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Gebäudekonzept von TU Darmstadt und DFH

Plusenergie-Wohnheim für Studenten eröffnet

Was ist eigentlich ein Plusenergiehaus? Es ist dem Nullenergiehaus ähnlich, aber die jährliche Energiebilanz ist positiv, weil es mehr Energie gewinnt, als es von außen (zum Beispiel in Form von Elektrizität, Gas, Heizöl oder Holzbrennstoffen) bezieht. Die benötigte Energie für Heizung und Warmwasser wird im oder am Haus selbst gewonnen, meist durch thermische Solaranlagen und Photovoltaikanlagen. Allerdings gibt es keine allgemein akzeptierte Definition oder Norm für das Plusenergiehaus. So bleibt unklar, ob auch der Elektrizitätsbedarf für Beleuchtung, Haushaltsstrom und Ähnliches auszugleichen ist.

Cubity wird von seinen Schöpfern als Plusenergiehaus bezeichnet und hat nun wirklich wenig mit dem klassischen Studentenwohnheim gemein. Dank der Nutzung regenerativer Energien erfüllt der Wohnpavillon den Plus-Energie-Standard. Die Fertigbauweise aus Holz ermöglicht darüber hinaus Flexibilität, Modularität und Transportierbarkeit. Auf einer Grundfläche von 16 mal 16 Metern bietet es nachhaltig gebauten Wohnraum für zwölf Studierende - der zudem modular und transportabel ist. Das räumliche Konzept des Wohnpavillons in Fertigbauweise folgt dem „Haus-im-Haus“-Prinzip: Zwölf Wohnwürfel, die sogenannten Cubes, gruppieren sich in dem zweigeschossigen Gebäude um einen zentralen und relativ großzügig angelegten Gemeinschaftsbereich.

Das räumliche Konzept des Wohnpavillons folgt auf einer Fläche von gerade einmal 16 mal 16 Metern dem „Haus-im-Haus“-Prinzip. - © Foto: TU Darmstadt
Das räumliche Konzept des Wohnpavillons folgt auf einer Fläche von gerade einmal 16 mal 16 Metern dem „Haus-im-Haus“-Prinzip.

Das Gebäudekonzept entstand als Studienprojekt außer Konkurrenz im Rahmen des europäischen Architekturwettbewerbs Solar Decathlon Europe 2014 in Versailles. Mit dem Neuaufbau am Standort Frankfurt-Niederrad startet jetzt der wissenschaftlich begleitete Praxistest. „Für uns war Cubity ein äußerst spannendes Projekt und der Beweis dafür, wie gut sich Wirtschaft und Wissenschaft auf der Suche nach zukunftsfähigen Wohnkonzepten ergänzen können“, so Thomas Sapper von der DFH. „Wir sind jetzt sehr neugierig, wie sich das Gebäude im Alltag bewährt.“

Minister Tarek Al-Wazir sieht Cubity als eines der Leuchtturmprojekte, die das innovative Bauen und die Umsetzung der Energiewende maßgeblich vorantreiben. „Das Projekt widmet sich zwei drängenden Fragen: Wie machen wir unsere Gebäude klimaneutral? Und wie schaffen wir nachhaltigen sowie bezahlbaren Wohnraum in Ballungsgebieten? Für beide Herausforderungen brauchen wir Lösungen. Deshalb fördert die Landesregierung das energetische und sozialwissenschaftliche Monitoring des Gebäudes“, sagte Al-Wazir in Richtung der Kooperationspartner.

Für die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt war wichtig, dass sich Cubity gut in das vorhandene Wohnquartier am Standort in Frankfurt-Niederrad einfügt und die Anwohner der Siedlung das Projekt annehmen. „Das Gebäude fasziniert alle, die sich bislang darin umgesehen haben“, so Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer.

Anforderungen an Modularität, Wirtschaftlichkeit, Suffizienz und Ressourceneffizienz

Anett-Maud Joppien von der TU Darmstadt, die das Projekt zusammen mit Manfred Hegger und in enger Kooperation mit der DFH Ende 2013 ins Rollen gebracht hatte, dankte allen Beteiligten „für ihr Durchhaltevermögen“. Mit einem interdisziplinären Team aus rund 50 Studierenden der TU Darmstadt und Planern der DFH sei es gelungen, mit dem „Haus-im-Haus“-Prinzip einen vielversprechenden Ansatz zu finden, der eine optimale Raumausnutzung auf einer sehr geringen Grundfläche ermögliche.

„Die klare Zieldefinition, ein studentisches Wohnprojekt im Plusenergie-Standard planen und errichten zu wollen, stellte zusammen mit den Anforderungen an Modularität, Mobilität, Flexibilität, Wirtschaftlichkeit, Suffizienz und Ressourceneffizienz eine sehr große Herausforderung dar“, so Joppien. „Jetzt füllen wir dieses Haus mit Leben und sind gespannt, wie sich das Konzept behauptet und welche weitere Entwicklung es möglicherweise nimmt.“

Großzügige Gemeinschaftsflächen

Jeder Studierende wohnt in einem 7,2 Quadratmeter großen Kubus. Auf der kleinen Fläche sind funktionsoptimierte Einbaumöbel (Bett, Schrank, Schreibtisch, Stuhl) sowie eine kleine Sanitärzelle mit WC, Waschbecken und Dusche untergebracht. Eine offene Küchensituation und ein loftartiger Wohnbereich gehören zu den von allen Bewohnern gemeinschaftlich genutzten Räumen. Damit passt sich das Gebäude dem studentischen Lebensstil an: Jeder Bewohner hat seine individuelle Privatsphäre – und gleichzeitig ist reichlich Platz zum gemeinschaftlichen Kochen, Essen, Lernen oder Feiern.

Nach dem Wiederaufbau in Frankfurt-Niederrad und dem Einzug der ersten Bewohnergeneration im November 2016 beginnt die zweite Forschungsstufe des Projekts, der Betrieb als „Living Lab“: Mit einem ausführlichen Monitoring möchte die TU Darmstadt neue Erkenntnisse für den Wohnungsbau der Zukunft gewinnen.

(Nicole Weinhold)