Deutschland ist ein Mieterland. Während in Ländern wie Großbritannien und Schweden der Kauf von Wohnungen und Häusern für Privatpersonen verbreitet ist, wohnen hierzulande die Menschen oft zur Miete. Dadurch ist es viel schwieriger, in diesem Bereich eine stärkere Verbreitung von PV-Strom zu erreichen. Bisher fehlte oftmals dem Vermieter das Interesse, während dem Mieter die Rechte nicht gegeben waren.
Toshiba bietet nun eine Konzept an, das PV-Strom vom Dach mit Ökostrom aus dem Netz kombiniert. Gezahlt werden 24,75 Cent pro Kilowattstunde Arbeitspreis und ein Grundpreis von 7,75 Euro. Dabei nutzen Kunden tagsüber die Sonne. Nachts und bei schlechtem Wetter wird ihr Strombedarf über das Netz gedeckt. Die Direktlieferung aus der Solaranlage auf dem Dach entlastet das Stromnetz. Damit werden gleichzeitig Kosten wie Netzentgelte, Umlagen und Konzessionsabgabe eingespart.
Auftakt mit 400 Wohnungen
Erster Partner von Toshiba für das Mieterstromkonzept ist die GAGFAH, eines der größten Immobilienunternehmen in Deutschland. In Städten wie Stuttgart, Nürnberg und Köln wurden schon mehr als drei Megawatt Solarleistung auf Häusern der GAGFAH errichtet. Über 4.500 Mieter profitieren künftig von dem Angebot. Seit Mitte November werden die ersten Toshiba Mieterstrom-Kunden in Villingen-Schwenningen mit Solarstrom versorgt. In der Kreisstadt im Schwarzwald hat Toshiba über 400 kW Solarleistung auf GAGFAH-Häusern installiert. Mieter in rund 400 Wohnungen können so lokal versorgt werden.
Helmut Edelmann, Director bei Ernst amp; Young im Bereich Power amp; Utilities, lobt das Mieterkonzept von Toshiba. Er beschäftigt sich mit erfolgreichen Geschäftsmodellen für Stadtwerke im Bereich der erneuerbaren Energien. "80 Prozent der Stadtwerke sagen, dass Erneuerbare für sie eine hohe Bedeutung haben", sagte er auf dem Forum Solarpraxis in Berlin. So das Ergebnis einer aktuellen Befragung von EY. "In Städten gibt es noch genügend Entwicklungspotenzial für PV." In Bayern seien zum Beispiel erst vier Prozent PV in Städten installiert. Stadtwerke unterstützten demnach Eigenversorger. Laut Edelman bieten viel inzwischen Pachtmodelle an, Direktliefermodelle, Regionaltarife. Er nennt das Beispiel der Stadtwerke Burg, die ihren günstigen Regenerativstrom nur den eigenen Kunden anbieten. In dem Zusammenhang lobte er das Investitionsmodell des Mieterstroms, wie es Toshiba, Nabau EG und Naturstrom AG anbieten.
Anfang November ging ein Projekt in Regensburg ans Netz, das von der Naturstrom AG dund der Bürgerenergiegenossenschaft Region Regensburg eG (Berr) umgesetzt worden ist. Das Energiekonzept wird abgerundet durch mehrere Ladepunkte für Elektrofahrzeuge, die ebenfalls den Solarstrom vom Hausdach nutzen. Auch Berr bietet einen Mischtarif aus Solarstrom vom Dach und dem Ökostrom von Naturstrom an. Den Sonnenstrom-Anteil liefern zwei PV-Anlagen mit einer Leistung von zusammen 97,9 Kilowatt. Und auch der Energiedienstleister Urbana hat gemeinsam mit der Berliner Gewobag ein großangelegtes Projekt für Mieterstrom initiiert. Seit Mai können die Mieter von 1.423 Wohnungen einer Berliner Siedlung Falkenhagener Feld den Strom direkt aus dem Quartier beziehen. Die nötige Energie für die Pilot-Wohnsiedlung im Stadtteil Spandau liefert ein Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung. (Nicole Weinhold)