Nicole Weinhold
Im Rahmen des EU-Entwicklungs- und Innovationsprojektes Revived Water hat die deutsche Solarfirma Phaesun gemeinsam mit neun weiteren europäischen Projektpartnern innovative Entsalzungsanlagen entwickelt, die auf Elektrodialyse-Technologie basieren. Die Bewohner des Maasai-Dorfs Ndedo in Tansania können seit Februar Dank der Pilotanlage 2.000 Liter Trinkwasser pro Tag aus ihrem versalzenen Brunnen nutzen.
Wartungsarme Technik
Die Entsalzungsanlagen sind Komplettsysteme, bei denen in einer Vorstufe das Wasser von Schmutzpartikeln, Bakterien und Viren befreit und in einer Nachbereitung mit selbst erzeugtem Chlor für die keimfreie Speicherung in einem Wassertank aufbereitet wird. Das Kernstück der Anlage basiert auf dem Membranverfahren der Elektrodialyse. Anders als bei herkömmlichen Entsalzungstechnologien, die auf Thermie oder Umkehrosmose basieren, ist die Elektrodialyse besonders wartungsarm und energieeffizient. Durch die Stromversorgung mit Solarenergie konnte ein komplett autarkes System entwickelt werden, welches keiner zusätzliche Infrastruktur oder Stromversorgung bedarf.
Keine Abfallstoffe, kein Diesel
„Es war wunderbar zu sehen, wie sich die moderne Technologie in die traditionellen Lebensweisen der Maasai einfügt“, so Florian Martini, Projektingenieur bei Phaesun, der die Installationen in Tansania durchgeführt hat. „Von großem Vorteil ist, dass im Gegensatz zu anderen Entsalzungstechnologien keine Abfallprodukte anfallen und auch kein Diesel zum Betrieb der Systeme notwendig ist." Das saubere Wasser werde sehr geschätzt.
Der Kontakt zu dem Maasai-Dorf kam über den Laubener Agraringenieur i.R. Eberhard Westhauser zustande. Er pflegt seit Jahren enge Kontakte zu den Maasais in der Steppe Tansanias und unterstützt mit der Mission Eine Welt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Projekte zur Wasserversorgung in dieser Region. „Wenn es genügend regnet, sorgen große Auffangbecken bis in die Trockenzeit für eine ausreichende Wasserversorgung für die Maasai und ihre Rinderherden", berichtet Westhauser. Das Grundwasser sei allerdings versalzen. Durch verlängerte Trockenperioden in den letzten Jahren mussten die Maasai immer öfter auf dieses versalzene Wasser zurückgreifen.
Vorbildlich gepflegte Anlage Dank eines Watchman
Bei der Anlage in Tansania handelt es sich um die siebte Anlage, die im Rahmen des Revived Water Projektes installiert wurde. Die vorherigen Pilotanlagen versorgen Schulen, Tempel und Privathaushalte in Ostafrika und Indien mit Trinkwasser. Bei der Anlage in der tansanischen Steppe wird zum ersten Mal eine kommunale Trinkwasserstelle bedient, bei der die Bewohner für das Wasser wie bei einem Wasserkiosk bezahlen und so ein lokaler Watchman für den Betrieb der Anlage bezahlt werden kann. Durch dieses Modell wird die Anlage vor Ort vorbildlich gepflegt und der Betrieb ist nachhaltig gesichert.
Phaesun verfolgt per Modem über ein Remote Monitoring und Control System die Performance der Anlage und kann Einstellungen am System ändern, etwa wenn der Salzgehalt des Grundwassers schwankt.
Das Revived Water Projekt läuft bis Mai 2020. Ab dann bietet Phaesun das Wasserentsalzungssystem in seinem Produktportfolio an.