2016 errichteten Projektierer insgesamt 173 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 493,80 Megawatt (MW) in Brandenburg und übertrafen damit deutlich die Werte des Vorjahres. Damit liegt Brandenburg im Ländervergleich nach Niedersachsen (900,40 MW), Schleswig-Holstein (651,20 MW) und Nordrhein-Westfalen (564,45 MW) beim Zubau an vierter Stelle.
Ausschreibungen reduzieren Windkraft-Zubau
Unter Fortschreibung der stark degressiv ausgestalteten EEG-Festvergütung, können für die Übergangsjahre 2017 und 2018 noch insgesamt 290 Anlagen bzw. 876,6 MW umgesetzt werden. Der Verband rechnet dieses Jahr daher noch einmal mit einem hohen Zubau von bis zu 600 MW neu installierter Windkraft, bevor sich dieser 2018 möglicherweise auf 300 MW abflachen könnte. „Wegen der aktuellen Umstellung im Vergütungssystem für Windenergie erleben wir einen kurzfristigen Anstieg des Zubaus“, erklärt Jan Hinrich Glahr, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin/Brandenburg im BWE. Ab 2019 können dann allerdings nur noch Projekte aus Ausschreibungen realisiert werden. Bereits ab diesem Jahr wird bundesweit nur noch eine begrenzte Menge Windenergie ausgeschrieben. Den Zuschlag für das Projekt erhält dabei immer, wer den Strom am günstigsten anbietet. „Der Wettbewerb nimmt dadurch deutlich zu. Viele Projektierer haben sich daher darauf konzentriert, weit fortgeschrittene Genehmigungsverfahren noch 2016 abzuschließen“, so Glahr. „Diese Anlagen können nun bis Ende 2018 errichtet werden.“
Anlässlich der Jahrespressekonferenz ging Glahr auch auf eine aktuelle Erhebung der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) zu den Beschäftigungszahlen in der Windbranche ein: „In Brandenburg und Berlin waren 2015 insgesamt 9.390 Menschen direkt oder indirekt in der Windbranche beschäftigt. Allein durch Betrieb und Wartung der Anlagen entstanden 2.620 Arbeitsplätze“, so Glahr. „Gegenüber 2012 sind das 1.330 mehr Beschäftigte.“
Verlässliche Regionalplanung ist Voraussetzung für Akzeptanz
Um der Windenergie auch langfristig Rückhalt zu geben, forderte der Verband, dass Bürger, Kommunen und Interessengruppen stärker in die Regionalplanung eingebunden werden müssen. Im Rahmen der Pressekonferenz veröffentlichte der BWE daher sein Positionspapier zur Brandenburger Regionalplanung. Darin fordert der Verband klare und landesweit einheitliche Regeln sowie ausreichend Planungsspielraum für die Kommunen, um bei der rechtssicheren Ausweisung von Windflächen voran zu kommen.
BWE kündigt dunkle Nächte in der Uckermark an
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war die Ankündigung des BWE, dass ab Mitte 2018 in der Uckermark die bisher gesetzlich vorgeschriebene Befeuerung der Windkraftanlagen fast vollständig abgeschaltet werden soll. Ein Radarsystem der Windradbetreiber soll zukünftig Flugzeuge oder Hubschrauber erkennen und erst dann die roten Warnlampen anstellen, wenn sich diese nähern. Die Beleuchtung wird somit nur noch bei Bedarf eingeschaltet. „Die Windbranche hat viele Jahre daran gearbeitet, eine technische Lösung für die bedarfsgerechte Befeuerung zu entwickeln. Im vergangenen Jahr wurde die Technologie endlich vom Gesetzgeber zugelassen. Wir setzen sie nun in der Praxis um“, so Glahr. Etwa 400 angeschlossene Windenergieanlagen werden in der Uckermark auf diese Weise umgestellt, wodurch es das bundesweit größte Areal der bedarfsgerechten Befeuerung sein wird. „Wichtig wäre, jetzt eine bundesweit einheitliche Regelung zum Einsatz dieser Technologie zu erreichen“, so Glahr weiter. „Nur so lässt sich verhindern, dass Windplaner, die diese Technik einsetzen, im Ausschreibungssystem einen Wettbewerbsnachteil haben.“ Bisher sei auch nicht gelöst, wie die nachträgliche Aufrüstung von Bestandsanlagen mit dieser Technologie finanziert werden kann.
Leuchtturm-Region für Sektorenkopplung
Zum Strukturwandel in der Braunkohleregion Lausitz wurde ebenfalls Stellung bezogen. Hier könnte nach Einschätzungen des Verbands eine Leuchtturm-Region für die viel beschworene Sektorenkopplung entstehen. Grund hierfür sei, dass mit dem Stichjahr 2020 zwar viele Altanlagen aus dem EEG-System fallen, diese aber weiterhin günstigen Strom produzieren. „Wir haben hier die einmalige Gelegenheit, Erzeuger und Verbraucher von Energie regional zusammenzubringen und damit Infrastrukturanreize für die Region zu schaffen“, erklärt Glahr.
(Maria Dahl)