Es scheint, dass Zulieferer von Generatoren mit Permanentmagnettechologie für Windenergieanlagen in die Defensive geraten sind. Warum?
Jukka-Pekka Mäkinen: Wir sind einst mit einer Technologie auf den Windmarkt gekommen, die besser war, als alles was es dort vorher gab. Die traditionell genutzten elektrisch erregten doppelt gespeisten Asynchrongeneratoren gibt es ja in anderen Industrien gar nciht mehr. The Switch kam 2006 mit Permanentmagnetgeneratoren für die Windenergie auf den Markt, Damals startete der chinesische Anlagenhersteller Goldwind mit direkt angetriebenen Windturbinen. Mit der Permanentmagnettechnologie können Sie ja zwischen mittelschnell und schnell rotierenden Antriebststrängen wechseln und sie haben eine hohe Effizienz als weiteren Vorteil. Bei einem zweistufigen Getriebe für den mittelschnellen Antrieb beispielsweise können sie auf die schnelle Ausgangswelle verzichten. Permanentmagnetgeneratoren lassen zudem eine größere Spanne für die Rotationsgeschwindigkeit zu als elektrisch erregte Generatoren, bei denen Sie die Erregung des Stators noch mit Elektrizität speisen müssen. Sie bekommen daher mit Permanentmagneten über den gesamten Rotationsbereich, ob unter Voll- oder Teillast der Windenergieanlage eine bessere Effizienz. Allerdings muss man zugeben: Um höhere Erträge zu erreichen setzt die Branche derzeit lieber auf bessere Rotorblatttechnolgien, mit ähnlichen Vorteilen in den Teillastbereichen der Anlagen.
Ist der Erfolg von Permanentmagnetgeneratoren an den Erfolg alternativer Windenergieanlagen-Konzepte wie Direktantriebe oder mittelschnelle Kompaktgetriebe gebunden?
Jukka-Pekka Mäkinen:. Permanentmagneten sind doch für alle der drei Antriebskonzepte geeignet! Im Hochgeschwindigkeitsbereich können Sie 20 Prozent mehr Drehmoment erzeugen. Und Sie kriegen sogar 50 Prozent mehr Energie bei einer um 20 Prozent höheren Windgeschwindigkeit. Das ist allerdings weniger ein technische Frage sondern die Frage, wie Sie die Wicklungen des Generators gestalten.
Also scheint Ihrer Meinung nach alles auf die Permanentmagnettechnologie hinauszulaufen? Warum aber gibt es derzeit eine Renaissance der Anlagen mit doppelt gespeisten Asynchrongeneratoren?
Jukka-Pekka Mäkinen: Diese Renaissance gibt es tatsächlich, weil die Turbinenhersteller ihren Kunden Premiumwindenergieanlagen und kostengetrieben designte, also preisgünstigere Turbinen zugleich anbieten wollen. Jeder der Hersteller erzählt uns, dass sie Permanentmagnettechnologie-Kunden haben und regionale Märkte, die vor allem Kosten-getrieben sind. Deshalb benötigen sie diese beiden Optionen. Und die wichtigste Maschine für die Permanentmagnetgeneratoren ist für sie die mit mittelschnellen Generatoren.
Aber ein Grund für Ihre Schwierigkeiten ist doch die Abhängigkeit von den Preisen der so genannten Seltenen Erden, dem Rohstoff der Permanentmagneten. Diese Preise waren zuletzt explodiert und Sie können sie nicht beeinflussen, weil Seltene Erden ganz überwiegend nur in China gefördert werden...
Jukka-Pekka Mäkinen: Richtig ist, dass die Chinesische Regierung natürlich selbst will, dass sich die Permanentmagneten auf dem Weltmarkt behaupten können – gerade weil China über dieses Rohstoffmonopol verfügt. Deshalb sind die Chinesen selbst an einem stabilen Preis interessiert.
The Switch war auch der erste Zulieferer der Windbranche, der ein Hybridgetriebe einführte: Der Fusion Drive setzt Getriebe und Generator besonders eng ineinander – um did Effizienz zu steigern und Materialkosten zu sparen. Aber Sie hatten damit bisher keinen wirtschafltichen Erfolg – ähnlich ging es anderen Herstellern von nachfolgenden Modellen.
Jukka-Pekka Mäkinen: Sobald dafür ein Markt da ist, funktioniert es. Das Timing war zugegeben nicht das beste. 2006, als wir in der Windbranche neu anfingen, hätte das Hybridgetriebe noch ein großer Erfolg werden können. Aber derzeit steht die Windindustrie unter starkem Druck und keiner will viel in neue Technologien investieren. Bei uns herrscht keine Notwendigkeit, das Produkt schnell auf den Markt bringen zu müssen, aber wir sind die Führenden in der Permanentmagnettechnologie und beim Hybridgetriebe. Dass beides momentan nicht noch erfolgreicher ist, ist eine Enttäuschung, ja. Aber wir können sie zur Not auch noch in anderen Branchen vermarkten, zum Beispiel für die marine Industrie.
Wie wird sich der Markt für Sie mittelfristig entwickeln?
Jukka-Pekka Mäkinen: Die Branche will unsere Permanentmagneten im Moment nur in neuen Maschinen einsetzen. 85 Prozent der weltweit installierten Windenergieanlagen nutzen sie bislang noch nicht. Aber natürlich bestimmen die Turbinenbauer den Markt. Die überlegen sich auch: Wollen sie riskieren, dass sie ihre eigene ältere Turbinenflotte kanibalisieren, also sich mit neuer Technologie selbst Konkurrenz machen? Wir müssen die Innovationen eben zusammen mit unseren Märkten vorantreiben. Und da haben wir das Glück, dass wir tatsächlich nicht zuwarten müssen. Dank der chinesischen Turbinenhersteller, dank Siemens und auch dank Vestas sind 30 bis 40 Prozent der neuen Anlagen schon Permanentmagnettypen.
Das Gespräch führte Tilman Weber auf der Europäischen Windenergiekonferenz EWEA in Barcelona.