100 Millionen Euro soll der Bund beisteuern, damit Cuxhaven seinen Hafen kurzfristig um 38 Hektar (ha) für die Verladung von Windkraftkomponenten, vor allem Rotorblättern, erweitern kann. Der Bedarf ist riesig. Pro Jahr werden schon jetzt über das Tiefwasserterminal in Cuxhaven rund 15.000 Großbauteile für Windenergieanlagen auf Land und auf See angeliefert, darunter etwa 80 Prozent aller Rotorflügel für Windenergieanlagen an Land. Ohne schwerlastfähige Hafenflächen werde die Energiewende erheblich verzögert, sind sich Stiftung Offshore Windenergie, Bundesverband Windenergie sowie Hafenwirtschaftsgemeinschaft (HWG) Cuxhaven einig. Tatsächlich legt eine Modellierung der Stiftung Offshore Windenergie und der Deutschen Windguard nahe, dass bis 2027 mindestens 50 ha Hafenfläche fehlen, bis 2029 sogar bis zu 200 ha, denn das Ausweichen auf andere europäische Tiefseehäfen ist nicht ohne Weiteres möglich. Die beiden in Frage kommenden Häfen Emshaven und Esbjerg seien voraussichtlich bis Ende der 20er ausgebucht. Die Bedarfsrechnung sieht einfach aus: Die derzeitige Kapazitätsgrenze der bestehenden Hafenflächen liegt bei 6 bis 7 GW an Windturbinen pro Jahr. Die Ausbauziele Deutschlands gemäß EEG 2023 und WindSeeG 2023 verlangen bis 2030 allein schon 145 GW (115 GW Onshore/30 GW Offshore). Bis 2035 sollen es 197 GW (157 GW Onshore /40 GW Offshore) sein, und bis 2045 dann 230 GW (160 GW Onshore / 70 GW Offshore).
Die Bundesregierung und mit ihr die heimische Offshore-Windbranche haben tatsächlich keine Zeit zu verlieren, wollen sie ihre Offshore-Pläne nicht gefährden. Ohne diese Flächen und entsprechende Finanzierungsprogramme droht der Hochlauf der Windenergie empfindlich ausgebremst zu werden, zumal Erweiterungen der nötigen Schwerlastflächen eine Vorlaufzeit von einigen Jahren haben.
Michael de Reese, Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven, erklärt, warum der Hafenstadt hier eine besondere Rolle zukommt: Cuxhaven sei der einzige Hafen mit einem gültigen Planfeststellungsbeschluss zur Erweiterung. „Nur hier können im erforderlichen Zeitrahmen die für den Ausbau der erneuerbaren Energien notwendigen Flächen entstehen.“ Die deutsche Energiewende sei politisches Ziel und nationale Aufgabe. Hier müsse sich daher auch der Bund einbringen. „Die Privatwirtschaft und das Land Niedersachsen haben bereits je ein Drittel der notwendigen Finanzmittel von insgesamt circa 300 Millionen Euro fest zugesagt. Wenn die Bundesregierung ihre eigenen Ziele erreichen will, muss sie sich genau jetzt beteiligen.“ Hier sei der 31. Mai der Stichtag für eine verbindliche Finanzierungszusage. (nw)