Ein universitäres Team von Wissenschaftlern aus Irland, Großbritannien und Indien hat jetzt berechnet, dass sich allein mit Solarmodulen auf Dächern der weltweite Strombedarf komplett decken ließe. Dabei gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Daten aus dem Jahr 2018 aus, wonach Photovoltaikanlagen ein Viertel der neu installierten Kapazität bei den erneuerbaren Energien ausmachten. Ebenfalls in die Berechnungen einbezogen wurde die gesamte Dachfläche auf der Erde, die sich auf rund 200.000 Quadratkilometer belaufen soll.
Insgesamt, so die Forscher, könnten Solarmodule auf Dächern weltweit rund 27 Billionen Kilowattstunden liefern. Das läge zumindest über dem für das Jahr 2018 von der Internationalen Energieagentur angegebenen Verbrauchswert von 24,7 Billionen Kilowattstunden. Um das Potenzial ausnutzen zu können, sei die Einführung neuer Marktmechanismen auf den Stromerzeugungsmärkten notwendig, so die Forscher. Hinzu kommt, dass sämtliche Prognosen von einem deutlich steigenden Energieverbrauch weltweit ausgehen, der sich aus einer zunehmenden Elektrifizierung der Mobilität, Industrie und des Gebäudesektors ergibt.
Photovoltaik-Pflicht im Trend
Hilfreich dürfte es derweil sein, dass in immer mehr Regionen in Deutschland über die Einführung einer Photovoltaik-Pflicht für Neubauten nachgedacht wird. Ivo Fischer, Leiter der Stabsstelle Klimaschutz im Umweltministerium von Baden-Württemberg, stellte gerade bei einem virtuellen Treffen von Klimamanagern das novellierte Klimaschutzgesetz seines Landes vor, das jüngst vom Landtag verabschiedet worden ist. Das neue Ziel lautet dort nun Klimaneutralität 2040 und minus 65 Prozent bei den Treibhausgasemissionen 2030. Dafür wurde in der Novelle unter anderem die PV-Pflicht ausgeweitet. Nun gilt sie nicht nur für Gewerbe-, sondern auch für Wohngebäude-Neubauten. Außerdem gilt sie für umfangreiche Dachsanierungen.
Baden-Württemberg gilt als Vorreiter für die Solarpflicht. Auf neuen Nichtwohngebäuden und Parkplätzen war sie bereits seit der ersten Novellierung des Klimaschutzgesetzes 2020 beschlossene Sache, ab 1. Januar 2022 muss sie umgesetzt werden. In diesem Herbst folgte die weitere Novelle, die eben auch private Neubauten für den Wohnbedarf ab Mai 2022 verpflichtend einschließt. Eine Rechtsverordnung ergänzt die Bestimmungen der Photovoltaik-Pflichten um genauer ausformulierte Regelungen.
Inzwischen haben Berlin und Hamburg ebenfalls entsprechende Gesetze verabschiedet, auch Niedersachsen will nun dem Beispiel folgen. Auf den Dächern neuer großer Gewerbegebäude sollen in Niedersachsen künftig verpflichtend Photovoltaikanlagen stehen. Umweltminister Olaf Lies will die Reform auf private Neubauten ausweiten. Ein Gesetzentwurf für eine bundesweite Photovoltaikpflicht für Neubauten liegt ebenfalls vor. Aber die Koalitionäre können sich wohl nur auf Gewerbebauten einigen. Nicole Weinhold