Am Testturbinenstandort der Bürgerwindgesellschaft Bürgerwind Borchen auf der Gemarkung Etteln, dem südlichen Ortsteil von Borchen, ist die erste E-175 mit 6,0 Megawatt (MW) Nennleistung nun fertig errichtet. An dem Standort auf einer Anhöhe hin zur Paderborner Hochfläche steht nun die erste Testanlage des vor zwei Jahren angekündigten Turbinentyps. Herstellerunternehmen Enercon hat auch bereits die Inbetriebnahme-Arbeiten gestartet, wie der Windturbinenbauer am Donnerstag mitteilte. Die Nabenhöhe der riesig und hoch ausgreifenden Pilotturbine beträgt 162 Meter.
Für die E-175 sieht Enercon künftig allerdings Nabenhöhen von bis zu 175 Metern vor. Dafür hat das Unternehmen eine neue Turmgröße kalkuliert und designt. Die Turbine Aktuell ist dies das Maß für die am höchsten positionierten Rotoren weltweit auf einem klassischen Windturbinenturm. Einzig in einem Modellwindpark mit GE-Windturbinen auf Wasserspeichern im schwäbischen Ort Gaildorf stehen seit einigen Jahren auch Anlagen mit 178 Meter Nabenhöhe. Deren Noch-Rekordhöhe ist allerdings dem einmaligen Aufbau mit Wasserspeichern als überdimensionale Turm-Sockel zuzurechnen und setzte sich in dieser Kombination bisher nicht durch.
Die E-175 ist zudem die Windturbine für Standorte an Land mit dem aktuell größten Rotor – gleichauf mit der vor wenigen Wochen in Schleswig-Holstein errichteten Nordex-Prototyp-Anlage N175. Ähnlich weit als sogenannte Onshore-Turbine greift mit den Rotorblättern seit diesem Sommer auch schon die V172 von Vestas mit 172 Meter Rotordurchmesser aus, die am Teststandort Østerild in Dänemark steht und von der auch erste Anlagen in Deutschland offenbar schon im Bau sind. Während die erste Nordex-N175 noch 6,8 MW Nennleistung hat, hat V172 eine Nennleistung von 7,2 MW. Vestas plant zudem die Einführung eines Turms sogar mit 199 Meter für diesen Anlagentyp. Die E-175 wird ab 2026 in einer fortentwickelten Variante dann 7 MW Nennleistung haben, wie jetzt Enercon erneut bestätigte. Nordex wiederum stellte den Prototyp zunächst nur mit 112 Meter Nabenhöhe auf, will aber die zweite Anlage im Herbst auf einen selbst entwickelten Beton-Stahl-Hybridturm mit 179 Meter Nabenhöhe aufstellen und damit vorerst die neue Rekordhöhe erreichen.
Die E-175 EP5 genannte Anlage ist ein Modell für Windstandorte mit im Durchschnitt mittelguten bis eher schwachen Windströmungen ausgelegt. Die Windturbinenbauer legen solche Binnenlandanlagen dafür aus, mit besonders langen Rotorblättern und dazu im Verhältnis eher kleineren Nennleistungen erstens im großen Rotorbereich auch nur örtlich begrenzt auftretende Winde einzufangen und zweitens gleichmäßiger Energie zu ernten. Mit den weit ausgreifenden Rotoren drehen sie auch bei häufig ab- und wieder anschwellenden Winden gleichmäßiger und lasten Anlagen mit ein bisschen weniger Nennleistung häufiger aus. Die Zahl der Volllaststunden im Jahr erhöht dies.
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