Bei der Umstellung des Energiesystems gilt Wasserstoff als ein zentraler Baustein, unter anderem um Schwankungen der Einspeisung von Wind- und Solarstrom auszugleichen. Hier könnte der grüne Wasserstoff perspektivisch Erdgas ersetzen. Er ist aber auch als Speichermedium im Gespräch, um überschüssige Energie aus den Ökostromanlagen über längere Zeiträume zwischenzulagern, was mit Batteriespeichern in der Regel nicht möglich ist. Deutschland hat dabei das Potential, Technologieführer in der Wasserstoffwirtschaft zu werden.
240 Milliarden Dollar sind notwendig
Um dieses Potenzial zu heben, hat das Hydrogen Council in Zusammenarbeit mit McKinsey & Company ausgerechnet, dass bis 2030 die Investition von 240 Milliarden Dollar in den Wasserstoffsektor notwendig sind. So viel Geld ist notwendig, um weltweit 680 entsprechende Großprojekte zu realisieren, die wiederum gebraucht werden, um grünen Wasserstoff in ausreichenden Mengen herzustellen und zu speichern. Bisher werden jedoch erst zehn Prozent dieser Vorhaben konkret umgesetzt.
Regularien an neue Systeme anpassen
Diese Investitionen müssen sich aber amortisieren. Doch bisher seien die neu entstehenden Märkte rund um das Thema Wasserstoff noch von großen Unsicherheiten geprägt, erklärt Burkhard Holder, Geschäftsführer von VDE Renewables. „Ganz entscheidend ist es, den aktuellen regulatorischen Rahmen, der sich aus den etablierten Energietechnologien heraus entwickelt hat, auf die neuen Systeme und Produkte anzupassen und die Hürden für deren Markteinführung abzubauen“, betont er.
Barrieren im Energiemarkt abbauen
Wie das gehen kann und was dafür notwendig ist, hat VDE Renewables in einem Leitfaden zusammengetragen. So müssen unter anderem die Barrieren auf den traditionell stark regulierten Energiemärkten abgebaut werden. Denn sie verschärfen die Unsicherheit in der Industrie und bei den Investoren, weil eine wirtschaftliche Bewertung der Investitionsvorhaben nur eingeschränkt möglich ist. Sinnvoll sind auch weitere staatliche Förderprogramme. Diese sollte weitergeführt und wo nötig ausgebaut und angepasst werden: Schließlich seien sie eine wichtige und wesentlichen Stütze für den Markthochlauf und die Aufbauphase. Außerdem sei es für kleinere und mittelständische Unternehmen schwierig, die notwendigen Investitionsmittel aufzubringen, um Wasserstoffprojekte umzusetzen. Hier raten die Autor:innen des Leitfadens dazu, dass Investmentgesellschaften, Industrieunternehmen und etablierten Fördermittelgebern hierfür effiziente Plattformen schaffen.
Einheitliche Regelwerke schaffen
Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Moblisierung des notwendigen Kapitals und die Umsetzung von Wasserstoffprojekten sehen die Autor:innen in einer zügigen Einführung der notwendigen Regelwerke sowie europaweit einheitliche Genehmigungsprozesse. Nur so können sich auch neue Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln. Zudem brauche die deutsche Wasserstoffwirtschaft dringend konzertierte Initiativen zur Ausbildung von Nachwuchskräften, sowohl bei der Berufsausbildung als auch an Universitäten. Insgesamt plädiert VDE Renewables für eine eine technologieoffene Industriepolitik, die aufkommende Veränderungen mit interessanten Kommerzialisierungspotentialen unterstützt und nicht verhindert. Den Leitfaden können Sie auf der Webseite von VDE Renewables. (su)
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