Vor dem Start des Berlin Energy Transition Dialogue fassten Vertreter von Politik und Verbänden schon einmal zusammen, welche Aspekte im Fokus der zweitägigen Konferenz stehen. Peter Röttgen, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), verwies darauf, dass es heute nicht mehr nur um Stromproduktion gehe, sondern eben auch um die Integration der Regenerativproduktion. „Es ist daher nötig, das bestehende Energiesystem zu überdenken“, so Röttgen. Man brauche Flexibilität und eine Vernetzung der unterschiedlichen Netze für Wärme, Gas und Strom. Zudem müsse man die Energie nicht nur über Entfernungen transportieren, sondern auch über die Zeit. „Dafür brauchen wir Speicher, Power to Heat und so vieles mehr.“ Miguel Berger vom Auswärtigen Amt erklärte, man habe in den vier Jahren, in denen der Energy Transition Dialogue stattfindet eine beachtliche Lernkurve erreicht. „Wir wollten politische Entscheider und Unternehmen zusammenbringen, das ist gelungen.“ Es habe so viele Anfragen von anderen Staaten gegeben, die von der deutschen Energiewende lernen wollten. Inzwischen hätten 80 Prozent der Staaten ihre eigene Energiewende. „Wir können inzwischen auch von deren Erfahrungen lernen.“ Das bestätigte Thorsten Herdan, Referatsleiter für Effizienz im Wirtschaftsministerium: „Wir sind nicht nur dazu da, unsere Erfahrungen in die Welt zu tragen, sondern auch von anderen zu lernen.“ Man müsse gemeinsam die Botschaft der weltweiten Energiewende verbreiten. Das sei – ganz nebenbei – das Investitionsprogramm Nummer eins in der Welt. Dem konnte Adnan Amin, Generalsekretär der Internationalen Regenerativagentur IRENA nur zustimmen. Eine der neue Erkenntnisse aus dem heute vorgestellten neuen IRENA-Bericht “Global Energy Transformation – a Roadmap to 2050” lautet, dass der Systemwandel zu einer dekarbonisierten Welt deutlich mehr Investitionen als zunächst angenommen. War bisher die Rede von Investitionen in Höhe vor 93 Billionen US-Dollar zwischen 2015 und 2050, so erhöht sich der Wert in der neuen Studie um 30 Prozent auf 120 Billionen.
Amin verwies darauf, dass 2017 165 Gigawatt an Erneuerbaren neu installiert wurden. „Unser Ziel ist es, dass Erneuerbare im Jahr 2022 in den meisten Teilen der Welt wettbewerbsfähig sein werden.“ Effizienz und Erneuerbare können nach den Ergebnissen der neuen Studie 90 Prozent des Klimagases CO2 reduzieren. Allerdings müssten Erneuerbare dafür sechsmal schneller wachsen. Es werde eine Lernkurve geben, damit Erneuerbare ins System integriert werden können und damit die Versorgungssicherheit voll erhalten bleibt. Außerdem gehe es um die Frage, wie sich Transportsektor, Wärme und Kälte dekarbonisieren lassen. Ein positiver Effekt wird die Entwicklung der Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren sein – so wie insgesamt das Wirtschaftswachstum.
Die Berlin Energy Transion Dialogue eröffneten am heutigen 17. April Bundesaußenminister Heiko Maas und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Maas sagte: „Die konsequente Implementierung der Energiewende hat Priorität für uns.“ Wenn dies nicht gelinge und der Klimawandel weiter voranschreite, werde man sich mit viel größeren Herausforderungen für Stabilität und Frieden konfrontiert sehen als heute. Altmaier erklärte, viele Staaten seien dabei, ihre Energieversorgung so radikal umzukrempeln wie Deutschland – und sie würden auf dieselben Probleme und Herausforderungen stoßen. „Wir wollen mit unseren Gästen gemeinsam Lösungen finden.“ An zwei Tagen kommen dort Politiker und hochrangige Delegationen aus 40 Ländern zusammen, sowie Vertreter von Unternehmen und Organisationen. Ziel ist es, ein Konzept zur Transformation des Energiesystems zu finden, das auch Transport und Wärmesektor einschließt. 2.000 Besuch aus 95 Ländern tauschen sich dazu in Berlin aus.
(Nicole Weinhold)