Am Standort Klettwitz in der Lausitz haben Politiker und Projektverantwortliche mit einer offiziellen Grundsteinlegung den Baustart des Projektes für ein insgesamt 360 Meter hohes Windrad eingeleitet. Hier soll nun zuerst ein Windturbinenturm in einer Stahlgitterkonstruktion entstehen, der den Rotor in einer Nabenhöhe von 300 Meter in die Luftströmungen stellen wird. Noch im kommenden Jahr soll die Anlage in Betrieb gehen. Sie soll gemäß den Angaben der Entwickler der Windradkonstruktion bis zum doppelten des Ertrages ernten, den eine Turbine desselben Anlagentyps, mit derselben Nennleistung und mit demselben Rotordurchmesser, in heute üblichen Nabenhöhen von 150 Metern einfahren würde.
Die Windturbine wird ein schon länger marktübliches Anlagenmodell mit 3,8 Megawatt (MW) Nennleistung und 125 Meter Rotordurchmesser nutzen. In der doppelten Höhe im Vergleich zu den modernsten heutigen Windturbinen an Land, so lauten die Berechnungen des Entwicklungsunternehmens Beventum aus Leipzig sowie des für die Errichtung hauptverantwortlichen Ingenieurbüros Gicon aus Dresden, werden die Luftströmungen viel steter vorhanden sein. Daher wird die Windernte dort erstens weniger Flauten erleiden müssen. Und zweitens wird der stete Windfluss es erlauben, die Anlage näher an ihren Belastungsgrenzen zu betreiben. So soll die Turbine in einem Power-Boost-Modus mit möglicherweise bis zu 4,2 MW Strom erzeugen. Drittens soll die Höhenwindturbine eine zweite Ebene oberhalb bestehender Windparks einziehen lassen. Turbinen mit heute üblichen 150 Meter Nabenhöhen würden somit den Wind der unteren, und die Anlagen mit 300 Meter Nabenhöhe den Wind der oberen Etage verstromen – ohne daflür mehr Fläche zu benötigen. Die Höhenwindanlagen ließen sich gemäß dieser Grundidee vielmehr im Rahmen einer Nachverdichtung auf schon für Windkraft zugelassenen und bereits genutzten Flächen installieren. Dies würde Genehmigungen für Standorte vereinfachen, werben die Entwickler bei Beventum.
Die von Beventum fortentwickelte Anlage folgt dem Konzept des im vorigen Jahr verstorbenen Leipziger Ingenieurs Horst Bendix, der ursprünglich eine Konstruktion vorsah, mit der ein in seinem Fundament um seine Achse drehender Turm den Rotor in den Wind stellen würde. Zudem wollte Bendix den Generator im Turmfuß unterbringen. Ein von Bendix damit anvisiertes Ziel war es, das Gewicht in Nabenhöhe weitest möglich zu reduzieren und so den riesigen Turm und damit seine Kosten verschlanken beziehungsweise unten halten zu können.
Die Pläne hatten ursprünglich eine Inbetriebnahme schon 2023 vorgesehen. Sie sahen die Errichtung von zwei Prototypen in Klettwitz vor. Während die Bauarbeiten für den einen Prototyp in Klettwitz nach seiner im August jüngst erfolgten kompletten Genehmigung bald beginnen werden, wird der zweite Prototyp später in Nordrhein-Westfalen entstehen. Beim Standort Jüchen handelt es sich um Braunkohle-Tagebaugelände, Projektpartner wird dort der Energie- und Noch-Braunkohle-Konzern RWE sein.
Der Errichtung der Windturbine war die Installation eines 300 Meter hohen Windmessmastes in Klettwitz ein Jahr zuvor vorausgegangen. Die gemessenen Winddaten haben die Erwartungen bei Beventum übererfüllt, so heißt es von dort. Nun baut ein beauftragtes Team den Windmessmast auch in Jüchen auf, um dort die Windmessungen für die zweite Prototypanlage vorzunehmen. Eine technische Besonderheit für die Errichtung des Turms der beiden Prototypen soll offenbar darin bestehen, dass sich der Turm einem Teleskop ähnlich in die Höhe schieben kann und damit das Maschinenhaus mit Rotor ohne einen Kraneinsatz über das Übliche hinaus in die gewünschte Nabenhöhe anhebt.
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