Was ist Women of Wind Energy eigentlich?
Das ist ein Netzwerk für Frauen, das 2011 gegründet wurde. Ich bin Mitbegründerin des Netzwerkes und seitdem auch Präsidentin. Wir haben aktuell knapp 150 private Mitglieder und 15 Firmenmitgliedschaften, das heißt Firmen, die unser Engagement fördern. Da gibt es ein Präsidium, neben mir sind das die Vizepräsidentinnen Elke Hanel und Simone Thomas. Darüber hinaus engagieren sich sechs Frauen in unserem Vorstand. Zudem verfügt das Netzwerk bundesweit über Round-Table-Koordinatorinnen. Und wir haben eine Botschafterin in Nordrhein-Westfalen. Petra Hemming repräsentiert das Netzwerk in NRW. Nicht zu vergessen, dass Simone Peter, die ehemalige Parteivorsitzende der Grünen und jetzige Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie, seit September die Schirmherrschaft innehat.
Worum geht es dem Netzwerk?
Wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir denken, dass in einer modernen, aufstrebenden Branche wie der Windenergie Frauen noch nicht den Stellenwert haben, den sie haben sollten. Wir stehen dafür ein, dass es auch in dieser Branche mehr Frauen und bessere Arbeitsbedingungen für diese gibt und Frauen eben auch wahrgenommen werden.
Wo liegt der Frauenanteil in der Windbranche?
Vor Jahren konnte man sagen, dass der Frauenanteil zum Beispiel bei einem Hersteller über alle Hierarchieebene etwas unter 20 Prozent lag und in den Managementebenen bei deutlich unter zehn Prozent.
Ist das mehr oder weniger als in anderen Industriebereichen?
Das ist sehr branchenabhängig, aber es ist meiner Einschätzung nach zum Beispiel vergleichbar mit dem Maschinen- und Anlagenbau.
Und was für Jobs gäbe es in der Branche, wo die Frauen gut aufgehoben wären?
Das ist genau der Punkt. Ich finde, Frauen sollten in allen Jobs gut aufgehoben sein. Darum geht es ja auch, zu sagen: Bitte Frauen nicht nur in den frauentypischen Feldern, im juristischen Bereich oder bei den Human Resources. Es geht darum, Frauen auf allen Ebenen in allen Positionen zu etablieren.
In technischen Berufen sind Frauen immer noch eher die Ausnahme, oder?
Die Feststellung habe ich auch über viele Jahre gemacht, auch während der zehn Jahre, als ich bei Vestas für Personalangelegenheiten zuständig war. Dort hatte ich ja Verantwortung für Zentraleuropa. Auffällig ist, dass das in Südosteuropa ganz anders ist. Hier in Zentraleuropa ist es so, dass Frauen immer noch überwiegend die klassischen Positionen ausfüllen.
Woran liegt das?
Ich denke, dass Frauen schon als Kinder in diese Richtung nicht ausreichend gefördert werden, selbst wenn sie eine Begabung haben. Man wird früh geprägt. Und Mädchen werden immer noch anders behandelt als Jungen. Das verändert sich ein bisschen. Es gibt ja auch mehr Absolventinnen in den Windberufen. Ich glaube, das hat viel mit Bewusstsein und Erziehung zu tun, mit einem Umdenken in der Bildung. Dass man Mädchen auch entsprechend ihrer Anlagen fördert.
Aber laufen Frauen in typischen Männerberufen nicht Gefahr, dass sie zugunsten eines männlichen Bewerbers abgelehnt werden?
So ist unsere Welt. Deshalb plädieren wir auch für ein Umdenken in Unternehmen. Und das muss auch bei den Entscheidern stattfinden, die in der Regel männlich sind.
Wie wollen Sie die erreichen?
Man kann die nur über Präsenz erreichen. Frauen müssen eine Stimme bekommen, mit einander arbeiten, sich positionieren und sie müssen fordern.
Kann es nicht sogar eine Bereicherung sein, wenn man Frauen in Bereichen einstellt, die zuvor Männern vorbehalten waren, weil sie eine andere Sichtweise auf die Dinge mitbringen?
Auf jeden Fall. Es ist ja nicht so, dass wir überhaupt keine Frauen in technischen Berufen haben. Es gibt auch Beispiele, wo es ganz klar gefördert wird. Ich habe mich in jüngerer Vergangenheit mit Vattenfall auseinandergesetzt, weil wir Frauen von Vattenfall im Netzwerk haben. Und die berichten interessante Ansätze. Da schafft der Arbeitgeber Anreize, dass Frauen in bestimmte Bereiche und Führungsrollen kommen. Nun muss man sich auch die Unternehmensstruktur in der Branche ansehen. Wo sind die großen Unternehmen, die Vorbild sein können?
Welchen Tipp haben Sie für Frauen, die vor Gehaltsverhandlungen stehen? Was können sie tun, um nicht immer finanziell schlechter gestellt zu werden, als männliche Kollegen?
Frauen sollten sich untereinander beraten und Transparenz schaffen. Sie sollten sich eventuell auch einmal extern beraten lassen. Ich weiß schon, was in der Branche verdient werden kann. Sie sollten selbstbewusst auftreten und eine Strategie haben, wie sie ihr Gehaltsziel erreichen.
Interview: Nicole Weinhold (Das Interview fand während der Wind Energy am 25.9. in Hamburg statt)