Thyssen Krupp Steel hat bei der SMS Group eine Direktreduktionsanlage für die künftige Herstellung von Stahl mit grünem Wasserstoff statt mit Koks bestellt. Es ist die erste Anlage dieser Art am Standort Duisburg des Stahlkonzerns. Damit startet auch Thyssen Krupp nicht nicht nur den Umstieg auf eine zukunftsfähige Stahlproduktion, sondern baut nach eigenen Angaben eines der weltweit größten industriellen Dekarbonisierungsprojekte auf.
Denn insgesamt wird der Stahlriese mit der Direktreduktion 3,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden. Zum Vergleich: Derzeit emittiert das Unternehmen durch die kohlebasierte Stahlproduktion 20 Millionen Tonnen CO2. Für Thyssen Krupp ist das Projekt zudem eine entscheidend technologische Wende in der mehr als 200-jährigen Geschichte.
Eisen am Standort verflüssigen
Thyssen Krupp wird die Direktreduktionsanlage mit innovativen Einschmelzern kombinieren. Denn durch die Direktreduktion wird das Eisen im Ofen nicht aufgeschmolzen, sondern liegt am Ende des Prozesses als fester Eisenschwamm vor und muss für die Weiterverarbeitung noch geschmolzen werden. Durch die Positionierung der beiden Einschmelzer direkt neben der Direktreduktionsanlage kann der feste Eisenschwamm unmittelbar am Standort in flüssiges Eisen umgewandelt werden. Hier wird auch die Schlacke – also die Verunreinigungen aus dem Eisenerz – abgetrennt werden. Dies mache den gesamten Prozess besonders effizient.
30 Prozent CO2-reduktion bis 2030
Das Auftragsvolumen für SMS für die Planung und den gesamten Bau der Anlage beträgt über 1,8 Milliarden Euro. Für das Unternehmen ist es der bisher größten Einzelauftrag in der Geschichte. Darüber hinaus sind erhebliche weitere bautechnische Leistungen sowie die Infrastruktur und Medienanbindung erforderlich. Nach der Fertigstellung, die für Ende 2026 geplant ist, wird die Anlage jedes Jahr 2,5 Millionen Tonnen klimafreundlich hergestelltes Eisen. Danach soll der Umstieg aber weitergehen. So plant Thyssen Krupp Steel, 2030 bereits sechs Millionen Tonnen CO2 und damit weit mehr als 30 Prozent seiner Emissionen zu vermeiden, indem es die Stahlproduktion mit grünem Wasserstoff weiter ausbaut.
Bis 2045 klimaneutral produzieren
Spätestens 2045 soll die Transformation zur klimaneutralen Produktion abgeschlossen sein. „Wir bei Thyssen Krupp tun alles, was in unserer Hand liegt, um die grüne Transformation zu beschleunigen. Das ist auch der Grund, warum wir die Direktreduktionsanlage trotz aller Herausforderungen und Unsicherheiten schon jetzt auf den Weg bringen. Wir können nicht warten, bis alle Fragen geklärt sind. Wenn wir die Klimaziele erreichen und den Industriestandort sichern wollen, müssen wir jetzt handeln und jetzt investieren“, begründet Martina Merz, Geschäftsführerin von Thyssen Krupps, die jetzige Entscheidung. „Mit der Auftragsvergabe gehen wir jetzt in die Umsetzung und Industrialisierung unserer Transformation“, ergänzt Bernhard Osburg, Geschäftsführer von Thyssen Krupp Steel. „Gemeinsam wollen wir den Beweis antreten, dass eine innovative und zukunftsfähige Transformation der Stahlindustrie in Deutschland und Europa möglich ist. Wir schaffen damit die Basis für die grünen Stahlmärkte von morgen.“ (su)