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Schaufenster

Windkraftanlagen-Prototypen werden bei Husum errichtet

"Ruckzuck ausgebucht“ sei das Windkraft- Testfeld in der nordfriesischen Südermarsch gewesen, sagt Holger Arntzen, neben Benny Wilms einer der Geschäftsführer der Windtestfeld-Nord GmbH und Projektmanager der Wirtschaftsförderung Nordfriesland (WFG). Kein Wunder. Der Standort im Süden Husums verfügt über ein enormes Windpotenzial und ideale Testbedingungen. „Damit ein neuer Anlagentyp zertifiziert wird, muss der Hersteller nachweisen, dass er eine bestimmte Zeit lang unter Volllast gelaufen ist“, so Arntzen. In der Südermarsch könne man schon nach vier Monaten über 1.000 Volllaststunden erreichen. „Im Binnenland würde man dafür neun Monate brauchen.“

Die Firma Skywind hatte hier 2015 einen gewaltigen Zweiflügler errichtet, der den Besuchern der Messe HUSUM Wind bei der Anreise ins Auge stach. Nun ist eine Enercon-Anlage vom Typ E-126 EP4 für mittlere Windstandorte mit 4,2 Megawatt (MW) Nennleistung und einem Rotordurchmesser von 127 Metern hinzugekommen. Der Transport der Stahlturm-Segmente erfolgte per Ponton von Malmö aus. Ein fern­gesteuerter Schwerlasttransporter mit 18 Achsen hat die gewaltigen Komponenten dann über die speziell dafür ausgebaute Straße zur Baustelle gebracht. Enercon will schallreduzierte Rotorblätter und einen Generator testen, der schon bei schwachem Wind – wenn der Börsenstrompreis hoch ist – Erträge bringt.

Wertschöpfung aus der Region

Wie geht es weiter? „Das Umspannwerk ist bei Siemens bereits bestellt“, sagt Arntzen. In den nächsten Monaten erfolgt die Installation weiterer Testanlagen. Nordex hat sich für seine N131/3300 mit 131 Meter Rotordurchmesser und 3,3 MW Nennleistung einen Platz gesichert. Trotz der Leistungssteigerung, verspricht der Hersteller, soll der Schallleistungspegel bei maximal 104,5 dB (A) bleiben. Siemens will im Herbst den ersten in Deutschland installierten Prototyp der SWT-3.3-130 im Windtestfeld errichten. Ebenfalls in diesem Jahr soll dort auch die GE-Anlage 3.2-130 aufgebaut werden. Sie kommt mit größerem Rotordurchmesser und besseren Lastenmanagementsystemen in Verbindung mit effizienterer Triebstrangtechnologie. Senvion befindet sich für eine 3.4M104 ES im Genehmigungsverfahren. Sie verfügt über ein neues elektrisches System und wurde für windstarke Onshore-Standorte entwickelt. Außerdem plant GP Joule im Testfeld eine Versuchsanlage für Power-to-Gas. Damit ist der Platz dort ausgeschöpft. Dabei sind nicht einmal alle Interessenten zum Zuge gekommen.

Die Skywind-Anlage sorgte schon zur Husum Wind 2015 für Aufsehen. - © Skywind
Die Skywind-Anlage sorgte schon zur Husum Wind 2015 für Aufsehen.

Insgesamt zehn Bewerbungen um Teststandorte hatten der Gesellschaft demnach vorgelegen. Der Vergaberat des Windtestfelds hatte daraus die Unternehmen ausgewählt, die sowohl mit Arbeitsplätzen in Schleswig-Holstein als auch mit überzeugenden technischen Innovationen punkten konnten. Denn bei dem Windtestfeld, das kosten­deckend arbeiten soll und nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, geht es auch um Wertschöpfung für die Region. Das zeigt sich auch in der Gesellschafterstruktur, wo neben dem Kreis Nordfriesland, der Wirtschaftsförderung, den anliegenden Gemeinden, örtlichen Stromversorgern, dem DNV GL auch die Hochschule Flensburg und die Husumer Messegesellschaft vertreten sind. Für das Land Schleswig-Holstein ist dieses öffentlich beherrschte Testfeld ein Leuchtturmprojekt, für Husum ist es die Stärkung des Messestandorts.

Holger Arntzen, Geschäftsführer der Windtestfeld-Nord, ergänzt: „Es ist ein Schaufenster für die Husumer Windmesse. Schon während der Husum Wind 2015 nahmen viele Messebesucher an Exkursionen in die Südermarsch teil. So nah an einem Testfeld findet keine andere Messe statt.“ Arntzen führt aus, nach welchen Kriterien die Bewerber um die begehrten Teststandorte ausgewählt wurden: „Wir achten darauf, dass sie Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein schaffen oder erhalten.“ Er weist darauf hin, dass alle Betreibergesellschaften ihren Firmensitz in Nordfriesland haben. Arntzen hatte als Mitarbeiter der WFG-NF die Gründung des Testfeldes mit organisiert. Die WFG-NF ist Trägerin eines Projekts zur Förderung der Erneuerbare-Energien-Branche, der Netzwerkagentur EE.SH, und verfügte so über die nötigen Kontakte, um die Gesellschafter für die Windtestfeld-Nord zusammen zu bringen: Drei Gemeinden vertreten die Interessen der Anwohner, die Stadtwerke Husum und die Gemeindewerke Leck die regionalen Energieversorger. Das Wind Energy Technology Institute (WETI) der Hochschule Flensburg, die ebenfalls Gesellschafterin ist, prüft im Vorfeld, ob es sich um echte Innovationen handelt. Was Arntzen besonders freut, ist das gemeinsame Agieren der beteiligen Firmen. „Es gibt viele Synergien: der Ausbau der Infrastruktur, das Umspannwerk und diverse notwendige Gutachten. Konkurrenz ist nicht das dominierende Thema.“

Die Anlagen werden übrigens nur so lange an dem Standort bleiben, bis sie fertig getestet sind. Dann werden sie abgebaut und nach zehn Jahren durch neue Testanlagen ersetzt. Das Testfeld ist schon jetzt ein voller Erfolg. Aus diesem Grund soll es ein weiteres geben. „Da testen dann wieder diejenigen, die die größte Wertschöpfung am Standort erzielen.“ (Nicole Weinhold)