Der Bremer Planer und Betreiber WPD feierte gerade die Einweihung des Offshore-Windparks Butendiek mit 80 Windenergieanlagen und 288 Megawatt. Anlässlich der Feier war auch Ex-Umweltminister Jürgen Trittin erschienen. Verständlich, denn Butendiek war schon seine "Baustelle". Bereits am 18. Dezember 2002 wurde Butendiek als zweiter deutscher Offshore-Windpark, nach Alpha Ventus im Jahr zuvor, vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt. "Butendiek ist nur möglich gemacht worden, weil sich ein Mittelständler wie WPD gekümmert hat", sagte Jens Eckhoff, Präsident der Stiftung Offshore-Windenergie, und brach dabei mit dem Vorurteil, Offshore werde nur von den ganz großen Konzernen gemacht. Was lange währt, wird endlich gut, sollte man meinen. Eckhoff scherzte heute während der Pressekonferenz zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung: "Wir haben ja gerade fast die Festspiele der Eröffnung von Offshore-Windparks." Kurz zuvor wurden der größte deutsche Offshore-Park Global Tech mit 400 Megawatt und der erste rein kommunal finanzierte Offshore-Park Trianel Borkum 1 mit 200 MW eingeweiht.
Die Stiftung wurde also 2005 gegründet. Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, fasste die größten Offshore-politischen Ereignisse der vergangenen zehn Jahre kurz zusammen. "Wir hatten zwischen 2005 und 2015 fünf Systemwechsel", so Kuhbier. Ein stabiles Investitionsklima sieht anders aus. 2005 war zunächst noch vorgesehen, dass der Offshore-Planer sich selbst um den Netzausbau und dessen Finanzierung für den Offshore-Parkanschluss kümmern sollte. Tatsächlich gibt es das Prinzip auch in einigen Staaten - dort liegt aber die Vergütung deutlich über dem deutschen Kilowattstundenpreis. Für die hiesigen Planer hätte sich das Geschäft jedoch nicht gerechnet, wenn noch der teure Netzausbau dazu gekommen wäre.
Streitthema Netzanschluss
Dann kam die "Steckdose auf dem Meer", der zuständige Netzbetreiber sollte den Offshore-Planern den Netzanschluss am Windpark rechtzeitig bereitstellen, wenn der Windpark fertig war. 2011 kam die Bekanntgabe des Netzbetreibers Tennet, er könne die Kosten für den Netzausbau nicht stemmen - was wiederum die Offshore-Branche verunsicherte: Wird man überhaupt einen Netzanschluss bekommen, wenn man jetzt einen Windpark plant? Und wann? 2012/13 habe man dann entschieden, dass erst das Netz gebaut werden müsse. Nach zu einem weiteren Wechsel gesellte sich die Reduzierung der Ausbauziele dazu: Bis 2020 sollen 6,5 statt ursprünglich zehn Gigawatt und bis 2030 15 GW aufgestellt werden. Und die nächste große Veränderung wartet schon auf die Branche - der Wechsel von der EEG-Festpreisvergütung zu Ausschreibungen.
In der Vergangenheit hatten die Anpassungen zunächst vermehrt damit zu tun, dass die Bedingungen soweit korrigiert werden mussten, dass sie für die Offshore-Industrie attraktiv genug wurden, überhaupt endlich mit den Planungen zu beginnen. Steckdose auf dem Meer und Stauchungsmodell (erhöhte Anfangsvergütung) gehören dazu. In jüngerer Vergangenheit wurde dann eher darüber diskutiert, wie man Offshore Kosten sparen kann. Diesbezüliche Überlegungen führten derweil zu Verunsicherung unten den Offshore-Investoren. Die Erfindung der "Strompreisbremse" des ehemaligen Bundesumweltministers Altmaier habe zu massiven Investitionsstaus aus dem Ausland geführt, erinnerte Kuhbier.
Ausbauziel erreicht, und dann?
Heute warten wiederum neue Herausforderungen auf die Offshore-Branche. Kuhbier warnte: "Wenn die 6,5 GW vor 2020 gerissen werden, darf die Branche nicht ausgebremst werden." Siemens Regenerativ-Chef Markus Tacke habe gesagt, 1,2 GW jährliche Ausbaumenge sei für die Offshore-Windkraft erforderlich, damit ein vernünftiger Wettbewerb stattfinden kann. Sollte das Ziel also zu früh erreicht werden, so Kuhbier, dürfe es nicht auf eine Zeit zwischen 2020 und 2023 hinaus laufen, in der nur noch 0,4 GW aufgestellt werden. Immerhin hat Siemens gerade erst den Bau einer Offshore-Fertigung in Cuxhaven angekündigt.
Die größte Baustelle aber, die auf die Branche jetzt zukommt, sind die Ausschreibungen. Die Stiftung ist derzeit dabei, gemeinsam mit Partnern eine Stellungnahme zu den vom Wirtschaftsministerium dazu verfassten Eckpunkten zu formulieren. Ein Problem sei, so Kuhbier, die Frage, wie man mit genehmigten Projekten umgeht, die bei den Ausschreibungen keinen Zuschlag bekommen haben. Da den Planern bis dahin hohe Ausgaben entstanden sind, müsse man über Entschädigungen nachdenken.
Zehn Cent pro Kilowattstunde
Neben alle Schwierigkeiten der Branche gibt es dennoch zum zehnjährigen Jubiläum einiges zu feiern. Die Erfahrungen, die mit dem Testfeld Alpha Ventus gesammelt wurden, hätten der Branche geholfen, später Fehler zu vermeiden, so Eckhoff. Vor allem der Einsatz passgenauer Logistik habe bei späteren Offshore-Parks zur Kostenreduktion geführt. Kuhbier und Eckhoff sehen auch für die Zukunft Kostensenkungspotenzial. Sie prognostizieren, dass Windparks, die ab 2020 genehmigt werden, auf einen Kilowattstundenpreis von zehn Cent kommen werden. (Nicole Weinhold)