Repowering-Projekt Woskow im Landkreis Oberspreewald-Lausitz wurde von den Kranstellflächen bis zum Rückbau der Altanlagen aus einer Hand von Vestas betreut. Drei Repower (Senvion) MD 77 mit 1,5 Megawatt (MW) und 85 Meter Nabenhöhe wurden ersetzt durch zwei Vestas V136, 3,45 MW, 132 Meter Nabenhöhe. Die größere Leistungseffizienz der Anlagen verdreifacht den Ertrag. Philipp Seibel, Director Sales Germany South & East, Vestas Northern & Central Europe, spricht über das Projekt.
Wie bewerten Sie die neue Gesetzgebung zum Repowering, dass etwa nur geschaut wird, ob der Schall des neuen Parks unterhalb des alten Parks liegt?
Philipp Seibel: Wir sehen das als positive Richtung. Und auch von unseren Kunden wird uns mitgeteilt, dass sie das als positive Entwicklung sehen, die das Repowering erleichtern wird. Wie immer kommt es aber darauf an, dass die Behörden den Spielraum jetzt nutzen und die Bundesregelung vor Ort zügig und pragmatisch umsetzen.
Will Vestas stärker in Richtung Rückbau und Recycling gehen?
Philipp Seibel: Wir versuchen schon länger, bestehende Turbinen in neue Märkte zu verkaufen. Wir haben da praktisch unsere eigene Abteilung, die Verkäufer und Käufer zusammenbringt, da es für die Verkäufer nicht leicht ist, global einen Käufer zu finden. Wir können die Anlagen dann auch gleich errichten und in den Service nehmen.
Wenn es in Richtung Recycling geht, da sind die Rotorblätter ein Schlüsselthema, weil das Recycling am anspruchsvollsten ist. Wir haben da zwei Initiativen: Decomblades, da geht es um Wiederverwertungsmöglichkeiten für im Betrieb befindliche Rotorblätter – etwa Nutzung in der Zementproduktion. Ein weiteres Thema ist das Trennen der Stoffe, das Verfahren nennt sich Pyrolysis (von Pyrolyse, thermisch-chemischer Umwandlungsprozess).
Eine zweite längerfristige Initiative geht in die Richtung, dass wir Blätter entwickeln, die von vorn herein durch den Einsatz neuer Materialien besser für Recycling gemacht sind.
Glasfaser und Epoxidharz lassen sich schlecht trennen. Bei der Zementherstellung gehen die Blätter ja auch nur als thermische Energie ein, sie werden verfeuert. Was ist das für eine Forschung an neuen Blättern?
Philipp Seibel: Die Initiative nennt sich Cetec. Ziel ist es, Epoxidnachfolgestoffe zu verwenden, die eine Recyclingfähigkeit haben. Die vor kurzem angekündigte Cetec-Initiative, welche von Vestas mit der Vision angeführt wird, das Problem des Rotorblattrecyclings langfristig zu lösen, ist die erste ihrer Art, die die Industrialisierung einer neuartigen Kreislauftechnologie für duroplastische Verbundwerkstoffe untersucht. Das Projekt, welches aus den Partnern Vestas, Olin, der Universität Aarhus und dem dänischen Technologieinstitut besteht, zielt nicht nur darauf ab, die Recyclingfähigkeit der Rotorblätter zu erhöhen, sondern strebt auch eine vollständige Zirkularität an, indem Materialien alter Rotorblätter in der Produktion neuer Flügel recycelt werden können.
Sobald die Technologie ausgereift ist, wird sie eine vollständig recycelbare Wertschöpfungskette für Windenergieanlagen unterstützen. Die Idee basiert auf dem Erfolg des Vorgängerprojekts Dreamwind, bei dem das Konzept zur Demontage von Epoxid und Fasern in Verbundwerkstoffen bewiesen wurde. Durch die Möglichkeit, die beiden Komponenten zu demontieren, kann Cetec auf der bestehenden Technologie für das Recycling von Faserkomponenten aufbauen und den Mangel an verfügbaren Recyclingtechnologien für Epoxidharze beheben.
Wie sieht es mit Materialien aus, die künftig wertvoller werden?
Philipp Seibel: Wir haben einen hohen Stahlanteil, 85 bis 90 Prozent, der gut recyclebar ist. Die Anlage enthält Kupfer. Aber auch Beton ist wiederverwertbar, zwar nicht so, dass er wieder in eine Turbine einfließt, aber so dass er als Baustoff wiederverwendet werden kann, etwa im Straßenbau.
Nicht nur Recycling, sondern auch Repowering wird zunehmen. Da gibt es drei Aspekte: Ökonomisch ist es für Kunden ein Riesenvorteil, da die Fläche höchst effizient genutzt wird. Dann ökologisch, weil man mehr Energieertrag generieren kann, während gleichzeitig Schallemissionen minimiert werden. Und netzseitig kann man mit den neuen Anlagen auch eine stabilere Stromversorgung gewährleisten.