In der Politik drehte sich im Mai alles um das Thema Klimaschutz. 2045 will Deutschland nun bereits CO2-neutral werden, fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Generationengerechtigkeit hat das Thema angeheizt. Das Klimaschutzgesetz wurde in einer Hauruck-Aktion mit ehrgeizigeren Zielen ausgestattet. Ohne erneuerbare Energien, ohne Windkraft wird das nicht zu schaffen sein. Das ist den Politikern aller demokratischen Parteien klar. Entsprechend müssen Blockaden und Hindernisse beseitigt werden.
Insofern sieht es nicht allzu schlecht aus für die Regenerativunternehmen in Deutschland. Dabei hat es die Windbranche in den vergangenen Jahren oft nicht leicht gehabt: Erst die Degression im Einspeisetarif, dann die Umstellung des Vergütungssystems auf Ausschreibungen – gepaart mit immer neuen Auflagen bei der Nachtkennzeichnung, beim Vogelschutz, mit zunehmenden Abständen zur Wohnbebauung, Klagen, Akzeptanzproblemen und, und, und. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Kein Wunder, dass manch ein Betreiber sagt: Repowering kommt für mich nicht in Frage. Auf den Stress und Ärger möchte ich lieber verzichten.
Die Energiewende braucht die Windkraft
Gleichwohl gibt es immer noch jede Menge Erfolgsgeschichten unter deutschen Windkraft-Unternehmen. Die Energiewende braucht deren Wissen und Erfahrungen mehr denn je. Kaum ein Land verfügt über ein so umfangreiches Know-how, so ausgereifte Technologie, so erfahrene Mitarbeiter. Wer jetzt die Ärmel hochkrempelt, der kann einen wertvollen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten.
Dienstleister, Hersteller, Planer und Versorger, die es geschafft haben, sich bereits während der Krisenzeiten gut aufzustellen, sind Vorbilder. Zu denen, die eine Erfolgsgeschichte erzählen können, gehört auch die Energiequelle GmbH. Bei dem Planer und Betriebsführer aus Kallinchen, Brandenburg, sind die Auftragsbücher der nächsten Jahre gut gefüllt. 19 Windenergieanlagen, 3 Solarparks und 2 Umspannwerke befinden sich derzeit im Bau.
Darüber hinaus liegen Genehmigungen mit einer Gesamtleistung von rund 160 Megawatt (MW) vor, weitere 46 MW werden erwartet. Davon verteilen sich 84 MW auf den deutschen Markt, 98 MW auf Finnland und 24 MW auf Frankreich. Michael Raschemann ist dankbar für die große Pipeline. „Das gesamte Team hat trotz Corona, Homeoffice und der damit zusammenhängenden Herausforderungen hervorragende Arbeit geleistet. So viele Genehmigungen wie in diesem Jahr lagen uns noch nie vor“, so der Inhaber und Geschäftsführer.
Ist das Delta für die Windkraft durchschritten? „Der Markt in Deutschland ist in den letzten Jahren viel anspruchsvoller geworden, wie in anderen Ländern auch“, so Raschemann. „Aber wir sind ja auch nicht stehen geblieben, sondern haben mit der Entwicklung Schritt gehalten.“ Bei der schönen Entwicklung im Genehmigungsbestand dürfe man aber nicht übersehen, dass hier über die absolute Zahl an Neugenehmigungen gesprochen wird. „Wichtig ist aber auch, wie viele Projekte am Ende in den komplizierten Planungs- und Genehmigungsverfahren ‚versanden‘, und das sind immer noch zu viele. Wir hoffen allerdings, dass sich durch die Straffung des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens die Genehmigungssituation insgesamt in absehbarer Zeit entspannt.“
Lösungen für Gewerbekunden
Energiequelle arbeitet mit einer eigenen Abteilung an innovativen Energieversorgungslösungen in den Bereichen Elektro- und Wasserstoffmobilität, Power-to-X und Energiemonitoring, vor allem für Gewerbekunden. Am Hauptstandort in Kallinchen wird aktuell zudem ein intelligentes Ladekonzept für E-Mobilität realisiert.
Die Energiequelle GmbH hat 2020 trotz Corona 80 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Das Ergebnis beruht auf der Errichtung von 15 Windenergie- und PV-Anlagen mit knapp 50 MW. Alle Projekte sind verkauft oder werden es. Darunter auch ein Repowering-Projekt: In Esterwegen sind im November zwei neue Windenergieanlagen in Betrieb gegangen. Drei in 2002 errichtete Anlagen des Typs Enercon E-58 mit einer Nabenhöhe von 70 Metern und je einem MW wurden gegen zwei Enercon E-138 mit 160 Metern Nabenhöhe und je 4,2 MW ersetzt. Außerdem hat das Unternehmen Ende Oktober im südbrandenburgischen Großrössen, in der Gemeinde Falkenberg, zwei Anlagen in Betrieb genommen. Hier war Durchhaltevermögen gefragt. Das Projekt war seit 2012 in der Planung, verzögerte sich aber wegen einer Klage im ersten Bauabschnitt und einer Umgenehmigung.
Neue Projekte in Finnland und Frankreich
Im vergangenen Sommer kamen erste Anlagen in Finnland hinzu: der Windpark Paltusmäki in der Region Nordösterbotten, drei Kilometer von der Küste des Bottnischen Meerbusens entfernt, mit fünf Anlagen des Typs Enercon L-147, mit 4,3 MW. Der französische Windpark La Chapelle-Glain in der Region Pays de la Loire im Département Loire-Atlantique ist im September 2020 in Betrieb gegangen. Entwickelt und gebaut wurde er von der Energiequelle-Tochter P&T Technologie. Der Park umfasst fünf Enercon-Anlagen des Typs E-92 mit zusammen 11,75 MW. Zudem sind 30 MW in der Betriebsführung hinzugekommen, sodass nun knapp 800 Anlagen betreut werden.
„Wir haben uns in den vergangenen Jahren intensiv um die Qualifizierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die stetige Verbesserung des Arbeitsumfeldes gekümmert“, sagt Geschäftsführer Michael Raschemann auf die Frage, wie sich der positive Geschäftsabschluss in Coronazeiten erklären lässt. „Zudem ist es uns gelungen, zahlreiche fachlich wirklich gute Leute für unser Unternehmen zu gewinnen. Diese Mühen machen sich jetzt bezahlt und das bestätigt uns, dass wir auf dem richtigen Pfad sind.“ Das Unternehmen beschäftigt inzwischen fast 300 Mitarbeiter an 15 Standorten und hat europaweit mehr als 750 Anlagen errichtet.
Anderen Planern und Projektierern, die sich schwertun, seit das Geschäft mit der Onshore-Windkraft in Deutschland nur schleppend verläuft, bietet Raschemann an, sich an die Energiequelle GmbH zu wenden.
Auch die PNE AG hat das Jahr 2020 erfolgreich abgeschlossen. Der Geschäftsbericht weist Umsatzerlöse in Höhe von 109,7 Millionen Euro und eine Gesamtleistung von 151,7 Millionen Euro aus. Welche Maßnahmen hat das Unternehmen ergriffen, um das schrumpfende Geschäft mit der Windkraft in Deutschland auszugleichen? Markus Lesser will zunächst auf die Gründe für den Rückgang schauen. Der Vorstandsvorsitzende bei PNE verweist auf immer längere Genehmigungsverfahren, erweiterte Klagemöglichkeiten und dadurch zahlreiche Klagen und Unsicherheiten bei Genehmigungsbehörden. „Wir als PNE sind in der guten Position, dass wir derzeit in Deutschland Windenergieprojekte mit mehr als 1.800 MW in der Pipeline haben. Mit einer sehr intensiven Projektentwicklung können wir uns auf die aussichtsreichsten Vorhaben konzentrieren.“ Risiken würden von erfahrenen Mitarbeitern frühzeitig erkannt, offene Fragen abgearbeitet, sodass Genehmigungsverfahren reibungslos laufen können. „Darüber hinaus haben wir uns in internationalen Märkten, aber auch im Angebot unserer Dienstleistungen weiterentwickelt. Beispiele dafür sind die Stromabnahmeverträge, die wir auch für Dritte vermitteln“, fügt Lesser an.
Kompetenzen bündeln
Was hat er aus den schwierigen Zeiten am deutschen Markt gelernt? „Wichtig sind und bleiben die persönlichen Kontakte mit allen an einem Projekt Beteiligten“, so Lesser. Das sei in Pandemiezeiten eine Herausforderung, welcher PNE mit moderner Technik und neuen Ideen begegne. „Information über Projekte, die Einbindung von Bürgern und Behörden sowie die Diskussion mit den Betroffenen funktionieren auch auf digitalen Wegen. Dazu mussten sich unsere Teams umstellen. Mittlerweile hat sich das eingespielt“, erklärt Lesser.
Und noch eine Erkenntnis hat der PNE-Mann gewonnen: „Gemeinsam geht vieles leichter. Kompetenzen zu bündeln und Stärken zu kombinieren hilft, schwierige Situationen zu überwinden.“ PNE arbeite in Projekten mit Partnern zusammen und biete Planern eine große Bandbreite von Dienstleistungen an, bei denen das Unternehmen sein Know-how einbringe. „Auf diese Weise konnten bereits verschiedene Windparkprojekte mit Partnern erfolgreich realisiert werden.“ Zudem habe er den Eindruck, dass sich in den Bundes- und Landesregierungen der Wille verstärkt hat, die erneuerbaren Energien zu fördern. Es gebe erste Gesetze und Gesetzesinitiativen, die Klagemöglichkeiten auf ein ausgewogenes Maß beschränken sollen und etwa Artenschutz und Erneuerbare in einem abgestimmten und vernünftigen Rahmen zusammenbringen.
Wie will Lesser das PNE-Geschäft in Deutschland für die Zukunft ausrichten? „Wir haben uns vom reinen Windparkprojektierer zu einem ’Clean Energy Solutions Provider’, einem Anbieter von Lösungen für saubere Energie, entwickelt. Wir bauen den Eigenbetrieb von Windparks deutlich aus, wollen bis Ende 2023 bis zu 500 MW im eigenen Portfolio betreiben“, so Lesser. Neben Windenergie entwickle sein Unternehmen zunehmend auch Photovoltaikprojekte.
Bei Dienstleistungen für Entwickler und Betreiber von Windparks habe sich PNE zudem in den vergangenen Jahren breit aufgestellt und spüre eine wachsende Nachfrage. „Außerdem arbeiten wir an der Entwicklung von Hybridprojekten, in denen Windenergie und Photovoltaik verzahnt werden sollen. Und wir befassen uns mit Lösungen für Power-to-X-Projekte an Land sowie auf See“, berichtet der PNE-Chef.
Photovoltaik und Wasserstoff
Grundlage des Erfolgs seien bei PNE Ausdauer und eine gute Strategie. „Mit Geduld und Vorleistungen haben wir über Jahre die Internationalisierung vorangebracht. Jetzt sind wir in 13 Ländern auf vier Kontinenten aktiv und die Märkte ergänzen sich gegenseitig.“ Über viele Jahre habe der deutsche Markt die Entwicklung geprägt. Heute könne PNE eine viel kontinuierlichere Entwicklung bei den Ergebnissen vorzeigen. Dies hat das Unternehmen letztlich in die Lage versetzt, in die Entwicklung von Photovoltaikprojekten einzusteigen und sich intensiv mit grünem Wasserstoff zu beschäftigen.
Nun müsse die deutsche Politik die Voraussetzungen für einen zügigen weiteren Ausbau der Erneuerbaren schaffen: Genehmigungsverfahren müssten verkürzt, mehr Rechtssicherheit geschaffen, Flächen verbindlich ausgewiesen sowie die Ausbauziele weiter erhöht werden. Das alles müsse in einem klaren Bekenntnis zur Energiewende in allen Sektoren, also auch bei Wärme und Mobilität, münden. „Unterstützung ist erforderlich für den schnellen Ausbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft. Ich plädiere dabei für ein marktoffenes Modell, welches eine Wasserstoffeinspeisung in die Gasnetze vorsieht. Nur so kann sich ein nachhaltiger Markt für grünen Wasserstoff entwickeln.“
Die saubere Stromerzeugung werde die Basis einer klimagerechten Gesellschaft sein, in der die fossilen Energieträger keinen Platz mehr haben. „Die Anhebung der Ausbauziele ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so Lesser.