Leag scheint eines der wenigen Unternehmen zu sein, die sagen: Flächen sind kein Problem bei uns. EPNE hat für die Leag ermittelt, dass Platz für praktisch 14 Gigawatt Erneuerbare wäre bis 2040. Derzeit befindet sich ein Gigawatt im Genehmigungsverfahren. Wir fragten EPNE-Geschäftsführer Dominique Guillou nach Hürden und Chancen.
Ist es bezüglich der Vorranggebiete und Regionalpläne tatsächlich so leicht, Windenergieprojekte zu realisieren?
Dominique Guillou: Sie sprechen da zwei unterschiedliche Dimensionen der Genehmigung an. Wir unterscheiden immer zwischen der regionalplanerischen Situation und der Baugenehmigung, die erst nachdem das Planungsrecht geschaffen ist, zum Tragen kommt. Ganz richtig sagen Sie: Es gibt wahnsinnig große Flächen, über die unsere Schwesterunternehmen verfügen. Diese Flächen liegen überwiegend in den Tagebauen der Lausitz und des Mitteldeutschen Reviers, deren planungsrechtliche Situation über sogenannte Braunkohlenpläne geregelt wird. Diese wurden überwiegend vor mehr als 15 Jahren aufgestellt. Da wurde seinerzeit das Thema erneuerbare Energien nicht mitgedacht. Aktuell ist es so, dass auf einem Teil der Flächen Planungsrecht für erneuerbare Energien erst noch hergestellt werden muss. Aber die Flächen sind ideal für die Erneuerbaren geeignet. Insofern hat die Politik auch mittlerweile erkannt, dass es keinen Sinn macht, dass hier die bestehenden Braunkohlenpläne dem Planungsrecht teilweise entgegenstehen. Wir arbeiten also daran Hürden abzubauen und dort Planungsrecht für Wind- und Solarparks zu schaffen.
Bei den Genehmigungen ist es so, dass Tagebauflächen besonders gut geeignet sind für Wind- und Solarparks, insbesondere weil sie sehr konfliktarm sind. Das ist ein wichtiger Grund, warum wir mit den Genehmigungsverfahren sehr schnell und sehr gut durchkommen. Beispielsweise haben wir aktuell Deutschlands größten in Genehmigung befindlichen Windpark in der Planung. Wir erwarten Ende 2022 den Erhalt der Genehmigung. Das wäre eine Genehmigung innerhalb von anderthalb Jahren, was außergewöhnlich schnell wäre. Auch daran sieht man, dass die Flächen sehr gut geeignet sind für den Ausbau von Wind- und Solarenergie.
Wie arbeiten Sie mit den Behörden zusammen? Gibt es da ein gewisses Vertrauen ihnen gegenüber?
Dominique Guillou: Wir arbeiten sehr eng mit der Mibrag im Mitteldeutschen Revier und der Leag im Lausitzer Revier zusammen. Die beiden Unternehmen sind natürlich seit Jahrzehnten vor Ort wichtige Arbeitgeber und arbeiten in vielen Themengebieten eng mit den Gemeinden und den Behörden zusammen. Wir ergänzen diese langjährige Erfahrung mit unseren Kompetenzen rundum erneuerbare Energien. Mit dieser Konstellation haben die Behörden zu allen relevanten Themen verlässliche und erfahrene Partner, wodurch eine gute und professionelle Beziehung zu den Behörden möglich ist.
Sieht die Bevölkerung die Erneuerbaren nicht kritisch, weil Kohle dort lange der Arbeitgeber war?
Dominique Guillou: Wir sind natürlich in Regionen unterwegs, wo die Menschen mit Energieerzeugung viel Erfahrung haben. Insofern besteht dort zumindest diese Vorprägung. Zum anderen haben wir in allen Projekten früh angefangen, die Gemeinden und die Bürger mit einzubinden und zum Beispiel Bürgerinformationsveranstaltungen durchzuführen. Wir versuchen Bedenken frühzeitig einzufangen. Insgesamt ist es beim Thema Erneuerbare eine ganz wichtige Sache, dass man proaktiv kommuniziert. Durch die Größe der Flächen haben wir natürlich die Möglichkeit, Abstände zu den Gemeinden in einer Art einzuhalten, die nicht in jedem Projekt gegeben ist. Das hilft gerade in der Windkraft, wenn es ums Thema Akzeptanz geht.
Können andere Planungsfirmen von Ihren Erfahrungen profitieren, in dem Sinne, dass man gemeinsam Projekte umsetzt?
Dominique Guillou: Durchaus. Wir sind offen für Kooperationen. Wir kennen das aus dem Erneuerbaren-Bereich nicht anders, als dass sich Projektentwickler immer mal in Projekten Kooperationspartner suchen, weil man gemeinsam mehr erreichen kann als alleine. Wenn es allen Beteiligten einen Mehrwert bringt, begrüßen wir Kooperationen.
Nachteilig könnten wohl die Bodenverhältnisse sein. Wie gehen Sie damit um?
Dominique Guillou: Die Bodenverhältnisse sind speziell. In den Tagebaugebieten haben wir es vornehmlich mit gekippten Böden zu tun und die weisen eine andere Tragfähigkeit auf als gewachsene Böden. Zum Teil sind für Windenergieprojekte Spezialfundamente erforderlich. Die sind aber an verschiedenen Stellen auch schon erprobt. Wir sind somit nicht die ersten, die damit umgehen. In allen Windprojekten, die wir aktuell umsetzen, kommen spezielle Fundamente zum Tragen, die dann auch die Standsicherheit gewährleisten.
Tagebau-Folgelandschaften könnten für die Natur eine Chance sein. Lassen sich Biodiversität und Erneuerbare verbinden?
Dominique Guillou: Unser Vorteil ist, dass wir in unseren Partnerunternehmen Abteilungen haben, die darauf spezialisiert sind, das Land nach dem Braunkohleabbau zu rekultivieren. Das heißt, es sind sehr erfahrene Ökologen und Kolleginnen und Kollegen aus der Rekultivierung, die die Projekte naturschutzfachlich begleiten und die Region bestens kennen. Mit den Kolleginnen und Kollegen haben wir zusammen ein einzigartiges Konzept ausgearbeitet. Das nennt sich „Grüner Solarpark nach Maß“. Dabei lassen wir eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität und zur Einpassung in das Landschaftsbild, in die Solarparks einfließen. Wir planen beispielsweise einen Solarpark in der Gemeinde Dissen-Striesow und haben der Gemeinde gegenüber das Konzept des „Grünen Solarparks nach Maß“ auf einer landwirtschaftlichen Fläche vorgestellt und damit den Zuschlag erhalten.
Die Fläche wird aber nicht parallel auch noch landwirtschaftlich genutzt, oder?
Dominique Guillou: Sie wird, solange der Solarpark betrieben wird, nur sehr eingeschränkt landwirtschaftlich genutzt, was gerade in Bezug auf die Biodiversität ein Gewinn ist. Die Qualität in Bezug auf die Biodiversität steigt in Solarparks, wenn man es vernünftig angeht, gegenüber einer rein landwirtschaftlich genutzten Fläche und wir achten darauf nur landwirtschaftliche Flächen mit niedrigen Bodenwerten für den Bau von Solaranlagen heranzuziehen.
„Bei den Genehmigungen ist es so, dass Tagebauflächen besonders gut geeignet sind für Wind- und Solarparks, insbesondere weil sie sehr konfliktarm sind. “
Lausitz im Wandel
LEAG-und-EPNE wollen bis 2030 Wind- und Solarparks mit sieben Gigawatt errichten. Die Anlagen sollen auf Bergbaufolgeflächen der Leag-Tagebaue von insgesamt etwa 33.000 Hektar entstehen. Zu den Windparks und PV-Anlagen sollen Speicherlösungen wie Batteriespeicher, thermische Speicher und wasserstofffähige Anlagen kommen, um eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten.