Tilman Weber
Gleich für 1,7 Gigawatt (GW) hat Windturbinenhersteller Siemens Gamesa jetzt Bestellungen aus den USA für Offshore-Windkraftanlagen in die Auftragsbücher eingetragen. Wie der Weltmarktführer beim Ausbau von Meereswindparks am Donnerstag meldete, entschieden sich die kooperierenden Windparkentwickler Ørsted and Eversource nicht nur für Siemens Gamesa (SGRE) als bevorzugten Lieferanten für drei Offshore-Windparks mit Netzanschlüssen von 2022 bis 2024. Sie erteilten dem Turbinenbauer auch den von der abschließenden Investitionsentscheidung abhängigen konkreten Auftrag zur Lieferung von gleich 214 Windenergieanlagen vom Typ SG 8.0-167.
Von den 8,0 Megawatt (MW) leistenden Anlagen - mit einem im Vergleich zur aktuellen SGRE-Offshore-Großturbine um 23 Meter größeren Rotor mit 167 Metern Durchmesser - steht bislang erst der Prototyp an seinem Teststandort in Dänemark. Die bedingte neue Bestellung für das nächstgrößere und dank längeren Rotorblättern mehr Wind einfangende Modell verteilt sich auf drei Offshore-Windparks vor der Nordostküste der Vereinigten Staaten. Demnach bilden die Anlagen die Windparks South Fork mit 130 MW vor Long Island, Revolution Wind mit 704 MW vor Rhode Island und Sunrise Wind vor New York mit 880 MW wiederum vor Long Island. Die Netzanschlüsse der drei Projekte sollen vorbehaltlich der finalen Investitionsentscheidung der Reihe nach vom kleinsten bis zum größten Projekt im Jahrestakt 2022, 2023 und 2024 erfolgen..
Auftrag unmittelbar nach Zuschlag durch New York
Die für die drei Projekte als Bieterkonsortium zusammengeschlossenen Projektierer Ørsted and Eversource hatten den bedingten Auftrag an Siemens Gamesa unmittelbar nach Erhalt des Zuschlags des Bundesstaates New York erteilt. Die Region plant den Ausbau von 2.400 MW Offshore-Windkraft vor ihrer Küste bis 2030 und hat mit den Ausschreibungen zur Vergabe von Projektentwicklungsrechten begonnen. Anfang des Jahres hatte zudem der regierende Gouverneur des Bundesstaats, Andrew M. Cuomo, einen Ausbau der Offshore-Windkraft vor New York bis 2035 auf 9.000 MW vorgeschlagen.
MHI Vestas errichtet Windpark 2021 oder 2022
Vor Siemens Gamesa wird allerdings vermutlich Wettbewerber MHI Vestas den Windpark Vineyard Wind mit 800 MW vor Massachusetts als ein Großprojekt errichten. Den bedingten Auftrag hatte das gleichnamige Konsortium mit den Partnern Copenhagen Infrastructure Partners und Avangrid Renewables im November 2018 erteilt. Das Projekt solle ursprünglich noch 2021 mit MHI-Vestas-Anlagen vom Typ V164-9.5 mit 9,5 MW ans Netz gehen. Laut einer jüngsten Verlautbarung des Vineyards-Konsortium könnte es allerdings auch bis 2022 dauern, aufgrund von Schwierigkeiten mit Behörden. Der 9,5-MW-Anlagentyp von MHI Vestas wird derzeit erstmals in einem kommerziellen Offshore-Windparkprojekt vor der belgischen Küste verbaut – wo der Windpark Northwester 2 des Projektierers Parkwind bis Anfang 2020 in Betrieb gehen soll.
Der erste Windpark mit den Siemens-Gamesa-Anlagen SG 8.0-167 wird vermutlich in Taiwan entstehen. Projektierer WPD plant dort die Errichtung des 640-MW-Windparks Yunlin bis 2021 mit dem neuen Anlagentyp. Die erste SGRE-Offshore-Turbinenbestellung für das künftige 10-MW-Modell mit 193 Meter Rotordurchmesser war indes bereits Mitte April für den niederländischen Windpark Hollandse Kuist Zuid 1+2 erfolgt, der 2023 mit 76 der Turbinen ans Netz gehen soll. Vattenfall hatte den Auftrag für das Modell erteilt, das in diesem Jahr als Prototyp entstehen sollte. Vor einigen Tagen stockte Vattenfall die Bestellung sogar noch auf - kurz nach Erhalt des Zuschlags zum Bau des Folgeprojekts Hollandse Kust Zuid 3&4 mit weiteren rund 750 MW.