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Kommentar: Wind Energy Hamburg

Eröffnung der weltgrößten Windmesse und -konferenz vor leeren Stühlen

Zur Erinnerung: Die Wind Energy Hamburg hat sich ihren Platz in der Messelandschaft mit harten Bandagen erkämpft. Bevor das Event erstmals 2014 mit großem Erfolg ausgetragen werden konnte, mussten die Veranstalter viele Wege laufen, an viele Türen klopfen, Verbündete finden. Das hat für die Hamburger und ihre Partner, die Husum Wind Veranstalter, sehr gut geklappte. Die beiden Messen kommen gut an. Das Konzept einer internationalen Windmesse in Hamburg und einer nationalen in Husum im jährlichen Wechsel geht auf.

Für dieses Jahr sollte noch eins drauf gesetzt werden. Die europäischen Windenergievereinigung – ehemals EWEA, jetzt Wind Europe – veranstaltet ihre Jahreskonferenz zeitgleich mit der Wind Energy im nahe gelegenen Kongresszentrum am Dammtor. Allein die EWEA hat in der Vergangenheit zum Eröffnungs-Tamtam große Säle gefüllt.

Gestern kam man um 9 Uhr morgens zur Eröffnung des Doppelevents ins Kongress-Zentrum, und man war sich nicht sicher, ob man richtig war. Keine Menschenmengen, nur dezente Hinweise auf den Summit, der hier noch bis einschließlich morgen in zahlreichen Parallelpanels mit hochkarätiger Besetzung stattfindet.

Der Saal schließlich war wirklich erschreckend schlecht besucht. Dabei hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sein Kommen zugesagt. Und auch sonst gibt es am Programm der Veranstalter nichts auszusetzen. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz war gekommen. CEOs der Windindustrie diskutierten auf der Bühne. Gabriel sprach dann von "kluger Standortpolitik", für die er Olaf Scholz gratulierte. Hamburg leiste Großes in der Entwicklung dieses Wirtschaftszweigs. Und tatsächlich erinnern wir uns, dass Scholz schon vor Jahren die ersten hitzigen Auseinandersetzungen mit Peter Harry Carstensen, damals noch Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, geführt hat, um die Leitmesse der Windbranche von Husum nach Hamburg zu bringen.

Und tatsächlich ist Hamburg ein guter Messestandort. Schon am ersten Tag gestern herrschte reger Trubel in den Hallen. Die Wind Energy hat noch einmal zugelegt gegenüber 2014. Über 1.400 Aussteller verteilen sich über die komplette Messehallen-Fläche in neun Hallen. Und sie ist international. 44 Prozent internationale Aussteller haben sich eingefunden. 16 Nationalpavillions kommen hinzu. Messechef Bernd Aufderheide stellte zufrieden fest, die Wind Energy sei "ein Schaufenster der Energiewende" und Hamburg die "Hauptstadt des Windes".

Nur die Auftaktveranstaltung spiegelte das nicht wider. Dass die Veranstaltung so schlecht besucht war, mag unter organisatorische Schwächen verbucht werden: 1) 9 Uhr ist keine gute Zeit. Zu früh. 2) Messe und Kongress liegen räumlich zu weit auseinander. Mal eben von der Messe rüber gehen – dazu hat keiner Lust, der noch den ganzen Tag über zwischen A- und B-Hallen hin und her rennt. 3) Die Werbetrommel ist nicht genug für die Eröffnung gerührt worden. Man munkelt, dass die beiden Veranstalter, Wind Europe und die Hamburg Messe, sich hier eher gegenseitig geschwächt haben, also nicht miteinander agiert haben, sondern gegeneinander. 4) Der Kongress und die gesamte Europäische Windvereinigung haben es ohnehin derzeit schwer. Die Publikumszahlen brechen ein, der Verband kommt aus der Krise nicht raus. Sonst hätte Wind Europe sich wohl gar nicht auf den Hamburg Deal eingelassen. Denn in besten Zeiten hatte die Konferenz selbst eine große, dazugehörige Messe am Laufen.

Fest steht aber, dass ein solcher schlecht besuchter Saal zur Eröffnung kein schönes Aushängeschild ist. Jetzt hat Gabriel vor halbleeren Sitzreihen gesprochen. Die Presse hat dieses Bild von der Windbranche aufgenommen. Ein kleinerer Saal wäre beim nächsten Mal die bessere Alternative. Oder man legt sich eben etwas ins Zeug, um die Zuschauer an den Start zu kriegen.

Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold - © Foto: Nicole Weinhold
Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold