Hannover darf sich am 24. April über den Besuch eines Megastars der Extraklasse freuen: US-Präsident Barack Obama wird die Hannover Messe eröffnen. Die USA sind in diesem Jahr Partnerland – und speziell zum Thema Energie wird der US-Präsident dort einiges zu berichten haben. Mehr dazu hier.
„Klimawandel ist ein globales Problem“, erklärte dazu kürzlich Dallas Burtraw, Senior Fellow der US-Umweltorganisation Resources for the Future. „Die Aktivitäten der USA auf diesem Gebiet haben meiner Meinung nach sogar noch größere Bedeutung für das Verhalten anderer Nationen weltweit als für die spezifischen Reduktionen in den USA.“ Der große Beitrag sei die Führungsrolle der US-Amerikaner auf diesem Gebiet. Diese Vorreiterrolle ist keine leere Worthülse. Denn Barack Obama hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Neuerungen angestoßen, mit denen die USA energiepolitisch einen deutlichen Richtungswechsel vornehmen. Klimaschutz, erneuerbare Energien und Effizienz sind die Ziele, die der US-Präsident mit seinem Clean Power Plan verfolgt. Dieser sieht eine CO2-Reduktion bis 2030 von 32 Prozent gegenüber 2005 vor. Im Februar wurde der Plan durch Klagen von 29 Staaten gestoppt, bevor die Umweltbehörde EPA ihn in Kraft setzen konnte. Der Plan sah vor, dass die einzelnen Bundesstaaten bis September 2016 bereits erste Vorschläge zur Umsetzung des Clean Power Plans auf Staaten-Ebene vorlegen. Trotz Verzögerung durch das Gericht haben bereits 19 Staaten angefangen, an ihren Plänen zu arbeiten.
Der Clean Power Plan ist nicht Obamas einzige Aktivität auf dem Feld der CO2-Reduktion. Nach seiner Vorstellung sollen Ölkonzerne gezwungen werden, eine Steuerabgabe zu zahlen, die wiederum in einen Investment-Fonds für erneuerbare Energien fließt. Die Firmen sollen nach Angaben des Weißen Hauses innerhalb der nächsten fünf Jahre zehn Dollar für jedes Barrel Öl zahlen. Der Fonds soll dafür genutzt werden, ein „sauberes Transportsystem für das 21. Jahrhundert“ aufzubauen. Dies soll die Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen und den Ausstoß von Abgasen verringern. Nach Angaben des Weißen Hauses könnte das System Geld und Zeit sparen - durch Reduzierung von Verkehrsstörungen, die die Amerikaner sonst rund 160 Milliarden Dollar kosten würden und Unternehmen noch einmal 30 Milliarden.
CO2-Reduktion im US-Transportsektor
Vor allem ließe sich durch die Umsetzung des Plans CO2 einsparen, weil der Fokus auf erneuerbarem Kraftstoff liegt. Der Plan soll öffentliche Investitionen anstoßen und Subventionen für Innovationen des Privatsektors ermöglichen. So soll die Abhängigkeit von Öl reduziert werden - und der CO2-Ausstoß im Transportsektor. Dieser macht immerhin fast 30 Prozent des gesamten Treibhausgasausstoßes der USA aus.
Bei Windenergie und Solar stehen derzeit bereits alle Zeichen auf Wachstum. Die USA könnten mit einem prognostizierten Solarzubau von 16 Gigawatt 2016 sogar China bei den jährlichen Neuinstallationen überholen. Als Grund für die guten Marktaussichten nennen Analysten von GTM Research vor allem die Verlängerung der Steuervergünstigungen Investment-Taxcredit (ITC) bei der Investition in die Photovoltaik. Die US-amerikanische Windbranche konnte ebenfalls von der wiedergewonnenen Investitionssicherheit durch die Taxcredit-Verlängerung (PTC) profitieren. 2015 wurden in der Neuen Welt 8,6 Gigawatt neu ans Netz gebracht, 77 Prozent mehr als noch 2014. 9,4 weitere Gigawatt waren Anfang 2016 bereits im Bau. Die amerikanische Windbranche sei gerade dabei, die 75-Gigawatt-Marke zu durchbrechen, so John Hensley vom amerikanischen Windindustrieverband AWEA. Nachdem die Steuervergünstigungen in den vergangenen Jahren immer nur für kurze Zeit gewährt worden waren und Investitionssicherheit fehlte, sind ITC und PTC Ende 2015 vom US-Energieministerium für einen Zeitraum bis Ende 2019 festgelegt worden.
Der Boom von CO2-freien Technologien, Effizienz und erneuerbaren Energien in den USA sorgt für frischen Schwung in der Wirtschaft. Neue Unternehmen gründen sich, deutsche Firmen wie die jüngste Vestas-Tochter Availon reparieren Windturbinen in den Staaten, Forschung und Entwicklung präsentieren neue, saubere Technologien. 350 US-Aussteller – nie hat ein Partnerland der Hannover Messe auch nur annähernd so viele Gäste aus der Heimat angekündigt. Man darf gespannt sein. Mehr zum Partnerland USA auch hier in einem Video. (Nicole Weinhold)