Wie das Energiesystem der Zukunft aussehen soll, zeigen in diesem Jahr auf der Leitmesse Energy der Hannover Messe mehr als 1.200 Aussteller, davon 60 Prozent aus dem Ausland. Auf rund 43.000 Quadratmetern stellen sie Neuheiten rund um die intelligente Energiewirtschaft vor. Neben der Messe gibt es Fachforen in den Hallen 12, 13 und 27. "Unter dem Motto Integrated Energy werden dort Fragen rund um die Energiewirtschaft der Zukunft von Experten aus Politik und Wirtschaft diskutiert", sagte Benjamin Low, Global Director Energy bei der Hannover Messe, anlässlich einer Pressekonferenz in Frankfurt.
Wie im vergangenen Jahr wird es wieder eine Integrated Energy Plaza mit interaktiven Exponaten geben. Themen sind Digitalisierung der Energiewende, virtuelle Kraftwerke, Sektorkopplung sowie innovative Speicherlösungen. Vorgestellt werden auch die Kopernikus-Projekte, eine Förderinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, sowie Projekte des Förderprogramms "Schaufenster intelligente Energie - Digitale Agenda für die Energiewende" (Sinteg), das 2015 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gestartet wurde.
Die Kopernikus-Projekte sind die größte Forschungsinitiative zur Energiewende in vier Schlüsselbereichen: Der Entwicklung von Stromnetzen, der Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energie durch Umwandlung in andere Energieträger, der Neuausrichtung von Industrieprozessen auf eine schwankende Energieversorgung und dem verbesserten Zusammenspiel aller Sektoren des Energiesystems.
Sinteg ist ein wichtiger Beitrag zur Digitalisierung der Energiewende. Ziel ist es, in großflächigen "Schaufensterregionen" skalierbare Musterlösungen für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung bei hohen Anteilen fluktuierender Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie zu entwickeln und zu demonstrieren. Die gefundenen Lösungen sollen als Modell für eine breite Umsetzung dienen.
Im Zentrum stehen dabei die intelligente Vernetzung von Erzeugung und Verbrauch sowie der Einsatz innovativer Netztechnologien und -betriebskonzepte. Das Förderprogramm thematisiert damit zentrale Herausforderungen der Energiewende wie Systemintegration, Flexibilität, Digitalisierung, Systemsicherheit und Energieeffizienz sowie den Aufbau intelligenter Energienetze und Marktstrukturen.
Veit Hagenmeyer, Professor am Institut für Angewandte Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), sieht in der "Transformation von einem zentralen zu einem stärker dezentralen Energiesystem" die entscheidende Herausforderung auf dem Weg zu einer "sicheren, bezahlbaren und sauberen Energieversorgung" von morgen. Er fordert, künftig müsse die zeitweise überschüssige erneuerbare Energie durch Speicherung zum Teil in anderen Energieträgern, Demand-Side-Management und Netzmanagement nutzbar gemacht werden.
Für die verknüpfung der immer zahlreicher werdenden Elemente des zukünftigen Energiesystems sind Kabel unerlässlich. Weltmarktführer für Energie- und Telekommunikationskabel, die Prysmian Group, wird dazu auf der Integrated Energy Plaza Infos geben. "Eine der großen Herausforderungen ist nach wie vor die zuverlässige Einspeisung und Übertragung von erneuerbarer Energie. Den Wandel von der zentralen hin zur dezentralen Energieerzeugung begleiten wir mit unseren Produkten auf allen Ebenen effektiv. Dabei sind besonders HGÜ-Kabelverbindungen Schlüsselkomponenten nachhaltiger Energiesysteme, da sie als umweltverträglichere Alternative zu Freileitungen die Übertragung großer Strommengen über weite, oft länderübergreifende Distanzen ermöglichen", sagt Hans Koch, Geschäftsführer der Prysmian Group Deutschland.
Alf Henryk Wulf, Vorstandsvorsitzender der GE Power AG, erklärt die wachsende Bedeutung der digitalen Technologien, um durch Vernetzung von Assets und Analyse von Daten Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Mit dem Betriebssystem Predix habe GE eine Plattform für die digitale Transformation des Industrial Internet bereitgestellt. "Die Software-Plattform wurde externen Nutzern vor einem Jahr zugänglich gemacht und wird inzwischen von über 23.000 Entwicklern weltweit genutzt. Die Digitalisierung der Energiewirtschaft wird den stabilen Einsatz der Assets des gesamten Systems - von der Stromerzeugung aus unterschiedlichen Energiequellen, der Übertragung und Speicherung bis hin zum Verbrauch effizienter machen." Die Industriemesse wird vom 24. bis 28. April 2017 in Hannover ausgerichtet.
(Nicole Weinhold)