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Finanzcontrolling

Interview: Windpark-Insolvenz vermeiden

Nicole Weinhold

Die Projektgesellschaft der Windpark Peheim/Karlshof GmbH & Co. KG hat am Gruppengerichtsstand Wilhelmshaven einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. „Der Insolvenzantrag in dieser komplexen gesellschaftsrechtlichen und internationalen Gemengelage war geboten, nachdem eine Staatsbank aus Dänemark Kredite an die Windkraftgesellschaft gekündigt hat“, erläutert dazu Sanierer Markus Küthe von Stellmach & Bröckers. „Nach Analyse der Zahlen, Daten und Fakten gehe ich davon aus, dass eine übertragende Sanierung der sieben Windenergieanlagen an einen strategischen Investor im Rahmen eines eigenverwaltenden Insolvenzverfahrens sehr gute Erfolgsaussichten hat“.

Walter Delabar, kaufmännischer Geschäftsführer der Regenerative Energien Zernsee (REZ), ist Experte für Finanzcontrolling in Windparks. Die REZ mit Betriebsstätten in Berlin und in NRW ist als Betriebsführerin für Windparks in Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Hessen tätig. Im Interview gibt er Tipps zur kaufmännischen Betriebsführung.

Wie geht es den Betreibern eigentlich heute? Vor ein paar Jahren gab es eine ganze Reihe von Windpark-Insolvenzen. Ist das immer noch so?

Walter Delabar: Die Windparks der frühen Zeit, der Neunziger- und der Nullerjahre haben zwei Phänomene: Die Windprognosen stimmten nicht, weil man die vorhandenen Daten damals, mit dem Wissensstand, den man hatte, falsch abgeschätzt hat. Außerdem haben wir seit den Neunzigerjahren ein sinkendes Windangebot. Erkennbar ist das am Betreiberindex, der BDB-Index hat mittlerweile über 23 Prozent nachgelassen. Wobei BDB kein Windindex ist, sondern indirekt vorgeht. Aber worauf es ankommt: Das tendenziell sinkende Windangebot ist bei den Windparks nicht eingepreist. Andere Themen mal beiseitegelassen, weil die oft nur am Rande eine Rolle spielen, aber trotzdem Geld kosten, mit dem keiner gerechnet hat: Stromsteuer muss ich ja vorfinanzieren, EEG-Umlage muss berechnet und gezahlt werden. Das sind alles Sachen, die so nie geplant worden sind, weil man damit ja nicht rechnen konnte. Mittlerweile empfehlen wir, dass man für unvorhergesehene Kosten ausreichende Puffer vorsieht. Wir haben gelernt, dass immer wieder Kosten dazukommen. Erlöse leider nicht.

Welchen Tipp haben Sie für Betreiber bei der kaufmännischen Betriebsführung?

Walter Delabar: Es gibt ja haufenweise kaufmännische Tools als Hilfsmittel, wie zum Beispiel für die Berechnungen von Netzsicherheitsmaßnahmen. Das ist alles wichtig und das Prinzip ist gut. Wir plädieren nur dafür, dass man sich selber darüber im Klaren ist, welche Konsequenzen das hat. Erstens muss man wissen, was die Berechnungstools wirklich tun, wie sie vorgehen. Damit man einschätzen kann, ob man sich hundertprozentig darauf verlassen kann. Zweitens sollte man die Verluste, die mit automatisierten Berechnungen verbunden sind, kennen. Deswegen, meine ich, muss man es einmal selber gemacht haben, damit man sie auch versteht.

Wie muss man sich das vorstellen?

Walter Delabar: Die Tools sind oft Anwendungen oder Abspaltungen großer Programme wie SAP und Navision. Aber auch Eigenprogrammierungen habe ein strukturelles Problem: Geschäftsvorgänge müssen sich in der Anlage nach den Tools richten und nicht umgekehrt. Mittlerweile haben die Programme vieles gelernt, sie sind flexibel, aber alles können sie halt nicht. Bei größeren Windpark-Portfolios macht es tatsächlich Sinn, solche Tools einzusetzen, für kleinere Betreiber würde ich hingegen sagen, „hast du einen guten Steuerberater, kommst du mit allem gut hin“. Aber für beide Seiten ist immer wichtig – also für den Sachbearbeiter im größeren Unternehmen sowie den Einzelbetreiber, der meinetwegen Techniker ist oder Landwirt oder sonst eine andere Ausbildung hat – dass man versteht, was da passiert.

Mehr Tipps und Wissen rund um die kaufmännische Betriebsführung in Windparks gibt Walter Delabar als Referent in diesem Webseminar des BWE-Service zu Grundlagen der kaufmännischen Betreuung von Windparks: Finanzcontrolling und kaufmännisches Management im Windparkbetrieb. Das Webseminar findet am 23. Juni online statt.

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