Eine Vorabbilanz des deutschen Windparkzubaus an Land anhand der Anmeldungen im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur belegte schon Anfang Januar, dass die Installationen neuer Windkraftkapazitäten in Deutschland an Land weiter mäßig zunehmen.
Erstmals seit dem Einbruch des Marktes im Jahr 2018 durch den plötzlichen Wechsel hin zu einem wettbewerblichen Ausschreibungssystem steuerte die Branche wieder ein 2,5-Gigawatt-Jahr an - und verpasste es mit 2.403 Megawatt (MW) knapp. Zubaujahre oberhalb der Marke 2,5 Gigawatt gehören zur statistisch besseren Hälfte der Onshore-Bilanzjahre.
Nach 1.926,4 MW neu in Betrieb genommener Erzeugungskapazität im Vorjahr war die erhöhte Aktivität auf den Windparkbaustellen spürbar. Dabei hatte die Branche schon für 2021 bis zu 2,3 Gigawatt (GW) erwartet. Doch die Coronapandemie und ihre Folgen für die Lieferketten mit fehlenden Bauteilen und Personalknappheit sowie lange Genehmigungszeiten führten damals zu Verschiebungen von Projekten ins Jahr 2022.
Bei den Herstellern zeichnet sich eine Neusortierung ab: So verfestigt sich der Trend, dass der dänische Weltmarktführer Vestas den langjährigen Marktführer Deutschlands Enercon aus Aurich ablöst. Erneut liegen die Dänen um Dutzende Rotorblattsets vorn. Vestas-Kunden hatten in der ersten Januarwoche schon mehr als 720 MW ins Register eingetragen, Enercon-Kunden erst 567 MW. Auch Nordex dürfte vorbeigezogen sein, vielleicht sogar an Vestas. 761 MW nahmen die Nordex-Bauteams gemäß Marktstammdatenregister mindestens 2022 in Betrieb. Klar an vierter Stelle mit mindestens 235 MW schnitt der amerikanisch-deutsche Windturbinenbauer GE ab.
Offshore-Neustart Kaskasi
Erstmals gingen auch wieder Offshore-Kapazitäten in Betrieb. Der 342-MW-Nordseewindpark Kaskasi nahm 2022 den Betrieb mit Siemens-Gamesa-Anlagen auf. 9 weitere Turbinen sind installiert, aber noch nicht angeschlossen, sowie 18 Fundamente, jeweils für den Windpark Arcadis Ost in der Ostsee. (tw)