Ein Viertel der deutschen Hauseigentümer plant, in den kommenden zwölf Monaten eine Solaranlage zu installieren. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage durch das Hamburger Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag des Dresdener Systemanbieters Solarwatt. So produzieren schon etwa 16 Prozent der befragten Hauseigentümer ihren Strom mit der eigenen Solaranlage inzwischen schon zu einem großen Teil selbst. Weitere 25 Prozent wollen noch in diesem Jahr in diese Selbstversorgung investieren.
Mehrere Gründe für steigende Nachfrage
Das entspricht – hochgerechnet auf die Zahl der Wohngebäude – einem Markt von 3,5 Millionen Anlagen in Deutschland. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden etwa 200.000 Solaranlagen auf Deutschlands Einfamilienhausdächer gebaut. Das wäre mehr ein Marktwachstum um das 17,5-fache im Vergleich zu 2021. Für dieses Nachfragewachstum sind mehrere Faktoren verantwortlich.
So nennen 70 Prozent derjenigen Befragten, die sich für die Photovoltaik entscheiden werden, den Krieg Russlands gegen die Ukraine als Grund, auf die Sonnenenergie umzusteigen. Die Investition in die eigene Solaranlage ist für 61 Prozent ein Weg, der Geldentwertung durch die generelle Inflation zu begegnen. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen entwickeln sich zugunsten der Photovoltaik, was für 52 Prozent der Befragten ein Grund ist, in die eigene Stromerzeugung zu investieren.
Anfrage legen drastisch zu
Der stärkste Motivator ist aber der Preis für Energie. Die steigenden Energiekosten nennen 87 Prozent der befragten Hauseigentümer als Grund für den Umstieg auf den Solarstrom. „Die hohen Energiekosten machen sich aktuell auch bei den Anfragen bemerkbar, die uns über unsere Installationspartner und über unseren Kundenservice erreichen“, ergänzt Detlef Neuhaus, Geschäftsführer von Solarwatt, die Studie um Erkenntnisse aus dem eigenen Geschäftsalltag. „Die Zahlen sind in den vergangenen Tagen und Wochen regelrecht in die Höhe geschossen – und nicht nur bei uns, sondern in der gesamten Branche. Immer mehr Kunden wollen sich durch eine eigene Solaranlage unabhängiger von Öl und Gas machen“, sagt er.
Kosteneinsparung bleibt wichtigster Grund
Damit bleibt der Hauptgrund für die Installation einer eigenen Solaranlage seit Jahren konstant. Denn auch für die meisten Befragten, die schon auf Sonnenenergie setzen, sind die Energiekosten der Grund für den Umstieg. So nennen 68 Prozent das Einsparpotenzial bei den Energiekosten als Argument, das sie davon überzeugt hat, die eigene Solaranlage anzuschaffen. Aber auch die Unabhängigkeit vom Energiemarkt nennen 54 Prozent als Motivation, sich für die Photovoltaik zu installieren. Immerhin 53 nennen auch den Umweltschutz als weiteren Grund für das Engagement in die Photovoltaik.
Mieter wollen Ökostrom
Es sind aber nicht nur die Hauseigentümer, die auf Ökoenergie setzen wollen. Auch die Mieter wollen Solarstrom vom Dach des Hauses beziehen, in dem sie wohnen, oder zumindest regenerativen Strom aus dem Netz. Die Studie hat ergeben, dass über drei Viertel der Mieter, die ihre Energie ausschließlich von einem Stromanbieter beziehen, legen Wert darauf, dass dieser Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt.
Wertschöpfung in Europa aufbauen
Sollte die Nachfrage tatsächlich in dem Maße zulegen, wie es die Studie prognostiziert, stellt dies die Solarbranche vor riesige Herausforderungen. „Die Nachfrage auf Kundenseite nimmt kontinuierlich zu, was natürlich eine tolle Sache ist. Wir müssen aber in Deutschland und Europa die Solarbranche dringend weiter stärken, um den Bedarf auch abdecken zu können“, warnt Neuhaus. „Dafür brauchen wir mehr Wertschöpfung hier vor Ort, mehr Installationskapazitäten und weniger Bürokratie bei der Umsetzung der Anlagen“, beschreibt er eine der zentralen Aufgaben, die jetzt anstehen.
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