Ab dem 1. Januar und im Laufe des Jahres gibt es zahlreiche Änderungen für Heizkessel, Öfen, Dämmung und elektrische Geräte. Dazu gehören auch neue Dämmvorschriften. Bis Ende des Jahres 2015 müssen Hausbesitzer mit unbeheizten Dachräumen zudem die oberste Geschossdecke oder das Dach dämmen. Ausgenommen sind in beiden Fällen Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern, die seit mindestens 1. Februar 2002 selbst darin wohnen. Darüber hinaus ist aber auch viel darüber die Rede, dass der Wärmemarkt für die Energiewende bisher vernachlässigt wurde. Wir verbrauchen viel mehr Wärmeenergie als Strom. Bereits geltende Dämmvorschriften für Neubauten erreichen nur ein Bruchteil der Gebäude, weil der Altbaubestand nicht angetastet wird.
Studien beweisen Nutzen von Dämmung
In den vergangenen Wochen war in vielen Medien der Eindruck erweckt worden, eine nachträgliche Wärmedämmung habe keinen energetischen Nutzen, sei schädlich für Mensch und Umwelt und rechne sich zudem überhaupt nicht. Die Dämmung von Gebäuden sei eine Idee der Dämmstoffindustrie. Stimmt gar nicht. Dämmstoff-Bashing, könnte man sagen. Aktiv Plus e. V. widerspricht dieser Darstellung. "Die Wirksamkeit nachträglicher Wärmedämmung zur Reduzierung des Energiebedarfs ist vielfach von Studien belegt. Der zu erzielende Einspareffekt ist dabei je nach Gebäude und Nutzerverhalten unterschiedlich – Häuser sind immer Unikate, sodass ein pauschales Einsparversprechen unseriös wäre. Vielmehr ist die Entwicklung individueller Energiekonzepte notwendig, die eine Effizienzsteigerung durch Dämmmaßnahmen und Nutzung erneuerbarer Energiequellen einschließen", lässt der gemeinnützige Verein wissen. Neben einer Reduzierung der Energiekosten gehe die Dämmung von Gebäuden in der Regel zudem mit einer Komfortsteigerung für die Nutzer einher. Durch die Dämmung der Gebäudehülle würden kalte Oberflächen, an denen sich Schimmel bilden kann, verringert. Die Dämmung senke, ein geeignetes Belüftungskonzept vorausgesetzt, also auch das Gesundheitsrisiko für die Bewohner.
Treibhausgas sparen
" Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass in Deutschland ein Großteil der Gebäude, die zur energetischen Modernisierung anstehen, in der Not der Nachkriegsjahre entstandene Zweckbauten sind. Sie sind aufgrund der Konstruktion und Gestaltung in fast allen Fällen einfacher und verträglicher zu modernisieren, als die viel zitierten Stuckfassaden und Backsteinbauten", so Aktiv Plus. Grundsätzlich gelte es aber auch hier technisch und gestalterisch sorgfältig geplante, ganzheitliche Konzepte zu realisieren.
" Fakt ist: Für den Gebäudebetrieb wird immer noch gut ein Drittel des Endenergiebedarfs in Deutschland aufgewendet. Insbesondere im Gebäudebestand wird ein Großteil davon für die Heizung verwendet." Die Bereitstellung dieser Energie verursache immerhin ein Drittel der in Deutschland emittierten Treibhausgase.
So viel ist sicher: Die für den Klimaschutz unerlässliche Reduktion der Emissionen ist ohne energetische Gebäudemodernisierung nicht zu schaffen.
Dabei muss eine Gefährdung durch Inhaltsstoffe von Dämmmaterialien ebenso wie bei allen anderen Baustoffen ausgeschlossen werden. Auch die günstigsten Produkte müssen darüber hinaus umweltverträglich und recyclingfähig sein, um über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig sein zu können.
Damit Dämmmaßnahmen den erhofften Beitrag zur Energiewende leisten, sei Aufklärung statt Ablehnung notwendig. Aktiv Plus fordert:
- Entwicklung von Energiekonzepten, die neben Dämmmaßnahmen auch die Versorgung mittels erneuerbarer Energieträger gleichberechtigt betrachten.
- Berücksichtigung von Aspekten der Gebäudequalität bezüglich eines gesunden Raumklimas, technologieoffenen und wirtschaftlichen Einsatzes von Lüftungslösungen und ausreichend Tageslicht.
- Betrachtung über die Grenzen des Einzelgebäudes hinweg. Steht in der Umgebung beispielsweise Abwärme aus einem Gewerbetrieb zur Verfügung und kann diese zur Gebäudeheizung genutzt werden, kann ggf. teilweise auf Dämmung verzichtet werden. Für solche Betrachtungen sind neue Bilanzierungsinstrumente zu entwickeln, die dann auch Eingang in die öffentliche Förderung finden müssen.
- Information der Nutzer über die Auswirkungen ihres Verhaltens auf den Energieverbrauch über eine einfache Anleitung oder Gebäudeinformationssysteme. Über die Interaktion mit Gebäude können Impulse gegeben werden, die einen bewussteren Umgang mit Energie auslösen. Der ganzheitliche Ansatz eines AktivPlus Gebäudes berücksichtigt deshalb nicht nur dessen Energieverbrauch, sondern vor allem auch die Bedürfnisse der Bewohner.
- Qualitätssicherung bei der Umsetzung von Energiekonzepten zum Beispiel durch einfache Monitoringsysteme.
- Einsatz nachhaltiger und recyclingfähiger Baustoffe unter ganzheitlicher Bewertung hinsichtlich Ihrer Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus.
Weitere Infos und Hilfen finden Sie auf den Seiten des Bundesumweltministeriums.
(Nicole Weinhold)