Gegenläufigkeit ist in der Windbranche Trend, zumindest was die Stimmung zu Anfang 2011 angeht: Zuletzt sank der IWR-Geschäftsklima-Index für die Erneuerbare-Energien-Branche im Dezember auf einen Tiefstand, wie das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) meldete. Zu Jahresbeginn aber ließ ein Nachrichtendienst wieder bessere Erwartungen der Windkraftindustrie für 2011 verbreiten. Wechselhaft in verschiedene Richtungen schlägt die Stimmung auch gemäß der Dezember-Jahresumfrage der ERNEUERBARE ENERGIEN aus: 40 in Deutschland produzierende oder hier ansässige Unternehmen der Windenergiebranche antworteten auf die Fragen nach den Märkten des neuen Jahres, den aktuellsten technologischen Herausforderungen sowie dem jeweiligen Personal-Problem. Oder eben Nichtproblem.
Online dokumentieren wir nun die Zitate der CEO, Experten oder Gutachter aller an der Umfrage beteiligten Unternehmen.
Die Anlagenhersteller
Avantis Europe, Ralf Breuer, CFO: 2011 werden wir unsere ersten Windparks realisieren. Ein wichtiger Markt sind für uns dabei die osteuropäischen Länder wie Polen und Rumänien. Dort können wir mit neuen und vor allem lokalen Investoren zusammenarbeiten. Aber auch in Deutschland sind wir in der Lage, weitere Prototypen zu errichten und Kleinserien umzusetzen. Laut der einschlägigen Presse wird die Überwindung der Finanzkrise länger dauern. Aber mit großer Zuversicht wird der Markt ab 2011 wieder anziehen. Somit werden wir uns 2011/2012 endgültig auf dem europäischen Markt etabliert haben. Die Serienproduktion der AV 928 wird Mitte 2011 starten, in einer Produktionsstätte in Nordeuropa.
Enercon, Aloys Wobben, Geschäftsführer: Unsere Zielmärkte liegen ausschließlich im Onshore-Bereich, davon ca. 1/3 in Deutschland und 2/3 international. Sowohl kleine als auch große Projekte werden angestrebt. Die Mischung ist wichtig. Die planerischen Herausforderungen werden in den Bereichen Netzeinleitung, Genehmigung und Finanzierung liegen. Die Krise ist aber noch nicht überwunden beziehungsweise ist länderabhängig, siehe Griechenland. Die Projekte in Deutschland sind gut finanzierbar. In Ländern wie Griechenland, Irland etcetera ist es dagegen schwerer. Neue Kapitalgeber treten nicht auf den Plan. Der Personalbedarf an Ingenieuren ist auch bei Enercon nach wie vor hoch. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir auch verstärkt mit Hochschulen und Universitäten zusammen.
Eno Energy, Karsten Porm, Geschäftsführer: „Deutschland war, ist und bleibt auch 2011 der wichtigste Zielmarkt für unsere gesamten Geschäftsbereiche. Zudem werden wir unsere Aktivitäten in Italien, Polen und insbesondere in Schweden in 2011 weiter ausbauen. Neben einzelnen Mühlen für Einzelinvestoren sind für 2011 mehrere Windenergieanlagen für den Eigenbestand als auch Windenergieanlagen für Kooperationsprojekte in der Pipeline. Hinsichtlich Planung und Entwicklung werden höhere Türme sowie Standorte in Waldgebieten besondere Herausforderungen darstellen. Unsere Abteilung für Windparkprojektierungen arbeitet an einer Vielzahl von Projekten unterschiedlicher Größe. Ziel ist es, diese möglichst kurzfristig zur Baureife zu bringen und vorzugsweise den hauseigenen Windenergieanlagentyp Eno 92 zu errichten. Die serienmäßige Einführung dieser Anlage ist für Ende 2011 vorgesehen.
Fuhrländer, Joachim Fuhrländer, Geschäftsführer: Wir werden uns weiter international ausrichten mit einer wachsenden Zahl von Auslandsprojekten, mit Service- und Fertigungsstandorten. Letzteres fängt in Ukraine und Vietnam an. Dafür konzentriert sich Fuhrländer weiterhin auf das Onshore-Geschäft. Zur Strategie gehört, die Kunden intensiv zu unterstützen mit Technologie-Transfer, mit Planung von Infrastruktur-Maßnahmen sowie der Erfüllung von Logistik-Aufgaben für den weltweiten Transport und auf den Baustellen. Aufgrund der zentralen Lage des Firmensitzes im Dreiländereck Rheinland-Pfalz/NRW/Hessen, der Nähe zu Industrie-Regionen, Hoch- und Technikerschulen haben wir keine besondere Mühe, qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen.
Gamesa Wind GmbH, Stephan Schulze, General Manager: Die wichtigsten europäischen Zielmärkte sehen wir in Ost- und Südeuropa, insbesondere in Polen, Rumänien, Türkei und Italien. Weiterhin engagieren wir uns derzeit erfolgreich in Indien sowie in Zentral- und Südamerika, speziell in Brasilien und Costa Rica. Durch die Kooperation mit unserem Partner in den USA treiben wir unsere Offshore-Aktivitäten mit Hochdruck voran und sehen gerade in Groß-Britannien und Nordamerika weitere Absatzmärkte für die maritime Windenergie. Erfreulicherweise sehen wir für unsere Multimegawattanlage wegen der teilbaren Rotorblätter, der modularen Bauweise sowie des relativ leicht transportierbaren Hybridturms keine standortspezifischen Logistik- oder Errichtungsprobleme. Jedoch kostet es uns viel Anstrengung in jedem neuen Zielmarkt zeitgerecht alle Zertifizierungen und grid code Dokumente bereitzustellen – nicht zuletzt wegen gewisser Kapazitätsengpässe bei den Zertifizierungsinstituten.
GE Wind Energy Europe, Carsten Schott, Personaldirektor: Wir haben alleine im letzten Jahr 70 neue Mitarbeiter neu eingestellt. Insgesamt arbeiten im Bereich Windenergie in Deutschland für uns jetzt rund 850 Mitarbeiter, die meisten davon in unserem Entwicklungs- und Fertigungszentrum in Salzbergen in Niedersachsen. Aber auch für unser globales Forschungszentrum in München suchen wir regelmäßig Experten für den Bereich erneuerbare Energie. Und 2011 eröffnen wir in Hamburg ein neues Kompetenzzentrum für Offshore-Windparks und wollen dort in den kommenden Monaten 30 bis 40 Ingenieure und Techniker neu einstellen. Außerdem investiert unser Konzern jährlich weltweit über eine Milliarde Dollar in Weiterbildung. Ingenieure können sich Branchen-Knowhow und firmenrelevantes Wissen beispielsweise im Rahmen unseres zweijährigen Edison-Programms aneignen, bei dem sie verschiedene Stationen im In- und Ausland durchlaufen.
Kenersys, Jochen Weick, Vice President Corporate Communication: Der Windmarkt schält sich aus der Krise heraus. Mit dem Atomkonsens der Bundesregierung wird sich der Markt weniger dynamisch entwickeln als erwartet, Impulse kommen insbesondere aus den Bundesländern. Insgesamt wird sich der Markt in 2011 positiv entwickeln, erste Knappheiten an Personal und Komponenten zeichnen sich bereits ab. Sowohl bei der Technologie als auch bei Projektstandorten wird es ein klares Ranking geben, gemessen an „Cost of Energy“, Verfügbarkeit und Sicherheit der Technologie und standortspezifischen Gegebenheiten. Für 2011 sind wir gerüstet, mit einem guten Auftragseingang für 2011. Insbesondere auf der Basis einer guten Technologie (Kenersys erfüllt als einer der ersten Hersteller für beide Anlagen die SDL-Richtlinien) ist das Interesse bei Kunden und Projektinvestoren groß, zumal die Transparenz in der Anlagentechnologie die Kunden dazu befähigt, Anlagen komplett in Eigenregie zu betreiben und zu warten.
Nordex SE, Felix Losada, Pressesprecher: Das europäische Ausland mit Großbritannien, Polen, Schweden sowie der Türkei, der asiatische Raum und die USA sind unsere wichtigsten Zielmärkte. Nordex fokussiert in seinen Zielmärkten insbesondere auf große Projekte. Durch die im laufenden Jahr erfolgende Anhebung der Windklasseneignung für unsere Anlagen der 2,5-MW-Turbinen werden wir unseren Kunden noch effizientere Anlagen anbieten können, die nicht im gleichen Schritt teurer werden. Modernisierungspakete für ältere Anlagen runden das Angebot für unsere Bestandskunden ab. Wir passen unsere Unternehmensstrategie auf veränderte Marktgegebenheiten an. In erster Linie werden wir 2011 Nordex weiterhin international ausrichten, um neue Märkte nachhaltig zu erschließen. Zweitens fokussieren wir darauf, schneller innovative Produkte und technische Lösungen zu entwickeln, um neue Markt- und Kundensegmente zu erschließen. Ebenso bereiten wir unseren Markteintritt in das Offshore-Segment im Jahr 2014 vor.
Powerwind, Stefan Heczko, Geschäftsführer: Rund 40 Windenergieanlagen unserer PowerWind 56 mit 900 kW und ein Prototyp unserer 2,5 MW-Anlage PowerWind 90 drehen inzwischen in Italien, Deutschland und Osteuropa. Nach der Installation unserer ersten US-Anlage diesen Herbst wollen wir uns 2011 auch in den USA als Community Scale-Anbieter für Projekte bis 10 MW etablieren. In Europa werden wir erste Windparks mit unserer neuen 2,5 MW-Anlage PowerWind 100 bestücken. Der Mangel an erfahrenen Ingenieuren ist in der Tat eine Herausforderung. Kurz- und mittelfristige Lösungen sind für uns internationales Recruiting und das Heranführen qualifizierter Kräfte anderer Branchen. So haben wir nachhaltig von den Erfahrungen und Konzepten profitiert , die Führungs- und Fachkräfte aus anderen Branchen des Anlagen- und Maschinenbaus mitgebracht haben, etwa für unser Servicekonzept.
Repower, Andreas Nauen, CEO: Nach wie vor sieht Repower Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien als wichtigste Absatzmärkte in Europa. Unser Marktanteil in Deutschland liegt derzeit bei 8,8 Prozent. 2011 wollen wir diesen Anteil weiter ausbauen. Global zählen Nordamerika und Australien zu unseren Kernmärkten, aber auch China und die Türkei haben für uns großes Potenzial. Nach Abschluss erster Verträge hatten wir 2010 Tochtergesellschaften in Schweden und Polen gegründet. 2011 werden wir unsere Aktivitäten dort verstärken. Mittelfristig sollen Offshore-Projekte 20 bis 30 Prozent unseres Umsatzes ausmachen. Unser neues Offshore-Servicekonzept stellt für Service und Wartung der zukünftigen Offshore-Parks, die fernab der Küste liegen, einen wichtigen Baustein dar. Mit der Jack-Up Crane-Vessel, einer selbständig in den Parks operierenden Hubplattform, können ab 2013 bis zu 240 Turbinen gewartet werden.
Schuler, Gerd Schmelzle, Vice President Sales: Um viel Erfahrung mit möglichst unterschiedlichen Standorten zu sammeln, werden wir für unsere geplante getriebelose Anlage in allererster Linie die Realisierung von Einzelstandorten, sowie kleinen und mittleren Windparks anstreben. Die derzeitige Entwicklung im Hinblick auf die 2011 erwartete Novellierung des EEG wird von uns aufmerksam verfolgt. Reduzierte Einspeisevergütungen oder gar der Entfall des Einspeisevorrangs könnte unter Umständen zu einer Neuausrichtung unserer Strategie führen. Wir sind überzeugt, dass künftige Anlagen noch komplexeren Anforderungen seitens der Netzwerkbetreiber genügen müssen. Auch die Reduktion der Schallemission bleibt vorrangig.
Siemens Wind Power, Jens-Peter Saul, CEO: Wir haben einen Rekordauftragsbestand von ueber 10 Milliarden Euro fuer Windenergieanlagen und planen, bis Ende naechsten Jahres 2.500 neue Arbeitsplaetze weltweit zu schaffen. Auch beim Ausbau unseres internationalen Fertigungsnetzes kommen wir gut voran: Kuerzlich haben wir in Shanghai unsere erste Rotorblattfertigung in China sowie eine neue Fabrik für Maschinenhäuser in Hutchinson im US-Bundesstaat Kansas eroeffnet. Siemens hat bereits den Bau weiterer Produktionsstätten für Windenergieanlagen in Großbritannien, Kanada, Indien und China sowie ein Joint Venture für die Fertigung von Windturbinen-Komponenten für den russischen Markt angekündigt. Auch den Heimatmarkt haben wir wieder staerker im Blick. Schon heute hat Siemens in Deutschland eine fuehrende Rolle im Offshore-Bereich, auch Onshore ist zunehmend im Fokus.
Vestas, Hans Jörn Rieks, President Vestas Central Europe: Wir erwarten unsere größten globalen Absatzmärkte 2011 in den USA und China. Aufgrund der Struktur dieser Märkte wird es sich dabei besonders um Großprojekte handeln. Die höchsten Wachstumsraten erwarten wir im Bereich Offshore. Vestas ist in 63 Ländern vertreten und wir erhoffen uns Geschäfte in all diesen Ländern abzuschließen. Was den europäischen Markt betrifft, so bleibt Deutschland weiterhin der wichtigste Absatzmarkt. Gute Marktchancen sehen wir künftig auch in Osteuropa und auf dem afrikanischen Kontinent. Diese Regionen haben großen Nachholbedarf, eine CO2-freie Energieerzeugung aufzubauen. Die Herausforderungen in allen Absatzmärkten wird Umsetzung des notwendigen Netzausbaus sein. Im Offshore-Bereich wird es darum gehen Innovationen auf höchstem Niveau zu ermöglichen und sicherzustellen, Stromgestehungskosten kontinuierlich weiter zu senken.
Die Projektierer
Abo Wind, Jochen Ahn, Vorstand: Wir haben uns mit 160 Mitarbeitern in sechs europäischen Ländern sowie in Argentinien eine gute Position erarbeitet. Im Jahr 15 der Firmengeschichte wird voraussichtlich der Heimatmarkt Deutschland den größten Beitrag zum Erfolg leisten. Die Fachplaner bearbeiten derzeit deutsche Projekte mit mehr als 300 Megawatt Leistung. Immer mehr Regionen gerade im südlichen Teil der Republik entdecken die Vorteile der Windenergie. Die Akquise läuft so gut wie nie zuvor. Mit einer Bürgerwindaktie eröffnen wir 2011 die Möglichkeit, sich an einem großen europäischen Portfolio zu beteiligen. Die Gesellschaft geht mit fünf Windparks in drei Ländern und einer Kapazität von 57 Megawatt an den Start. Gemeinsam mit uns investieren Bürger in ein stetig wachsendes Portfolio aus Windparks und in kleinerem Umfang auch Biogasanlagen. Unabhängig von der Höhe der Summe profitieren sie von Größenvorteilen und Risikostreuung, die sonst nur große Fonds erreichen.
Ecojoule Construct, Alexander Jäger-Bloh, Geschäftsführer Unternehmensgruppe Dezentrale Energie: Im Vergleich zum Ausland sind die Geschäfte hierzulande entschieden einfacher. Zum einen kennen wir den Rechtskontext bis ins Detail, und grundsätzlich ist mehr Rechts- und Planungssicherheit gegeben. Außerdem sind Auslandsfinanzierungen nach wie vor schwierig. Das liegt auch am derzeitigen Selbstbewusstsein der Banken, das schädlich ist. Projekte in Deutschland lassen sich hingegen einfach und gut finanzieren. Hier gibt es sogar wieder eine Nachfrage der Banken nach Projekten. Nach derzeitigem Stand planen wir in Niedersachsen und Brandenburg neue Projekte, und auch das Thema Repowering steht nach wie vor bei uns obenan. Es wird jedoch eine Herausforderung sein, in Niedersachsen im Kommunalwahljahr die notwendige politische Unterstützung zu bekommen.
Energiekontor, Dirk Gottschalk, Vorstand: 20 Jahre nach Firmengründung beurteilt die Energiekontor-Gruppe die Potenziale der Windkraft als nach wie vor unerschöpflich. Basis des Unternehmenserfolges wird in nächster Zukunft die Planung und der Bau von deutschen Onshore Windparks bleiben. Der deutsche Markt wird aber nicht nur für das Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, sondern für die Branche im Allgemeinen. Denn nach wie vor sollte ein solider inländischer Markt ein Fundament für den erfolgreichen Export und die technische Weiterentwicklung von Windkraftanlagen bilden. Mit der Erschließung der deutschen Offshore-Standorte können in den nächsten Jahren wesentliche Schritte zur Umgestaltung des Strommarktes getan werden. Zu Verzögerungen hat hier vor allem die Finanzkrise geführt. Hier scheint sich aber für 2011 Entspannung anzukündigen, so dass in absehbarer Zeit wesentliche Planungsfortschritte erzielt werden.
Enova Energieanlagen, Helmuth Brümmer, Geschäftsführer: Schwerpunktmäßig sind wir mit der Entwicklung neuer Offshore-Projekte in der deutschen Nordsee befasst. Offshore-Projekte werden aufgrund ihrer Größe maßgeblich zur Verwirklichung des Energiekonzeptes der Bundesregierung beitragen. Onshore sind wir nach wie vor hauptsächlich in Deutschland und im europäischen Ausland tätig. Enova hat einige Repowering-Projekte im Portfolio, dazu werden weitere Potentialflächen im In- und Ausland entwickelt. Die Herausforderungen in Deutschland liegen vor allem im Netzausbau und im Ausbau der logistischen Rahmenbedingungen.
Juwi, Frank Finzel, Geschäftsführer: Deutschland bleibt 2011 der zentrale Markt für Juwi Wind. Im Ausland spielen Polen und Frankreich eine tragende Rolle. Die Volumina einzelner Projekte steigen, es werden aber nach wie vor auch kleine Projekte realisiert. International ist der Finanzierungsmarkt auf dem Weg der Besserung, die Engpässe sind aber noch nicht ganz überwunden. Leveraged Capital ist nach wie vor knapp und Eigenkapitalinvestoren dominieren den Markt. Als Arbeitgeber sind wir sehr gefragt. Die Firmengruppe hatte bis Ende Oktober rund 14.000 Bewerbungen. Allerdings gestaltet sich die Suche nach Arbeitskräften, die erfahren sind und Führungsaufgaben übernehmen können, wegen des Engpasses auf dem Markt nach wievor schwierig.
Ostwind, Christoph Markl-Meider, Pressesprecher: Das Ringen um letzte Ressourcen, unbeherrschbare Risiken und der drohende Klimawandel heizen über alle Grenzen hinweg die Debatten zur zukünftigen Energieversorgung an. Mit der Globalisierung der Energiefrage geht aber auch eine Rückbesinnung auf die Region einher. Die Energie kehrt dorthin zurück, wo sie unmittelbar ge- und verbraucht wird. BürgerInnen, Kommunen, Stadtwerke, Genossenschaften und Energieversorgungsunternehmen erkennen die Chance, die darin liegt, dass die Energiequellen der Zukunft regional, regenerativ und effizient sind.
Plan 8, Dirk Jesaitis, Geschäftsführer: Der deutsche Markt spielt für uns eine unverändert große Rolle. Wir haben noch rund 500 MW in der Pipeline, Tendenz weiter zunehmend. Dennoch sind auch wir in verschiedenen anderen Ländern sehr aktiv. Neben Bulgarien, Griechenland und Südafrika liegt unser Schwerprunkt in Latein-Amerika: Kooperationen in Panama, der Dominikanischen Republik, Chile, Mexico, Honduras und Peru. In Zusammenarbeit mit einem anderen deutschen Entwickler planen wir außerdem Projekte in Brasilien, Argentinien und Uruguay. Außerdem denken wir über den Markteintritt in Vietnam, Kasachstan und Kanada nach. Die Projektentwicklung ist ein Geschäft mit hohem Risiko, für das man viel Erfahrung und Durchhaltevermögen benötigt. Deshalb haben wir in den letzten zweiJahren stark auf Expansion gesetzt. Arbeitet man nur an zwei bis fünf Projekten in einem Land, ist die Gefahr des Scheiterns groß. Plant man aber über 50 Projekte in 10 verschiedenen Ländern, so ergibt sich eine solide Risiko-Streuung und man kann flexibel entscheiden, wo man Prioritäten setzt.
PNE Wind, Martin Billhardt, Vorstandsvorsitzender: Neue Wege möchten wir bei der Finanzierung von Offshore-Projekten beschreiten. Wenn die Volumina der Projektfinanzierungen bei Offshore-Windparks künftig signifikant steigen, ergeben sich bei Private Equity und Fund-of-Fund für Retail-Investoren neue Investitionsmöglichkeiten. Bei der PNE Wind AG wird daher an der Initiierung eines Private Equity Fonds gearbeitet, um die Spanne zwischen Genehmigungserhalt und Betriebsphase für schlüsselfertige Offshore-Windparks zu finanzieren.
Prokon Unternehmensgruppe, Carsten Rodbertus, Geschäftsführender Gesellschafter: Die Prokon Unternehmensgruppe ist 2010 in allen Geschäftsbereichen deutlich gewachsen. Die Mitarbeiterzahl stieg auf über 850 und die Kapitaleinwerbung in Form der Genussrechte konnte gegenüber dem Vorjahr verdoppelt werden. Doch wer es wie wir wagt, etablierte Strukturen wie Banken, Versicherungen und das Finanzsystem des Staates anzugreifen, wundert sich nicht, von diesen in den Blickpunkt von Medien getrieben zu werden. Allem voran steht der Vorwurf, wir betrieben mit der Verzinsung der Genussrechte ein Schneeballsystem – auch wenn die Geschäftsergebnisse das Gegenteil beweisen. Deshalb wird die Transparenzoffensive bei uns 2011 im Vordergrund stehen. Die Anzahl der Firmen innerhalb der Gruppe wird weiter reduziert, Jahresabschlüsse werden durch Wirtschaftsprüfer testiert und weitere detaillierte Geschäftszahlen monatlich im Internet veröffentlicht.
Windwärts, Lothar Schulze, Geschäftsführer: Die Windwärts Energie GmbH mit derzeit 85 Beschäftigten befindet sich aktuell in einer starken Wachstumsphase. Im Hinblick auf den zu erwartenden Fachkräftemangel wurden langfristig angelegte Konzepte zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung entwickelt. Neben einer modernen Unternehmenskultur bieten wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine individuelle und gezielte Personalentwicklung, ein betriebliches Gesundheitsmanagement sowie umfassende Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
WPD, Gernot Blanke, Vorstand: Vergangenes Jahr haben wir unsere Projektpipeline weiter stärken können (über 7.000 Megawatt (MW) an Land und über 9.000 MW offshore), in Deutschland genauso wie international in 18 Ländern. 2011 wollen wir in Deutschland Windenergieprojekte mit über 130 MW errichten; hinzu kommen Windparks in Frankreich, Polen, Italien und Kroatien. Unser Repoweringbereich wird auch 2011 ein Projekt umsetzen. Offshore wollen wir nach der erfolgreichen Projektrealisierung von Baltic I für EnBW mit dem Offshorewindpark Butendiek unser erstes eigenes Projekt finanzieren und den Bau vorbereiten. Politisch wird 2011 ein spannendes Jahr mit den vorbereitenden Diskussionen um die bevorstehende EEG-Novelle.
Die Wartungsdienstleister
Availon, Ulrich Schomakers, Geschäftsführer: Auch im Bereich Angebotsvielfalt und Flexibilität der Serviceverträge wird sich die Spreu vom Weizen trennen – so z.B. hinsichtlich verschiedener Lösungsansätze im Bereich Vollwartungsvertrag und der Einzelkomponenten-Flexibilität. Diese Entwicklung wird den deutschen Markt prägen und für einen verstärkten Wettbewerb im Bereich Service beitragen.
Deutsche Windtechnik, Matthias Brandt, Vorstand: Auch für das kommende Jahr sehen wir auf dem deutschen Markt ein starkes Wachstum für herstellerunabhängigen Service. Schwache Windjahre, individuelle technische Probleme und spezielle Anforderungen sorgen weiter für Nachfrage nach Optimierung und hochqualifiziertem Service. Insgesamt kommt ganzheitlichen Lösungsansätzen in allen Aufgabengebieten eine hohe Bedeutung zu. Windenergie wird langsam erwachsen. Jetzt gilt es, ihr den richtigen Charakter zu verpassen. Unabhängige mittelständische Unternehmen werden mit ihrer dynamischen Struktur den Wettbewerb beleben.
L amp;L Rotorservice, Henry von Helldorff, Vertriebsingenieur: Mitte 2010 wurde von uns mit der Planung und dem Ausbau der neuen Servicestützpunkte in Österreich und Italien begonnen. Den damit verbundenen finanziellen und zeitlichen Vorteil werden wir sowohl an Betreiber weiter geben, als auch in die neu geschlossenen Rahmenverträge mit namhaften Herstellern einfließen lassen. Mit innovativen Entwicklungen wie einer mit Hawart zusammen entwickelten Großflächenschleifmaschine für Rotorblätter sowie dem mit Hailo entwickelten neuen Arbeitsbühne Bladelifft, die für Anlagen bis sechs MW konzipiert ist, werden wir uns an der Spitze der unabhängigen Servicedienstleister im Bereich der Rotorblattreparatur und Wartung positionieren.
PSM, Ian Paul Grimble, Geschäftsführer: Für uns als Volldienstleister für Windenergie- und Solaranlagen ist der wichtigste Zielmarkt nach wie vor Deutschland, aber auch die europäischen Nachbarn rücken zunehmend in den Blickpunkt. In 2011 erwarten wir vor allem ein Wachstum bei strategischen Partnerschaften, beispielsweise in Sachen Rahmenverträgen mit Herstellern oder anderen Dienstleistern. Nach zwei katastrophalen Windjahren 2009 und 2010 wird das kaufmännische Management im kommenden Jahr vor einigen Herausforderungen stehen.
Voith Industrial Services, Klaus Krüder, Geschäftsführer: Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Vollwartungsvertrages zu einem 46-MW-Pilotprojekt in Österreich setzen wir nun aufs Ausland. Das erwartete Wachstum im Offshore-Geschäft wird für eine deutliche Marktbelebung sowie Personalknappheiten sorgen. Wir selbst setzen aufs Ausland. Mit dem neuen Voith Service Plus, einem neuartigen Vollwartungskonzept, sowie dem erfolgreichen Start in der Vestas V80/V90 Technologie sind hier für uns die Grundlagen für ein kontinuierliches Wachstum bei internationalen Betreibern gelegt. Independent Power Producer und Energieversorger stellen die Zielgruppe für diese neuen Servicekonzepte dar.
WKA Beton Service, Uwe Szidat, Geschäftsführer: Zuletzt konnten wir zunehmend Abschlüsse mit ausländischen Projektierern, Betriebsführungsgesellschaften und Stromerzeugern verzeichnen. Die Palette der Auftragarbeiten reicht von kleineren Ausführungen, wie an drei WEA in der Autofertigung von Volvo in Gent, bis hin zu Großprojekten in den schottischen Highlands. Diese Flexibilität bedeutet für uns eine wachsende Unabhängigkeit vom einheimischen Markt und stärkere Resistenz gegenüber Schwankungen am Finanzmarkt. Auch 2011 kommt es zu Einsätzen an verschiedensten Extremstandorten in Finnland, Norwegen, oder Schottland. Erstmals wird die WKA Beton Service GmbH auch in Übersee aktiv. Nach der Bestätigung bereits avisierter Projekte, werden wir eine Niederlassung in den USA gründen.
Die Gutachter
Anemos, Heinz-Theo Mengelkamp, Geschäftsführender Gesellschafter: Die Diskussion um den Windindex in Deutschland hat uns veranlasst, einen auf Ertragsindex auf einem 5x5-Kilometer-Gitter anzubieten. 2011 werden wir einen entsprechenden Produktionsindex für Europa erstellen. Exakte Zeitreihenanalysen von Ertragseinbußen durch vorgegebene Restriktionen werden zunehmend nachgefragt. Windfeldsimulationen über komplexem Gelände werden weiterhin ein Schwerpunkt sein. Neben Europa sehen wir Schwerpunkte in Südamerika und Kanada und weiterhin im Offshore Bereich. Einzelne große Projekte zeichnen sich in Afrika und im asiatischen Raum ab.
Anemos-Jacob, Herbert Schwartz, Geschäftsführer: Durch das starke Wachstum der Nabenhöhen und die vermehrte Nutzung von Waldflächen dringt der Markt in Bereiche vor, in denen noch wenig über die Windverhältnisse bekannt ist. So wird es unerlässlich, dann auch in Deutschland mehr Windmessungen durchzuführen. Hier erwarten wir eine Zunahme der Sodarmessungen, sowohl für Messungen des Windes in großer Höhe über 6 bis 12 Monate als auch für die kurzfristige Ermittlung des Windpotenzials mit zwei parallel betriebenen Sodargeräten.
Deutsches Windenergie-Institut (Dewi), Jens Peter Molly, Geschäftsführer: Das DEWI wird mit seinen neuen Gesellschaften in der Türkei und in China der großen Nachfrage in diesen Ländern und den benachbarten Regionen verstärkt nachkommen können. Die Präsenz in Südamerika wurde 2010 deutlich ausgebaut, sodass wir auch in Ländern mit stark steigendem Windenergieausbau wie Brasilien, Chile und Argentinien gut aufgestellt sind. Nachdem die Stadt Wilhelmshaven erneut den Flächennutzungsplan überarbeitet, wird DEWI ab Herbst 2011 den Herstellern dringend benötigte neue Standorte für Prototyp-Windturbinen anbieten und die daran notwendigen Zertifizierungsmessungen kostengünstig vor der Haustüre durchführen können.
Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemstechnik (IWES), Andreas Reuter, Institutsleiter Bremerhaven: Für den Offshore-Markt wird 2011 ein Entscheidungsjahr: In den Bereichen Netzausbau, angepasste Anlagen, intelligente Logistik- und Wartungskonzepte müssen wichtige Weichenstellungen erfolgen, um im Wettbewerb um den vielversprechenden Offshore-Markt nicht den Anschluss zu verpassen. Politisch müssen Pläne für den Ausbau des Stromnetzes konkretisiert und zielgerichtet angegangen werden. Dazu gehört auch, mit Überzeugungsarbeit Akzeptanz für konkrete Maßnahmen in der Bevölkerung zu fördern. Für die internationale Entwicklung wird 2011 gelten, dass die großen Marktakteure haben typischerweise Fertigungskapazitäten in Europa, China, Indien und den USA haben. Sie konkurrieren untereinander und auch mit anderen Branchen um erforderliche Ressourcen. Da der chinesische Markt zunehmend von lokalen Herstellern dominiert wird, sind die Wachstumspotenziale global sehr begrenzt. Ob europäischen Herstellern die Positionierung über Qualitätsführerschaft und Effizienz auf dem Weltmarkt gelingt, wird sich in den nächsten Jahren entscheiden und daran ablesbar sein, ab der Markt auch hierzulande „anspringt“.
TÜV Süd, Peter Herbert Meier, Abteilungsleiter Wind Cert Services: In der gesamten Europäischen Union setzt sich der Ausbau der Windenergie auf hohem Niveau fort. Neben den bekannten Akteuren in Westeuropa werden in den nächsten Jahren vor allem mittel- und osteuropäische Länder wie Polen, Ungarn und Bulgarien den Ausbau der Windenergie vorantreiben Trotz des erreichten Niveaus gibt es auch in Deutschland ungenutzte Potenziale. Das betrifft vor allem den Offshore-Bereich und das Repowering. Weiteres Ausbaupotenzial bieten forstwirtschaftlich genutzte Wälder, in denen eine Infrastruktur in Form von Forstwegen vorliegt.
Die Technologiezulieferer
µ-Sen, Holger Fritsch, Geschäftsführer: Aufgrund der „Windsituation“ geht die µ-sen 2011 von einer eher geringen Inlandsnachfrage für die Nachrüstung mit Condition-Monitoring-Systemen (CMS) aus. Eine verstärkte Nachfrage ergibt sich insbesondere aus der Internationalisierung, etwa in Irland, Indien, USA und China. Zudem erwarten wir einen verstärkten Einsatz von CMS durch die Windenergieanlagenhersteller und die Kopplung mit der Windradsteuerung. Wir werden unser datenbankbasiertes Webportal mit zusätzlichen Überwachungsfunktionen ausstatten.
Siag Schaaf Industrie, Christian Adamczyk, Leiter Marketing: Wir erwarten für 2011 die erste Welle der Offshore-Windenergie. Es ist deutlich erkennbar, dass es in die Umsetzungsphase geht. Wir erleben es besonders an unserer Werft, den Siag Nordseewerken – das Anfragevolumen ist enorm. Für die gesamte Branche ist das gut. Allerdings muss sich auf vielen Ebenen eine Zusammenarbeit entwickeln, damit Projekte intelligent umgesetzt werden können – blinder Aktionismus und Wettbewerbsdenken sind fehl am Platze.
Tembra, Klaus Würthele, Geschäftsführer: Zum einen wird die Serieneinführung einer neuen Zwei-MW-Anlage für einen chinesischen Kunden vorgenommen, zum anderen wird für einen koreanischen Kunden ein Produkt mit 2,5 MW Nennleistung konstruiert. Ein weiteres Großprojekt steht mit dem Beginn der Konstruktion einer getriebelosen 3MW-Onshore-Anlage ins Haus. Hier wird für die erste Jahreshälfte 2012 die Errichtung des Prototyps geplant. So werden wir 2011 weitere Arbeitsplätze schaffen. Zurzeit sind wir in Berlin und Hamburg 18 Ingenieure.