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Ganzheitliches Personalmanagement

In der heutigen dynamischen und komplexen Arbeitswelt ist ein ganzheitliches Personalmanagement entscheidend. Das gilt besonders für Stadtwerke. Sie sehen sich aktuell und in den kommenden Jahren mit einzigartigen Herausforderungen konfrontiert, die eine umfassende und integrative Herangehensweise an das Personalmanagement erfordern.

Stadtwerke sind kommunale Unternehmen, die viele Dienstleistungen der Daseinsvorsorge wie Energie-, Wärme-, Wasserversorgung und öffentlichen Nahverkehr bereitstellen. Als Betreiber der Infrastruktur müssen sie hohe Summen in deren Umbau zur Energiewende investieren.

Hinzu kommen Herausforderungen, die speziell die Personalwirtschaft betreffen. Deutschland befindet sich aktuell an einem Punkt, an dem der demografische Wandel erstmals deutlich spürbar wird. Seit Langem ist bekannt, dass auf die geburtenstarken Jahrgänge früherer Generationen (Boomer und Gen X) geburtenschwächere Jahrgänge (Millennials und Gen Z) folgen.

Arbeitskräfte aus den früheren Generationen verlassen nun in großen Zahlen die Arbeitswelt und gehen in Rente. Die Arbeitskräfte, die sich auf dem Arbeitsmarkt befinden, reichen nicht aus, um die entstehenden Lücken zu füllen. Bei kommunalen Unternehmen macht sich diese Veränderung schon deutlich bemerkbar. In einer Mitgliederumfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen gaben 88 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen haben. 90 Prozent konnten Ausbildungsplätze für technische Berufe nicht vollständig besetzen und bei 27 Prozent kam es wegen Personalmangels zu zeitweiligen Einschränkungen des Betriebs.

Dass sich die Auswirkungen des demografischen Wandels bei kommunalen Unternehmen besonders stark zeigen, liegt zum einen daran, dass ihre Belegschaften im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen durchschnittlich etwas älter sind. Zum anderen sind kommunale Unternehmen aufgrund geltender Tarifverträge teilweise nicht in der Lage, sich auf dem Arbeitsmarkt gegenüber konkurrierenden Arbeitgebern aus der Privatwirtschaft zu behaupten.

Diese Lage – einerseits komplexe und für Deutschlands Zukunft bedeutsame Aufgaben und andererseits ein Mangel an geeigneten Arbeitskräften – macht eine besondere Konzentration auf die Personalarbeit notwendig. Mehr als in der Vergangenheit müssen die HR-Abteilungen ein Personalmanagement umsetzen, das gleichzeitig die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter und die strategischen Ziele der Unternehmen berücksichtigt.

Ein ganzheitliches Personalmanagement geht über seine traditionellen Funktionen hinaus und integriert Aspekte wie Mitarbeiterentwicklung, Gesundheitsmanagement, Diversity und Inklusion sowie Work-Life-Balance. Der Ansatz fördert nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeiter, er stärkt auch die langfristige Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

Mitarbeiterentwicklung und -bindung

Die kontinuierliche Weiterbildung und Entwicklung der Mitarbeiter ist ein zentraler Bestandteil des ganzheitlichen Personalmanagements. Die Arbeit in den Stadtwerken wandelt sich ständig durch die Fortschritte bei Digitalisierung/Automatisierung und durch die rechtlichen und praktischen Anforderungen, die sich aus Energiewende und Klimawandel ergeben.

Um Schritt zu halten, müssen Stadtwerke ihre Belegschaften weiterqualifizieren. Dazu dienen sowohl Weiterbildung, als auch Mentoring und Wissensmanagement.

Aufgrund der beschriebenen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt ist es Stadtwerken kaum möglich, diesem Wandel in erster Linie durch Neueinstellungen von Expertinnen und Experten zu begegnen. Um Schritt zu halten, müssen sie vielmehr ihre Belegschaften kontinuierlich schulen und weiterqualifizieren. Dazu dienen sowohl die klassische berufliche Weiterbildung als auch Mentoring und Wissensmanagement, um Kenntnisse von ausscheidenden Beschäftigten für die Unternehmen zu sichern. Die daraus folgenden Perspektiven und Chancen tragen zur Bindung an den Arbeitgeber bei.

Gesundheitsmanagement

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das betriebliche Gesundheitsmanagement. Auch in der Zeit nach der Pandemie sind Krankenstände teilweise immer noch sehr hoch. Zudem bringt die häufigere Nutzung von Homeoffice neue Herausforderungen mit sich. Hinzu kommt ein im Vergleich zu früheren Zeiten auch höheres Gesundheitsbewusstsein der Beschäftigten – unter anderem bezogen auf psychische Erkrankungen.

Sinnvoll ist daher die Einführung oder der Ausbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, in dessen Rahmen die Beschäftigten kontinuierlich und ihren Bedürfnissen entsprechend Angebote erhalten: Gesundheitschecks, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Stressbewältigungsprogramme, sportliche Aktivitäten (zum Beispiel Firmenläufe und -wanderungen, Unterstützung von Sport in der Freizeit) sowie gesunde Ernährung (gesunde Speisen in der Kantine oder gesunde Snacks in den Büros).

Diversität und Inklusion

Wesentlich fürs ganzheitliche Personalmanagement ist auch die Förderung von Vielfalt und Inklusion. Dazu können Beauftragte für Diversität eingesetzt und Schulungen durchgeführt werden. Insgesamt sollten die Unternehmen in ihrer Kommunikation nach innen und außen zeigen und – wichtiger – auch leben, dass sie für eine Kultur der Offenheit und Wertschätzung stehen, in der alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft oder anderen Merkmalen gleiche Chancen haben.

Work-Life-Balance

Die Balance zwischen Berufs- und Privatleben ist für die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeitenden entscheidend. Flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Möglichkeiten und familienfreundliche Maßnahmen tragen dazu bei, dass Mitarbeitende ihre beruflichen und privaten Verpflichtungen besser miteinander in Einklang bringen können.

An dieser Stelle haben Stadtwerke die Möglichkeit, sich von privatwirtschaftlichen Arbeitgebern abzusetzen. Beispielsweise indem sie Arbeitsplätze anbieten, die vielleicht nicht immer die am höchsten bezahlten sind, aber dafür in anderer Hinsicht Vorteile bieten, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anderswo nicht finden. Diese Form der Flexibilität hat für viele – gerade jüngere – Beschäftigte heute einen sehr hohen Stellenwert und kann ein wichtiges Argument sein, um sie für Stadtwerke zu gewinnen oder dort zu halten.

Ganzheitliches Personalmanagement ist für Stadtwerke ein Muss, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Es stärkt zudem ihre Position als attraktiver Arbeitgeber. 

Eric Keil,
Bereichsleiter „Personal, Organisation, Finanzen“, Verband kommunaler Unternehmen (VKU)

Foto: privat

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