Ende Juli soll der Probebetrieb des Kraftwerks nahe Ulm starten, bevor die Anlage vier Wochen später ihren kommerziellen Dienst mit Jahreslaufzeiten von gut 7000 Stunden aufnimmt. Bei Vollast wird die SWU den Holzvergaser stündlich mit einer Trockenholzmenge (Atro) von vier Tonnen aus der regionalen Forstwirtschaft und Schwemmholzen aus den stadtwerkeeigenen Wasserkraftwerken versorgen. Das Holz wird bei rund 1000 Grad Celsius unter sehr geringem Sauerstoffgehalt zu einem Gasgemisch aus Wasserstoff, Methan und Kohlenmonoxid verschwelt. Anschließend wird das Gas gereinigt, bevor es in zwei BHKW- (Blockheizkraftwerks)-Gasmotoren verbrannt wird. Die thermische Energie von 6,4 Megawatt erreicht die Verbraucher per Fernwärmeleitung.
„ Beim Anfahren müssen wir den Vergaser zunächst mit Biodiesel auf Temperatur bringen. Nach diesem Prozess nutzen wir hierfür das zurückgeführtes Produktgas“, sagt Christian Bischof, Projektleiter am SWU. Im Dauerbetrieb soll sich die Anlage dann weitgehend selbst ohne externe Energiequellen versorgen. Einzig zur Reinigung des Produktgases soll dauerhaft Biodiesel, Rapsmethylester, verwendet werden.
Prozessverluste nur 20 Prozent
Der Gesamtwirkungsgrad des Systems inklusive aller Verarbeitungsprozesse liegt laut SWU bei 80 Prozent. Die Technologie basiert auf dem Holzvergaser Güssing, der 2003 in der gleichnamigen Stadt Österreichs seinen Betrieb aufnahm. Er wurde vom Wiener Unternehmen Repotec entwickelt und gebaut, das nun auch in den Anlagenbau für das Holzgas-Heizkraftwerk bei Ulm involviert ist. Die aktuelle Anlage gilt als optimierte Version des Kraftwerks Güssing: Repotec steigerte den elektrischen Wirkungsgrad unter anderem durch eine integrierte Biomassetrocknung von 25 auf 35 Prozent. Die Gesamtinvestitionssumme für das Kraftwerk beträgt 33 Millionen Euro. Der Bau wurde mit 6,6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Wegen verschiedener Verzögerungen im Kraftwerksbau – unter anderem hat es Schäden am Vergaser gegeben – verschob sich die Inbetriebnahme zuletzt um mehrere Monate.
(Denny Gille)