Shell-Tochter Sonnen hat den nach eigener Aussage größten virtuellen Heimspeicher Europas realisiert. Wie das Unternehmen mitteilte, besteht dieser aus rund 25.000 Batterien in Deutschland, die intelligent gesteuert und somit wie ein Großspeicher genutzt werden können. Die Gesamtkapazität des virtuellen Kraftwerks betrage rund 250 Megawattstunden (MWh). Ziel ist es, in den nächsten Jahren die 1.000-MWh-Marke zu überschreiten. Damit stehe dem Stromnetz ein wachsender dezentraler Pufferspeicher zur Verfügung, der Angebot und Nachfrage von erneuerbaren Energien ausgleichen kann.
Aktuell stellt das virtuelle Kraftwerk Kapazität bereit, um zum Beispiel Frequenzschwankungen (Primärregelleistung) im Übertragungsnetz auszugleichen oder am Stromhandel an der Börse teilzunehmen. Außerdem kann es den Einspeisezeitpunkt von Solarstrom so verschieben, dass dies netzverträglich geschieht. So lasse sich zum Beispiel die Mittagspitze von PV-Anlagen speichern, statt das Stromnetz zu belasten. Kund:innen profitierten neben dem Eigenverbrauch ihres Solarstroms auch über intelligente Stromverträge von solchen Dienstleistungen und erhalten eine Beteiligung an den Erlösen des virtuellen Kraftwerks.
Nach dem Übertragungsnetz könnte das virtuelle Kraftwerk künftig auch im Verteilnetz Dienstleistungen für die Netzstabilisierung anbieten. Denn dort drohten bereits Engpässe durch neue PV-Anlagen, E-Autos und Wärmepumpen. Dort fehlten jedoch noch Marktmechanismen und die entsprechende Regulatorik, um das virtuelle Kraftwerk einzusetzen.
Vorteil eines dezentralen Speichers ist, dass er quasi an jedem Ort aktiviert werden kann, in dem es gerade einen Engpass im Stromnetz gibt und damit nicht ortsgebunden ist. Durch die Beteiligung an den Energiemärkten erhalten die Haushalte außerdem Zugang zu einem Markt, der bisher industriellen Anbietern vorbehalten war. Einnahmen im Energiesystem werden damit stärker in der Breite verteilt. (nW)