Matthias Willenbacher gehörte zu den besonders lauten Trommlern für die Energiewende. Er schrieb das "Unmoralische Angebot an Frau Merkel", in dem er für 100 Prozent erneuerbare Energien wirbt. Dank der 2013 erschienenen autobiografisch-politischen Buchpublikation wissen seither alle Leser genau, wie es damals anfing, 1997, als Fred Jung und er sich in einer Studentenbude über die Zukunft unterhielten. Das erste Windrad hatten die Bauernsöhne gerade gemeinsam gebaut und nun wollten sie mehr davon. Nur der Firmenname fehlte noch, als Jung seinem Partner die Hand zum Einschlagen hinstreckte, „Ju“, sagte – und Willenbacher mit einem beherzten „Wi!“ einschlug. Phonetisch war mit „You“ und „We“ der Grundstein für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit gelegt – wie auch für ein internationales Geschäft.
Dann kam der Korruptionsvorwurf. Der 46-Jährige war der Vorteilsgewährung des Ex-Juwi-Beraters und früheren Thüringer Innenministers Christian Köckert angeklagt. Der Bundesgerichtshof hatte ein Urteil des Landgerichts Meiningen gegen Köckert wegen Vorteilsannahme bestätigt. Im April 2015 verließ Willenbacher den Vorstand seiner Firma Juwi in Wörrstadt bei Mainz.
Im vergangenen Monat hat das Landgericht Meiningen dann Matthias Willenbacher freigesprochen. Das Gericht sah es als nicht erwiesen an, dass er Christian Köckert einen verbotenen Vorteil gewährt hat. Im Interview mit der Allgemeinen Zeitung aus Mainz sagte Willenbacher jetzt über den Freispruch: "Ich freue mich unwahrscheinlich. Auch darüber, dass ich mich jetzt wieder voll und ganz den erneuerbaren Energien widmen kann." Wie geht es also weiter? Wie sehen die Pläne des Juwi-Gründers aus?
Er werde sich jetzt verstärkt um meine Stiftung "100 Prozent Erneuerbar" kümmern, die die dezentrale Energiewende unter Beteiligung der Bürger vorantreibt, sagte er in Interview. Darüber hinaus hat Willenbacher im vergangenen Jahr die Juwi Invest komplett übernommen. "Neustart für Juwi Invest soll im Juli sein – unter neuem Namen: Wiwin soll eine der führenden Plattformen für Anlagen im Nachhaltigkeitsbereich werden. Zum Beispiel in Form von Anleihen, geschlossenen Fonds auf Kommanditgesellschaften oder Nachrangdarlehen. Und zwar nicht nur für erneuerbare Energien, sondern auch in den Bereichen nachhaltiges Bauen und Ernährung." (Nicole Weinhold)