Das ist sensationell! Bis Jahresende 2017 könnten fast 217 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt werden. Im Vorjahr waren es mit 188 Mrd. kWh nur 31,6 Prozent des Bruttostromverbrauchs.
Wie verteilt sich die Erzeugung? Offshore-Windkraft hat um 49 Prozent auf gut 18 Mrd. kWh am stärksten zugelegt (2016: 12,3 Mrd. kWh). Wind onshore legt um 21 Mrd. kWh leicht zu und erreicht gut 87 Mrd. kWh. Über 40 Prozent Anteil an der Stromerzeugung aus Erneuerbaren hat die Windenergie an Land als stärkste Regenerativquelle. Auf Platz 2 und 3 folgen Biomasse mit fast 24 Prozent, davon fast drei Prozent biogener Anteil im Abfall, und Photovoltaik mit über 18 Prozent. Photovoltaik ist um vier Prozent auf fast 40 Mrd. kWh gestiegen, Biomasse und Abfall (biogener Anteil) um ein Prozent auf gut 51 Mrd. kWh.
Die Erneuerbaren haben damit das von der Bundesregierung für 2020 gesteckte Ziel von 35 Prozent Erneuerbaren am Stromverbrauch übertroffen. Das ist eigentlich eine gute Nachricht für den Klimaschutz - wenn aber gleichzeitig die Stromproduktion aus fossilen Kraftwerken nicht zurück gefahren wird und wir stattdessen einfach mehr Überschussstrom exportieren, haben wir für den Klimaschutz nichts gewonnen. Damit der Strom aus Erneuerbaren umfänglich genutzt werden kann, müssen Kohlekraftwerke schleunigst vom Netz gehen. Bei einem so erfolgreichen Regenerativausbau die Klimaziele nicht zu erreichen - das wäre ein Hohn! Dabei darf nicht vergessen werden, dass CO2 nicht allein im Stromsektor erzeugt wird, sondern auch in den beiden anderen Sektoren Wärme und Mobilität. Dort stagniert der Anteil erneuerbarer Energien seit Jahren bei sechs Prozent im Verkehr und 13 Prozent in der Wärme.
Eine Infografik der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) zum Primärenergieverbrauch in den Bundesländern zeigt, dass beim Umstieg auf Erneuerbare Energien und die Steigerung der Energieeffizienz weiterhin großer Handlungsbedarf besteht. Mecklenburg-Vorpommern deckt als einziges Land seinen Primärenergiebedarf zu mehr als einem Drittel (37 Prozent) aus regenerativen Quellen, aber in fast der Hälfte aller Bundesländer ist der Anteil noch einstellig.
Der Großteil der Erneuerbaren wird wie man sieht von der Biomasse gedeckt. Die starke Bedeutung der Bioenergie liegt vor allem in ihrem Einsatz in den Bereichen Wärme und Verkehr begründet, in denen andere erneuerbare Energieträger noch viel Nachholbedarf haben. Der Windenergie-Anteil wächst ebenfalls, in Schleswig-Holstein erreicht sie bereits knapp 40 Prozent des erneuerbaren Primärenergiebedarfs. Der Primärenergieverbrauch ist in den meisten Ländern zwar gegenüber 2008 gesunken, aber nicht in Brandenburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen. Selbst in den Ländern mit dem höchsten Regenerativanteil am Primärenergieverbrauch wie Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen (23,1 Prozent) und Brandenburg (20,4 Prozent) ist man von dem erklärten Ziel der vollständigen Dekarbonisierung unserer Energieversorgung weit entfernt. Es ist also noch zu früh, um sich zurückzulehnen. Zu den großen Herausforderungen unserer Zeit gehört (neben dem dringend erforderlichen Kohleausstieg), dass wir den Energiebedarf senken. Jeder, Haushalte, auf der Straße, in der Industrie. Dafür müssen endlich Lösungen auf den Tisch.