Windturbinenbauunternehmen Siemens Gamesa hat am Freitag seinen „Greener Tower“ vorgestellt, dessen Herstellung nur halb so viel Kohlendioxid (CO2) freisetzen wird wie eine herkömmliche Produktion des Turmes. Die Entwickler des deutsch-dänisch-spanischen Industrie Offshore-Windkraftmarktführers nutzen einen eigens ausgearbeiteten neuen Qualifizierungsprozess für ihre Zulieferer, der die klimafreundliche Produktion des Stahlblechs garantieren dürfte. Genau genommen sieht das Qualifizierungsverfahren vor, dass die Zulieferer für die Produktion des Stahlbleches der Zylindertürme höchstens 0,7 Tonnen CO2-Äquivalente in die Luft ausstoßen lassen. Im Durchschnitt verursacht die Herstellung pro Tonne Stahl 1,91 Tonnen des Klimaschadstoffes.
Diese Reduktion der CO2-Emissionen beim Hauptrohstoff der Türme um 63 Prozent fällt deutlich ins Gewicht, weil die Stahlbleche 80 Prozent der Türme ausmachen. Erster Abnehmer ist aktuell der Energiekonzern RWE, der 36 der klimafreundlicher produzierten Türme für das 72-Anlagen-Meereswindparkprojekt Thor in Dänemark in Auftrag gegeben hat. Deren Errichtung ist für 2026 geplant. Das Walzwerk Ilsenburger Grobblech der Salzgitter AG sei derweil der erste Lieferant, der die neue Qualifizierung für die Greener Tower erhielt.
Die deutlich bessere CO2-Bilanz der Türme, die das Siemens-Gamesa-Qualifizierungsverfahren anvisiert, soll durch den Einsatz recycelten Stahlschrotts gelingen sowie durch einen Herstellungsprozess, der Energie aus erneuerbaren Quellen nutzt. So soll Offshore-Windstrom die Energie für den Elektrolichtbogenofen liefern.
Der Salzgitterkonzern hat den Wasserstoff ohnehin schon jetzt als emissionsfreien Energieträger für seine Industrieprozesse im Blick. Dafür hatte er in der jüngsten Vergangenheit auch mehrere langfristige Lieferverträge für Strom aus Offshore-Windparks abgeschlossen. Mit dem Offshore-Windstrom sichert der Konzern bilanziell ab, dass der für die Elektrolyse genutzte Strom aus erneuerbaren Energien stammt und der Wasserstoff daher als klimaneutral gelten kann.
„Mit dem GreenerTower in unserem Offshore-Windpark Thor übernimmt RWE nun erneut eine Vorreiterrolle und trägt dazu bei, den CO2-Fußabdruck von Windturbinen deutlich zu reduzieren", sagte der Geschäftsführer des RWE-Bereichs Offshore-Wind, Sven Utermöhlen, mit Blick auf den Windpark Thor. RWE und Siemens Gamesa hatten 2022 auch die ersten Pilotwindenergieanlagen mit recycelbaren Rotorblättern in Betrieb genommen. Sie stehen im Nordsee-Windpark Kaskasi. Siemens Gamesa will die Windturbinenproduktion bis 2040 komplett CO2-neutral werden lassen.
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