"Wenn wir über die Zukunft des Landes Schleswig-Holstein nachdenken, dann ist Wind ein Standortfaktor", so Torsten Albig. "Wir wollen die Stromnetze mit Windenergie füllen." Schleswig-Holstein habe an der Energiewende überdurchschnittlichen Anteil, erklärte der Ministerpräsident des Nordlandes. Er erinnerte an die Zeit, als die Windbranche belächelt wurde und man sagte: Das wird nie funktionieren. "Jede Debatte, jedes Interview zeigt, warum wir das machen." Diese Anmerkung kann als Anspielung verstanden werden. Albig hatte die Windkraft im August in einem vielbeachteten Spiegel-Interview verteidigt und erklärt. "Eigentlich müsste man jeden Kritiker zum AKW Brunsbüttel schleppen und in die Kaverne gucken lassen, in die die Generation Atom seit 35 Jahren ihre Fässer wirft." Worauf der Spiegel sind nicht zu schade war zu entgegnen: "Irgendwann wird man auch auf die rostigen Windmühlen schauen und sich fragen, was da eigentlich verbrochen wurde." Angesichts atomarer Verseuchungsgefahr knapp am Thema vorbei, will man da sagen. Albig erklärte seinen Zuhörern im Husumer Nordsee Congresscentrum: "Wir haben uns entschieden, unseren Kindern eine atomfreie, saubere und nicht allzu heiße Welt zu hinterlassen."
32 Prozent Regenerativstromanteil
Neben Torsten Albig sprachen Uwe Beckmeyer, Parlametarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Seine frohe Botschaft: "Im ersten Halbjahr lag der Anteil erneuebarer Energien im deutschen Strommix bei 32 Prozent." Die Windindustrie habe starkes Maß an der Wettbewerbsfähigkeit entwickelt. Energiepolitik sei Zukunftspolitik. Das war es aber auch schon mit den guten Nachrichten. "Wir haben 2014 die Weichen in der Energiepolitik gestellt. Jeder ist sich im Klaren, es gibt ein Kostendegressionspotenzial. Wir haben eine gewissen Überförderung Onshore abgebaut." Der geplante Systemwechsel in der Förderung zu Ausschreibungen sei der nächste Schritt.
BWE-Präsident Hermann Albers warnte derweil, die Branche müsse 2016 und 2017 Degressionsstufen in der Vergütung bewältigen, sowie eine neue Referenzertragskurve mit verkürzter erhöhter Anfangsvergütung. "Die Politik darf mit der Windkraft nicht denselben Fehler machen wie mit der PV 2012." Durch plötzliche, massive Vergütungskürzungen wurde damals die deutsche PV-Branche praktisch vernichtet. Ausschreibungen seien kein gutes Instrument für den Mittelstand, das habe auch die EU-Wettbewerbskommissarin betont. Gleichwohl ist es das, was die Branche hierzulande erwartet. Albers verwies auch darauf, dass die Stromkosten in den Vergangenen zehn Jahren gemessen am BIP nicht gestiegen sind.
600 Aussteller in fünf Hallen
Das Branchen-Event findet in diesem Jahr bis 18. September im Husumer Nordsee Congresscentrum und den fünf angeschlossenen Hallen statt. Auf 25.000 Quadratmetern präsentieren sich mehr als 600 Aussteller aus 25 Ländern. 20.000 Besucher werden dazu erwartet. Die Aussteller bilden die gesamte Wertschöpfungskette der Onshore- und Offshore-Windenergie von der Fertigung und Planung über den Bau bis Service, Betrieb und Vermarktung ab.
Die Husum Wind 2015 bildet als Gegenstück zur internationalen Hamburg Wind Energy vor allem den deutschsprachigen Kernmarkt ab. Unter den Aussteller fehlen auch die Hersteller nicht: Enercon, Nordex, Senvion, Siemens und viele mehr stellen hier ihre neue Technik vor. So wartet die FWT mit einer Messeneuheit auf: Um die Effizienz der FWT 3000 weiter zu erhöhen bietet der Westerwälder Anlagenhersteller seine Drei-MW-Anlage nun auch auf einem 170 m hohen Hybridturm an. Entwicklungspartner für diesen innovativen Hybridturm ist der Siegener Betonturm-Hersteller Ventur. Und Nordex präsentiert eine exklusiv für den deutschen Markt maßgeschneiderte Schwachwindanlage: die N131/3300. Ein anderes Beispiel: Leine Linde Systems zeigt einen neuen GSR-Schleifring, einen Generatorschleifring für verschiedene doppeltgespeiste Asynchrongeneratoren, vorstellen. Außerdem wird die weiterentwickelte Version des präventiven Eiserkennungssystems IPMS live gezeigt. Zahlreiche Innovationen beschäftigen sich zudem mit Stromoptimierung. Dazu morgen mehr. (Nicole Weinhold)