Nach Berechnungen des Stromversorgers Rabot Energy ist der durchschnittliche Preis an der Strombörse im Februar 2025 auf einen Wert von 12,84 Cent pro Kilowattstunde angestiegen. Das Unternehmen hat dazu die entsprechenden Daten der Energy Charts des Fraunhofer ISE ausgewertet. Dies ist der höchste Durchschnittspreis seit einem Jahr. Es zeigt sich auch immer wieder, dass die Preise im Monat Februar ansteigen.
Der Grund ist, dass in diesem Monat jedes Jahr der Anteil der Erneuerbaren im Strommix am geringsten ist. Während der Ökostromanteil im Januar noch bei 51 Prozent lag, sank er im Februar auf 44 Prozent. Damit wird klar: Je höher der Anteil der Erneuerbaren im Strommix ist, desto geringer sind die Strompreise an der Börse.
Erdgas ist derzeit der Kostentreiber
Dass dem so ist, ist schon seit vielen Jahren klar. Es ist auch klar, wer der Kostentreiber der Strompreise an der Börse ist. Denn je geringer der Anteil von Wind- und Solarstrom, desto höher steigt der Anteil an Erdgas. Diese Entwicklung ist nicht neu, sind doch die Erdgaskraftwerke derzeit die teuerste Technologie, die es am Markt gibt. Sie kommt erst zum Zuge, wenn alle anderen Technologien inklusive Kohlekraftwerke geliefert haben, die Spitzenlast aber weiterhin nicht abdecken können.
24 Milliarden für internationale Gashändler
Dazu kam noch, dass nach Angaben von Rabot Energy die Erdgaspreise im Februar auch noch sehr hoch waren – nicht zuletzt, weil wieder mehr Gas verheizt wird, dank der Hetzkampagne konservativer und rechtspopulistischer Akteure und Medien gegen die sinnvolle Heizung mit erneuerbaren Energien – Stichwort Heizhammer. Dieser verhinderte Ausbau hat nach Berechnungen des Borderstep Instituts den internationalen Gashändlern voraussichtlich 24 Milliarden Euro zusätzliche Gewinne beschert, die die deutschen Hauseigentümer und Mieter ihnen überwiesen haben
Preiswerter Strom für die Wirtschaft
Diese Entwicklung ist nicht ungewöhnlich. Sie zeigt aber deutlich, wer die Kostentreiber auf dem Strommarkt sind. Schließlich haben alle im Wahlkampf deutlich immer wieder vernommen, dass sich die neu anschickende Bundesregierung darauf konzentrieren will, den Wirtschaftsstandort Deutschland unter anderem mit preiswertem Strom zu sichern.
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50 neue Gaskraftwerke sind ein Irrweg
An dieser Stelle steht genau diese Bundesregierung noch vor Amtsantritt vor einer echten Herausforderung. Denn einerseits will sie preiswerten Strom. Dies ginge auch mit fossilen Kraftwerken und jeder Menge dauerhafter Subventionen. Die 50 neuen Erdgaskraftwerke, mit deren Bau die Union durch den Wahlkampf getingelt ist, müssten über ihre gesamte Betriebsdauer massiv unterstützt werden, ohne dass der mit Erdgas erzeugte Strom preiswerter würde, wie das bei der Subventionierung von Ökostrom der Fall ist. Dieser wird kontinuierlich preiswerter. Für eine solche Dauersubventionierung ist eigentlich kein Geld da.
Fernleitungsbetreiber bereitet sich auf baldigen Wasserstoff-Transport vor
Erneuerbare ersetzen teures Erdgas
Damit wird klar, auf welche Technologien die neue Bundesregierung setzen muss, wenn sie ihr Wahlversprechen von preiswertem Strom einhalten will. Es sind die erneuerbaren Energien, die die Kosten senken. Um Entwicklungen wie jedes Jahr im Februar zu vermeiden, sind andere Ansätze notwendig als der Bau weiterer Erdgaskraftwerke und der Kauf von wahnsinnig teurem Erdgas – egal ob es aus russischer, US-amerikanischer oder nahöstlicher Quelle kommt.
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Hier ist am Ende nur ein Weg sinnvoll: Die Erneuerbaren müssen schneller ausgebaut werden. Zusätzlich ist der zügige Aufbau von Speichertechnologien notwendig. Hier sind es sicherlich Batteriespeicher, die zuerst errichtet werden. Doch auch der Ausbau einer Infrastruktur für grünen Wasserstoff ist dringend notwendig.
Wasserstoff als saisonaler Speicher
Gebraucht werden mehr Elektrolyseure, die überschüssigen Sonnen- und Windstrom in Wasserstoff umwandeln. Dann ist auch das Kappen von Erzeugungsspitzen nicht mehr notwendig. Dieser Wasserstoff muss als saisonaler Speicher wieder rückverstrombar sein. Ob diese in umgebauten Erdgaskraftwerken geschieht, oder in neuen Anlagen, in denen Brennstoffzellen verbrauchernah den grünen Wasserstoff wieder in Strom umwandeln, wird sich technologisch entscheiden. Klar ist aber: Die Grundlage der Versorgung von Wirtschaft und Verbrauchern mit preiswertem Strom ist der zügige Ausbau von Photovoltaik und Windkraft. Darauf muss die neue Regierung den Schwerpunkt ihrer Energiepolitik legen.