. Gleichwohl ist er sich sicher, dass zumindest einige Anlagen kommen werden. Andreas Irmer, neuer Geschäftsführer des Berliner Stadtwerks und vormals Leiter Unternehmensstrategie und Asset-Management der Berliner Wasserbetriebe, wiegelt ab: "Das Stadtwerk ist gerade erst in der Gründungsphase. Wir müssen derzeit ermitteln, wie unser künftiger Mix aussieht und welche Projekte wir entwickeln wollen." Auf die Frage, ob Berlin die Windkraft-Entwicklung verschlafen habe, sagt Irmer: "Wir sind etwas spät. Aber die Kritik kann ich so nicht nachvollziehen."

Kein Ökostrom für das Stadtwerk

Zur Erinnerung: Das Berliner Stadtwerk wurde gegründet mit dem Ziel, selbst erzeugten Ökostrom an die Berliner zu verkaufen. Es ist die Senats-Alternative zum Rückkauf der Stromnetze und Aufbau eines Bürgerstadtwerks der Initiative Bürger Energie Berlin. In einem Volksentscheid hatten im November 83 Prozent der Abstimmenden für Stadtwerk und Stromnetze in Berliner Hand gestimmt, sie scheiterten aber knapp am 25 Prozent Zustimmungsquorum. Die Stadtwerke dürfen laut Gesetz nur Strom aus Erneuerbaren verkaufen. (Nicole Weinhold)