Der reibungslose Ablauf von Projekten hängt oft an der Zusammenarbeit mit Behörden. Felix Grolman, CEO der VSB-Gruppe, erklärt wie man diese optimiert.
Stichwort Energiewende: Wie beurteilen Sie die politischen Rahmenbedingungen in Europa und wie könnte man den Behörden bei ihrer Arbeit unter die Arme greifen?
Felix Grolman: Ich sehe Europa grundsätzlich auf einem positiven Weg. In den vergangenen Jahren sind die Prozesse und der Genehmigungserhalt deutlich einfacher geworden. Die Regulatorik muss allerdings auch noch in der kleinsten Behörde ankommen und die Mitarbeitenden müssen verstehen, welche Beschleunigungsmöglichkeiten es gibt und diese auch konsequent anwenden.
Sie können als Planer die Behörden nicht vollends bei der Hand nehmen. Was wir allerdings als Service anbieten können, ist, alle Inhalte so auf- und vorzubereiten, dass eigentlich gar nichts mehr schiefgehen kann. Wir haben viele erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Praxis sehr komplexe und herausfordernde Projekte erfolgreich bis zur Genehmigung geführt haben. Von diesem Wissen profitieren unsere Ansprechpartner in den Behörden. Als Unternehmen investieren wir viel in Daten- und Prozessmanagement, Digitalisierung und KI. Wenn nun auch behördliche Prozesse und Genehmigungen digital werden, haben beide Seiten Erfolge und wir bringen das viel gepriesene Tempo in die Energiewende.
Wie klappt die Zusammenarbeit mit den Behörden in anderen europäischen Ländern?
Felix Grolman: Unterschiedlich. Zum Beispiel in Finnland haben wir hervorragende Kooperationen und sehr effiziente Prozesse. Dort haben wir gerade eine Genehmigung für europaweit einen der größten hybriden Solar-, Wind- und Batteriespeicher-Parks – allein im Windbereich beträgt die Gesamtleistung 350 Megawatt – erhalten, die vor dem obersten Verwaltungsgericht nicht mehr anfechtbar ist. Und das hat hervorragend geklappt. Es liegt allerdings auch daran, dass Finnland ein Land mit viel offener Fläche ist.
In Polen wird es langsam besser. Da war lange Zeit eine Undurchsichtigkeit auf Behördenseite. Da sieht man auch, wie ein Regierungswechsel sich positiv auf den Ausbau der erneuerbaren Energien auswirken kann. Seit einigen Monaten ist die neue Regierung nun aktiv, und ich bemerke jetzt schon positive Effekte in den Behörden, bei den Netzbetreibern und bei der Anzahl der erteilten Genehmigungen.
Frankreich sehe ich zurzeit etwas kritischer. Nach der Entscheidung für die Neuwahlen sah man in den vergangenen Wochen so eine Art Schockstarre im Markt. In Italien sehe ich eine überraschend positive Entwicklung.
Was motiviert aus Ihrer Sicht die Bevölkerung, damit sie die Energiewende aktiv mit vorantreibt?
Felix Grolman: Die VSB engagiert sich kontinuierlich für nachhaltige, regionale Konzepte und Maßnahmen, die die Lebensqualität in den Regionen, in denen unsere Wind- und Solarparks entstehen, verbessern. Was uns als Planer hier enorm hilft, ist eine direkte Partizipation der beteiligten Bevölkerung und der Kommunen an den Gewinnen und Vorteilen. Wir haben viele Modelle, in denen wir Bürgerbeteiligungen anbieten oder die Energie direkt vor Ort nutzbar machen, wo sie produziert wird – etwa über PPAs mit Stadtwerken. Doch es gibt noch viel mehr Möglichkeiten: finanzielle Beteiligung von Kommunen nach § 6 EEG 2023, Gewerbesteuer-Erlöse, Ökostrombonus, Crowdinvesting, unternehmerische Beteiligung – Stichwort „Bürgerwind“ – oder die Unterstützung gemeinnütziger Vereine – um an dieser Stelle nur einige zu nennen.
Darüber hinaus ist es für uns wichtig, Überzeugungsarbeit zu leisten und frühzeitig die Bevölkerung zu informieren. Dabei legt VSB besonderen Wert auf eine vertrauensvolle, konstruktive Beziehung auf Augenhöhe mit den Menschen, die vor Ort leben. Wir verstehen Bürgerbeteiligung als die gemeinsame Arbeit an einem erfolgreichen und nachhaltigen Entwicklungsprozess unserer Projekte. Deswegen funktionieren unsere Projekte in Deutschland. Gerade im Windbereich haben nicht alle Akteure immer genau das gemacht, was sie vorher versprochen haben.
Zum Beispiel?
Felix Grolman: Da gibt es immer noch ein paar Akteure, die das Blaue vom Himmel versprechen und versuchen, damit das Land und die Bürgermeister zu bekommen. Und sobald sie diese haben, gehen sie zum Nächsten weiter und machen erst einmal nichts. Wir haben bei uns die klare Order ausgegeben, dass wir so etwas nicht machen, sondern tatsächlich genau das, was wir versprechen.
Uns helfen übrigens auch unsere Investitionen in das Datenmanagement. Wir haben fast 500 Projekte europaweit. Wir haben extrem investiert, damit wir hier überall State-of-the-Art digitalisiert sind. Beispielsweise Mobile-GIS-Infos und Customer Relationship Management (CRM) auf den mobilen Tablets und Endgeräten unserer Mitarbeitenden. Wir machen das als europäische Plattform, damit wir in allen Ländern, in denen wir aktiv sind, davon direkt profitieren können.
Bei Hybridkraftwerken setzen deutsche Planer auf die Innovationsausschreibungen. In Ländern wie Finnland gibt es diese nicht. Rechnet es sich trotzdem?
Felix Grolman: In Finnland haben wir gute, berechenbare regulatorische Bedingungen und die bereits erwähnte Berechenbarkeit. Für mich ist das das Wichtigste. Wenn ich weiß, wie die Regeln aussehen und dass sie langfristig so bleiben, kann ich mich daran anpassen. Wir brauchen grundsätzlich relativ stabile politische Systeme und keine retroaktive Regelung. Wir haben ein IPP, das in Richtung 400 Megawatt geht. Und wenn wir etwa ein Projekt für viele 100 Millionen Euro gekauft haben, sind wir darauf angewiesen, dass die Rahmenbedingungen so bleiben, wie sie sind. In Finnland funktioniert das ganz gut, in Deutschland zunehmend auch.
Und wir haben ein erfolgreiches finnisches Team im Markt. Das heißt, all unsere Projekte haben wir bisher fertig entwickelt. Das hat uns einen guten Ruf beschert. Das hilft uns natürlich, um dort wirklich große Projekte realisieren zu können, beispielsweise 49 Windkraftanlagen in nur einem Projekt. Die Levelized Costs of Energy sind deutlich niedriger, als wenn ich nur zwei Anlagen baue.
Helfen Speicher bei der Wirtschaftlichkeit?
Felix Grolman: Durch einen Hybridpark, in dem ich intelligent Solar, Wind und Batterien kombiniere, kann ich meine Leistung am Netzanschlusspunkt viel berechenbarer machen und zum Teil durch die Batterie beeinflussen.
Und wenn ich das auf die Leistungskurve lege, die ein Abnehmer in einem PPA haben will, kann ich mich dort gut annähern. In Deutschland gibt es darüber hinaus viele Kostentreiber für die Regenerativprojekte, von bedarfsgerechter Nachtkennzeichnung bis hin zu Umspannwerken und so weiter.
Ist das Projekt im Wald? Ist das ein Problem, wenn es um Naturschutzfragen geht?
Felix Grolman: Die Anlagen befinden sich im Wald – und das war kein Problem. Wir haben dort schon zwei Projekte – eins ist fertig, eins wird gerade fertig. Wir haben gezeigt, dass wir im Wald projektieren können.
Die Natur sieht nachher wieder so aus wie vorher. Und gerade hat das Verwaltungsgericht auch festgestellt, dass wir die Arten, in diesem Fall Wölfe, nicht wesentlich stören, während wir bauen. Wir haben mit mehr als 13 Mitarbeitenden eine große Umweltabteilung, die bei uns für Natur- und Artenschutz zuständig ist. Dadurch sind wir auf so etwas vorbereitet und dann funktioniert es.
In Finnland haben wir hervorragende Kooperationen und sehr effiziente Prozesse.
Gerade hat das Verwaltungsgericht festgestellt, dass wir die Arten, in diesem Fall Wölfe, nicht wesentlich stören, während wir bauen.