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Stromversorgung

Hat Hamburg ein Energieproblem?

Der Industrieverband Hamburg (IVH) warnt davor, dass es bei der jährlichen Revision des Kernkraftwerkes Brokdorf in Hamburg zu Stromausfällen kommen könnte. Der Hintergrund: Würde Brokdorf als Hauptstromlieferant der Hansestadt ausfallen, könnte es zu einem sogenannten Brownout (Unterspannung) kommen, bei dem die Versorgungsspannung über einen gewissen Zeitraum hinweg merklich reduziert ist. Die Folge wären beispielsweise der Ausfall der Ampelanlagen in der verkehrsreichen Metropole.

Windenergie aus dem Ostseeraum

Hamburg hat als zweitgrößte deutsche Stadt und als großer Standort der Grundstoffindustrie zusammen mit seinem internationalen Hafenbetrieb und umfangreichen öffentlichen Nahverkehrsnetz generell einen hohen Stromverbrauch. "Die Struktur der Verteilungsnetze und diese Abnehmerstruktur steigern das Risiko von Spannungsschwankungen, auch für die Industrie. Dies könnte an einzelnen Produktionsstandorten hohe Schäden hervorrufen", sagt IVH-Sprecher Marc März. Jörg Schmoll, Sprecher des Hamburger Senats, ist da anderer Meinung: „Das neue Kraftwerk Moorburg wird künftig mit rund zwölf Milliarden Kilowattstunden im Jahr fast den kompletten Strombedarf Hamburgs decken. Sorgen über Engpässe in der Energieversorgung erscheinen daher unbegründet."

Die Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien wie beispielsweise mit Windenergie aus dem Ostseeraum könnte für Hamburg insgesamt mehr Versorgungsstabilität bedeuten. Die hierfür einsetzbare Höchstspannungsfreileitung, die sogenannte Windsammelschiene von Schwerin nach Hamburg, besteht aus zwei Abschnitten. Rund 20 Kilometer davon verlaufen in Schleswig-Holstein, rund 45 Kilometer in Mecklenburg-Vorpommern. Im neuen Bundesland erging der Planfeststellungsbeschluss im September 2009, seit Juni 2010 ist der Abschnitt errichtet und betriebsbereit.

Windsammelschiene noch im Bau

Auf schleswig-holsteinischer Seite dauert das Verfahren an. Annika Kießler, Sprecherin des Netzbetreibers 50Hertz, erwartet den Planfeststellungsbeschluss seitens des zuständigen schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministeriums für Ende März 2012. Lange Bearbeitungszeiträume bei der zuständigen Behörde, dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein, haben immer wieder zu Verzögerungen geführt. Hinzu kam die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes und damit des Landesnaturschutzgesetzes im März 2010, wodurch die Antragsunterlagen überarbeitet werden mussten.

Im Energiekonzept der Landesregierung Schleswig-Holstein ist die Leitung Schwerin-Hamburg als wichtiges Projekt im Bereich der Erneuerbaren enthalten. Eine Ministeriumssprecherin kündigt gegenüber ERNEUERBARE ENERGIEN an, das Planfeststellungsverfahren könne bereits dieses Jahr abgeschlossen werden. 2012 könne umgehend mit dem Bau der noch fehlenden Teilstrecke der Windsammelschiene begonnen und die Gesamttrasse noch im selben Jahr fertig gestellt werden. (Daniel Seemann)