Die energiepolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Julia Verlinden, genoss die 20minütige Redezeit, die ihr zur Eröffnung der Rostock Wind von Veranstalter Eno Energy eingeräumt wurde. Zu Beginn erklärte sie den Zuhörern bezüglich der nächsten Bundestagswahlen am 24. September: „Sie haben viele Hoffnungen in uns Grüne, aber wir haben auch viele Hoffnungen in Sie.“ Karten auf den Tisch: Die Grünen sind auf Wählerstimmen aus der Regenerativbranche angewiesen, aber letztlich sind sie auch diejenigen, die am deutlichsten deren Interessen vertreten.
Verlinden betonte, für die Grünen sei neben dem blanken Klimaziel immer auch die dezentrale und demokratische Energieversorgung wichtiger Bestandteil der Energiewende gewesen – weg vom Oligopol der großen Versorger, hinein in die Bürgerhand. Dieses Thema beschäftigt die Branche derzeit umso mehr, als dass das Ausschreibungssystem es kleinen und mittelständischen Unternehmen schwer macht. Das Risiko ist zu hoch für sie, auch die niedrigen Kampfpreise schrecken sie ab, während große Unternehmen das vielleicht noch über Quersubventionen schaffen. Darüber hinaus löst das System einen Kostendruck aus, der Hersteller von Windkraftanlagen dazu zwingt, Komponenten von billigen Lieferanten in China zu bestellen. Deutsche Generator- und Getriebebauer sind nicht in der Lage bei diesem Preiswettbewerb mitzuhalten.
Brancheninsider gehen davon aus, dass diese Entwicklung rund 20.000 Jobs in Deutschland kosten wird. Wettbewerbsfähiger Regenerativstrom kostet natürlich Arbeitsplätze, vor allem, weil es keinen ehrlichen Wettbewerb gibt. Einer der Aspekte, die von Verlinden beklagt werden, ist die Deckelung des jährlichen Windkraftausbaus – während es für fossile Energien keinen Deckel gibt. Sie betont zudem, dass die Sektorkopplung sogar eine noch größere Regenerativstrommenge erfordert.
Verlinden verwies zudem darauf, dass die Grünen sich Unterstützung von der Regenerativbranche beim Thema Kohleausstieg erhoffen. CO2 müsse bepreist werden. Es sei zudem nicht gerecht, dass stromintensive Unternehmen von der EEG-Umlage befreit seien, während Handwerker und Mittelständler diese zahlen müssten. Ein Vorschlag des BDEW, wonach geschaut werden müsse, wie stark ein Unternehmen tatsächlich im Wettbewerb stehen, stieß bei ihr auf Verständnis.
BWE-Präsident Hermann Albers erntete Lacher, als er bei seiner Begrüßungsrede auf der Rostock Wind den Autobauern VW und Co. dankte, weil sie unfreiwillig das Thema Klimapolitik wieder auf die Tagesordnung gebracht haben. Endlich, „nachdem Altmeier mit seiner Strompreisbremse die Klimapolitik zu keinem Thema gemacht hatte.“
Er warnte von einem sich ausweitenden Flächenentzug, wie er durch größere Abstände der Windkraft zur Wohnbebauung wie jüngst in NRW beschlossen stattfindet. FDP-Mann Christian Lindner habe den neuen NRW-Landeschef Laschet in diese Richtung gelenkt.
Albers verwies auf ein Buch über Astronauten auf dem Weg zum Mond in welchem Astronauten die Erde aus dem Weltraum sehen – und die Auswirkungen der Menschen auf den Planeten. Das habe diese bewegt und ihr Denken für die Zukunft beeinflusst. Albers empfahl entsprechend, auch Lindner müsse man mal zum Mond schießen.
(Nicole Weinhold)